Viele Seniorenheime im Allgäu wieder voll belegt
Entgegen dem bayernweiten Trend steigt Nachfrage – Betreiber haben Sorgen, weil Personal fehlt
- Viele Pflegeheime in Bayern verzeichnen als Folge der Corona-Krise derzeit freie Plätze. Ein Grund für die gesunkene Nachfrage ist laut Experten die Sorge vor Corona-Ausbrüchen in den Heimen. Teils erleben die Einrichtungen Rückgänge um 20 Prozent und fürchten deshalb sogar um ihre Existenz. Anders ist die Situation in vielen Allgäuer Senioren- und Pflegeheimen. Dies hat eine Umfrage unserer Zeitung ergeben.
Die meisten von insgesamt zehn befragten Einrichtungen sind annähernd oder voll belegt. Teils müssen sich Interessenten wieder in Wartelisten eintragen. „Möglicherweise ist das Vertrauen in die Einrichtungen in Städten oder Gemeinden im Allgäu größer als in Großstädten“, sagt Thomas Zapf vom Wilhelm-LöheHaus in Kempten. Dort liegt die Auslastung derzeit bei 93 Prozent. Durch den Impfschutz gingen die Zahlen wieder nach oben.
Der Landkreis Ostallgäu betreibt drei Einrichtungen, zu denen das Seniorenund Pflegeheim Waal gehört, in dem 18 Bewohner und ein Mitarbeiter an den Folgen einer CoronaInfektion gestorben waren. Zahlreiche Medien berichteten im Mai 2020 darüber. Mittlerweile hat sich die Lage wieder normalisiert. „Aktuell haben wir in allen drei Häusern eine gute Nachfrage. Es bestehen wie vor Corona-Zeiten Wartelisten“, sagt Landratsamt-Sprecher Stefan Leonhart.
Ähnlich ist es im „Gulielminetti Seniorenwohn- und Pflegeheim“des Bayerischen Roten Kreuzes in Marktoberdorf. Dort gab es im Dezember zwei Corona-Todesfälle und mehrere infizierte Heimbewohner. Nach einem mehrwöchigen Aufnahmestopp war die Nachfrage nur noch spärlich. „Zwischenzeitlich sank die Belegungszahl um ein Drittel“, sagt Pflegedienstleiter Daniel Kahl. Seit
April gehe es aber wieder aufwärts. „Wir haben uns zum Glück wieder stabilisiert und sind fast wieder voll belegt.“Von einer „sehr großen Nachfrage“berichten Edeltraud Haug-Uhl, stellvertretende Leiterin des Bürgerstifts in Memmingen, und Stefan Spieler, Geschäftsführer des Seniorenheims St. Vinzenz im Westallgäuer Scheidegg. „Wir haben derzeit keinen einzigen Platz frei, erhalten aber viele Anrufe.“
Alle befragten Einrichtungen verzeichnen eine hohe Impfquote von über 90 Prozent unter den Bewohnern. Auch die Bereitschaft zu einer möglichen Drittimpfung sei sehr groß, heißt es. Trotz der aktuell positiven Entwicklung in der Corona-Krise herrscht in den Heimen nicht nur Sonnenschein. Sorge bereitet, dass es immer schwieriger wird, qualifiziertes Personal zu finden. Das kann für die Wirtschaftlichkeit der Häuser negative Folgen haben: Wenn die vorgeschriebene 50-prozentige Quote an Fachkräften nicht erfüllt ist, muss die Bettenzahl reduziert werden.
Dies ist teils bereits der Fall. Beispielsweise am ASB Pflegezentrum in Bad Hindelang. Dort sind zwar alle 60 Bewohnerplätze belegt. Doch es könnten zehn mehr sein. „Uns fehlt das Personal, um die genehmigten 70 Bewohnerplätze zu belegen“, sagt Geschäftsführer Uwe Kuchinke. Qualifiziertes Personal zu finden, beschreibt Thomas Zapf als zentrale Aufgabe für die Zukunft: „Der Pflegenotstand kommt mit Sieben-MeilenSchritten ins Allgäu.“