Ein harter Kumpel
Ex-Fußballprofi Achim Glückler möchte als Trainer die SGM HENOBO voranbringen
- Er ist mit einem Zehn-Minuten-Einsatz deutscher Meister geworden, hat sechs Tage im Koma verbracht musste nach einer schweren Verletzung um eine Amputation fürchten: Der 57-jährige Achim Glückler kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. In seiner Welt spielt bis heute der Fußball eine große Rolle. Glückler war Profi beim VfB Stuttgart, Karlsruher SC und dem SSV Ulm. Nun trainiert er seit etwa zwei Monaten den Kreisliga-AClub SGM HENOBO.
Seinen ersten Moment auf der großen Fußballbühne hatte Glückler am 28. Januar 1984. Beim 5:1-Sieg gegen den 1.FC Kaiserslautern kam der damals 19-Jährige zu seinem ersten Einsatz im Dress des VfB Stuttgart und damit auch in der ersten Bundesliga. Vor 19 000 Zuschauern brachte ihn Trainer Helmut Benthaus in der 80. Minute für Hermann Ohlicher ein. Was er damals noch nicht wusste: Es sollte sein einziges Spiel für den VfB bleiben. Mit diesem Kurzeinsatz war er somit aber ein Teil der Mannschaft um Guido Buchwald, die sich 1984 zum deutschen Meister krönte. „Mein Erfolg war aber nicht unbedingt die Meisterschaft, sondern dass ich einen Vertrag in der ersten Profimannschaft erhalten habe. Denn es war ein Stück weit eine andere Zeit, wo der Mannschaftsdurchschnitt wesentlich älter war und nur wenige mit 18, 19 Jahren in der Stammannschaft gespielt haben“, sagt Glückler im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Nach dem Titelgewinn in der Bundesliga zog er weiter, machte neun Erstligaspiele für den Karlsruher SC und absolvierte 32 Pflichtspiele für den damaligen Zweitligisten SSV Ulm. Zwischenzeitlich platzte laut Glückler ein angestrebter Auslandswechsel, weil er den Wehrdienst noch nicht geleistet hatte – es sollte nie mehr ein Thema sein. Glückler hatte andere Sorgen. Der Stürmer zog sich im Oktober 1987 einen Schien- und Wadenbeintrümmerbruch mit anschließendem Compartment-Syndrom zu und hatte länger mit dieser Diagnose zu kämpfen. Glückler: „Durch eine Entzündung im Knochen ist das lebensbedrohlich für mich geworden, ich war sechs Tage im Koma. Man wollte mir meinen linken Fuß amputieren: Mein Vater hat das aber verneint, das war mein großes Glück.“
Längst geht es ihm aber wieder gut. Nach zehn Operationen spielt Glückler sogar wieder Fußball, läuft für die Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart auf und hat auch schon bei mehreren unterklassigen Vereinen als Spielertrainer auf dem Feld mitgemischt. Vor einigen Wochen ist er beim Kreisligisten SGM HENOBO – einer Spielgemeinschaft der Vereine TSV Hege, SV Nonnenhorn und BC Bodolz – eingestiegen. Dort bekleidet der deutsche Meister von 1984 das Traineramt bei der ersten Mannschaft. Nach fünf Jahren Thomas Kristen hofft die SGM durch Glückler auf einen neuen Impuls.
„Der Kontakt ist entstanden, weil ich seit drei Jahren in Bodolz wohne und der Sohn meiner Lebensgefährtin in der D-Jugend spielt“, berichtet Glückler, der neue Trainingsmethoden mit zum Kreisliga-A-Club gebracht hat. So sprinten die Fußballer des SGM HENOBO beispielsweise mit einem Schlitten oder einem Fallschirm über den Platz. „Das sind Sachen aus der Moderne“, meint der 57Jährige und beweist damit, sich immer weiterbilden zu wollen.
Grundsätzlich sei er ein „Kumpeltyp“, sagt Glückler über sich als Trainer. „Ich bin aber auch hart und sehr emotional, es kann sehr gefährlich werden“, berichtet der 57-Jährige und betont allerdings auch: „Niemals würde ich einen Spieler angreifen, das habe ich mir vorgenommen und bisher auch immer eingehalten.“Bei seiner neuen Aufgabe hofft er schon, dass er die SGM von einer Mittelfeldhin zu einer Spitzenmannschaft entwickeln kann. Dafür möchte er mehr Professionalität reinbringen und auch ein „attraktives Training“anbieten. Ständiger Begleiter soll der Ball sein, so gebe es in Sachen Technik den größten Nachholbedarf bei den unterklassigen Amateurteams. Glückler versucht allerdings auch, das Vorhandene zu nutzen. Er setzt auf Zusammengehörigkeit und Kameradschaft, lässt die erste und die dritte Mannschaft deshalb auch gemeinsam trainieren.
Sein Pflichtspieldebüt bei der SGM HENOBO hat er erfolgreich gemeistert: In der ersten Runde des Bezirkspokals gab es am Samstag einen 3:1-Sieg nach Elfmeterschießen bei der SGM Hergensweiler/Niederstaufen. Bevor es am Sonntag um 15 Uhr mit dem Heimspiel gegen Eriskirch in der Liga losgeht, bestreitet die SGM am Mittwoch um 19 Uhr noch einen Test gegen die A-Junioren des VfB Friedrichshafen.