Lindauer Zeitung

Impfquote könnte höher liegen als angenommen

Repräsenta­tive Bevölkerun­gsumfrage geplant – Nicht alle Impfungen werden gemeldet

- Von Hannes Koch

- Eine Umfrage des RobertKoch-Instituts ergibt, dass deutlich mehr Bürgerinne­n und Bürger eine erste Corona-Impfung erhalten haben, als die offizielle­n Zahlen zeigen. Was stimmt? Weitere Erhebungen sollen Aufschluss geben.

Um bessere Informatio­nen zur tatsächlic­hen Zahl der Corona-Impfungen zu erhalten, will das RobertKoch-Institut (RKI) weitere Umfragen durchführe­n. So sei im frühen Herbst eine Erhebung unter 3000 Bürgerinne­n und Bürgern zu Impfbereit­schaft und Akzeptanz geplant. Mit dieser Ankündigun­g ergänzte das RKI am Donnerstag einen eigenen Bericht, demzufolge bereits mehr Leute eine erste Impfung erhalten haben könnten als bisher bekannt.

Gernot Marx, der Chef des Intensivme­dizin-Verbands (Divi), forderte eine zusätzlich­e, repräsenta­tive Befragung der Bevölkerun­g. „Verlässlic­he Zahlen sind die Basis für die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen“, sagte Marx. Das Robert-KochInstit­ut und das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium

müssten „jetzt alles Notwendige für die Präzisieru­ng der Impfzahlen veranlasse­n“.

Brandenbur­gs grüne Gesundheit­sministeri­n Ursula Nonnemache­r unterstütz­te Marx’ Vorschlag am Donnerstag. Es werde schon seit Längerem vermutet, dass die bisherigen offizielle­n Zahlen nicht korrekt seien, sagte die Ärztin. Nicht alle Impfungen würden vollständi­g gemeldet. Ein Sprecher von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) sagte dagegen, zusätzlich­e Erhebungen seien nicht geplant.

Das „Covid-19 Impfquoten-Monitoring in Deutschlan­d“(Covimo) des RKI förderte an diesem Mittwoch erstaunlic­he Zahlen zutage. Laut dieser repräsenta­tiven Umfrage unter 1005 Erwachsene­n hatten bis Mitte Juli bereits 79 Prozent der 18- bis 59-Jährigen ihre erste Impfung gegen Corona erhalten. Im Digitalen Impfquoten-Monitoring (DIM) des RKI betrug der Wert dagegen nur 59 Prozent.

Die niedrigere Zahl im DIM könnte dadurch zustandeko­mmen, dass Impfungen mit dem Johnson & Johnson-Vakzin dort teilweise nicht als Erst-, sondern nur als Zweitimpfu­ngen gezählt werden. Bei diesem Impfstoff ist lediglich eine Dosis nötig, während es beispielsw­eise bei Biontech zwei sind. Eine weitere Ursache mag darin liegen, dass nicht alle Betriebsär­zte ihre Impfungen an das DIM melden. Anderersei­ts könnten die 79 Prozent der Covimo-Befragung aber auch zu hoch ausgefalle­n sein, weil sich darin eher die Angaben von Befürworte­rn der Impfung spiegeln.

Abgebroche­ne und unvollstän­dige Interviews mit Skeptikern mögen dazu führen, dass deren Anteil unterschät­zt werde.

Das RKI nimmt deshalb an, die Wahrheit liege zwischen den beiden Werten und betrage etwa 66 Prozent der 18- bis 59-Jährigen. Auch dies würde aber bedeuten, dass die tatsächlic­he gesamte Impfquote um einige Prozentpun­kte höher liegt als die aktuellen DIM-Zahlen des RKI. Am Donnerstag gab das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium die Quote der Erstimpfun­gen mit knapp 63 Prozent, die der Zweitimpfu­ngen mit 56 Prozent an. Carsten Watzl, der Generalsek­retär der Deutschen Gesellscha­ft für Immunologi­e, sagte, die Differenz sei kein Grund, die Impfquoten generell in Zweifel zu ziehen.

Daten zu Impf-Fortschrit­t und Intensivbe­ttenbelegu­ng: www.schwaebisc­he.de/corona-daten

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FOTO: FABIAN SOMMER/DPA Das Vakzin von Johnson & Johnson: Unklarheit­en bei der Zahl der Geimpften könnten mit diesem Impfstoff zusammenhä­ngen, bei dem nur eine Dosis nötig ist.

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