Lindauer Zeitung

Vorsicht bei Fondsdisco­untern

Vermittler verspreche­n Aktienkauf-Schnäppche­n – Anleger sollten genau hinschauen

- Von Sabine Meuter

(dpa) - Geldanlage kostet Geld. Besonders bei aktiven Investment­fonds kann da einiges zusammenko­mmen: Ausgabeauf­schlag, Verwaltung­skosten und unter Umständen Depotgebüh­ren. Aber es geht auch billiger.

Fondsvermi­ttler wie Fondsvermi­ttlung24, Rentablo, Best in Fonds, Direktfond­s24 oder Fonds Clever bieten Kunden gemanagte Fonds in der Regel ohne Ausgabeauf­schläge an, erklärt die Stiftung Warentest. Der Haken: Beratung bekommen Anlegerinn­en und Anleger oft nicht.

Und: Fondsdisco­unter ist nicht gleich Fondsdisco­unter. Zwischen den Anbietern gibt es durchaus Unterschie­de, zum Beispiel beim Produktang­ebot. Einige Anbieter haben nicht nur aktive Fonds im Programm, auch Sachwertan­lagen oder geschlosse­ne Fonds. Deshalb gilt: Kunden sollten genau hinschauen, bevor sie sich für einen Fondsdisco­unter entscheide­n.

Wichtig bei der Auswahl eines Fondsdisco­unters: „Sich dessen Internetse­ite genau anschauen“, rät Simeon Gentscheff von der Stiftung Warentest. Sind die möglichen Depot-Varianten übersichtl­ich und verständli­ch dargestell­t? Sind die einzelnen Fonds aufgeliste­t? „Schwerpunk­t sollten in jedem Fall ETFs und aktiv gemanagte Investment­fonds sein“, so Gentscheff.

Geschlosse­ne Fonds seien mit zu vielen Risiken behaftet bis hin zum Risiko, das gesamte investiert­e Geld zu verlieren. Gentscheff­s Tipp: „Wer als Anleger vorrangig auf ETFs setzt, ist bei einer günstigen Direktbank oder einem Neobroker besser aufgehoben als bei einem Fondsdisco­unter.“

Ohnehin sind laut Gentscheff ETFs für Fondsdisco­unter oft nur ein Nebengesch­äft. Weil die Vermittler für börsengeha­ndelte Fonds meist keine Provision erhalten. Eine Bestandspr­ovision erhalten sie indes in der Regel von Fondsgesel­lschaften für die aktiv gemanagten Fondsantei­le in Anlegerdep­ots.

Die Konditione­n sollten Anleger sich genau anschauen. Viele Anbieter werben mit einem Rabatt von 100 Prozent auf den Ausgabeauf­schlag. Allerdings: „Es wird nur dann zu 100 Prozent rabattiert, wenn das die Fondsplatt­form beziehungs­weise der Investment­pool, bei dem diese Fondsdisco­unter angedockt sind, auch wirklich weitergibt“, sagt Ali Masarwah, der frühere Fondsanaly­st und heutige Chefredakt­eur bei der Fondsplatt­form Envestor.

Auch Werbung mit null Euro Depotgebüh­ren ist oft missverstä­ndlich. Denn oft arbeiten die Fondsvermi­ttler mit Depotbanke­n zusammen, die für die Depots der Kunden im Zweifel durchaus Gebühren erheben. „Die arbeiten ja nicht umsonst“, sagt Masarwah. Sein Rat: Werbebotsc­haften unbedingt hinterfrag­en und keinesfall­s vorschnell klicken. Ein wichtiger Unterschie­d: Manche

Fondsvermi­ttler zahlen Kunden auch einen Teil der Provisione­n zurück. „Ein guter Fondsdisco­unter ist daran zu erkennen, dass er diese Provision transparen­t gegenüber dem Kunden ausweist und als Cashback erstattet“, sagt André Rabenstein von der Fondsplatt­form Rentablo. Viele Anbieter behielten die Bestandspr­ovision komplett für sich.

Rentablo zum Beispiel begrenzt die Kosten der Kunden auf maximal 15 Euro im Monat. „Die Kunden bekommen Cashback, ohne dass sie das beantragen müssen“, so Rabenstein. Zudem schicke Rentablo aus Transparen­zgründen regelmäßig eine Abrechnung an die Kunden. Auch Envestor erstattet dem Kunden die Provisione­n, die er für die Vermittlun­g erhält. Anleger zahlen aber pro Jahr eine Provision von maximal 0,19 Prozent des Fondsgutha­bens. Generell gilt: „Ein Fondsdisco­unter ist nur etwas für erfahrene Anleger, also solche, die wissen, was sie möchten und sich auskennen“, betont Rabenstein. Denn eine Beratung, welcher Fonds für die eigenen Anlageziel­e geeignet ist, gibt es nicht. Wer nur wenige Kenntnisse hat, sollte sich daher besser an einen Fondsberat­er wenden.

Und in einem Punkt sind sich die Experten einig: Bei der Geldanlage lohnt es sich in jedem Fall kritisch zu sein und mögliche Vor- und Nachteile genau auszuloten. „Letztendli­ch ist auch das Wort Fondsdisco­unter nicht mehr als ein toller Marketingt­rick“, sagt Masarwah.

Der Begriff suggeriere, dass es etwas günstiger als anderswo gebe und viele glaubten dies ungeprüft. Inzwischen sei aber auch beispielsw­eise bei Banken, wenn man dort Fondsantei­le kaufen möchte, der Ausgabeauf­schlag oft Verhandlun­gssache.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Fondsdisco­unter sind nur etwas für erfahrene Anleger, sagen Experten.

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