Lindauer Zeitung

Lindauer demonstrie­ren in Frankfurt

Klimaaktiv­isten protestier­en in der Bankenmetr­opole gegen klimafeind­liche Investitio­nen

- Von Grischa Beißner

- Aus allen Teilen Deutschlan­ds reisen sie nach Frankfurt: Aktivistin­nen und Aktivisten von Fridays for Future. Auch aus Lindau sind Klimaschüt­zer unterwegs. Das Ziel ist ein Protest in der Bankenmetr­opole. Die Aktivisten wollen mitten im Bankenvier­tel demonstrie­ren – denn für sie tun die Banken zu wenig gegen den Klimawande­l. Im Gegenteil: Viele Geldhäuser investiere­n und unterstütz­en noch immer fossile Brennstoff­e. Nach Ansicht der Aktivisten nehmen viele Banken den Klimawande­l noch immer nicht ernst. Dagegen wollen auch die Lindauerin­nen Keona Schroff und Emily Maier protestier­en.

Die Aktion heißt Zentralstr­eik und nicht Klimastrei­k, weil es eine rein nationale Aktion ist. Mitglieder aus über 60 Ortsgruppe­n reisen dafür nach Frankfurt am Main. Das Motto: „Our future is not for sale“, zu Deutsch: Unsere Zukunft steht nicht zum Verkauf. In ihrem Aufruf zur Demonstrat­ion schreiben die Aktivisten, dass allein die Deutsche Bank zwischen 2016 und 2020 74 Milliarden Euro in klimaschäd­liche Projekte

investiert habe. Deren Hauptsitz ist in Frankfurt am Main. Doch auch viele andere Banken sollen hohe Summen in klimafeind­liche Projekte investiere­n. Nach dem Willen der Klimaschüt­zer müsse das im Interesse aller Menschen ein Ende haben.

In letzter Zeit war es um die Lindauer Ortsgruppe von Fridays dor Future etwas ruhiger. Doch die jungen Leute haben ihren Kampf noch nicht aufgegeben – im Gegenteil. Wegen der Corona-Krise haben sie sich etwas zurückgeha­lten, aber auch intern hat sich viel verändert. Zahlreiche erfahrene Mitglieder sind zum Studieren weggezogen, neue Mitglieder werden eingearbei­tet. Auch Emily Maier ist erst seit dem Frühjahr dabei. Für sie ist es die erste große Demo. Was sie in Frankfurt erwarten wird, darauf ist sie schon gespannt: „Noch sind wir relativ entspannt – aufgeregt, vielleicht ein bisschen, aber es ist eine positive Vorfreude.“

Mit den üblichen Vorurteile­n über die Klimaschüt­zer wurden die beiden jungen Frauen schon oft konfrontie­rt. „Das ist bei jeder Demo so“, sagt Maier, „irgendwer kommt immer mit ,Ihr stoßt hier doch auch CO2 aus’, aber wir kämpfen hier für was Großes im Interesse der Allgemeinh­eit. Und jeder, der sich informiert, weiß, dass wir nicht mit SUVs zu den Demos fahren.“Schroff sieht das ganz nüchtern: „Klar muss man sich auch mit der Kritik auseinande­rsetzen, aber man muss auch wissen, wo die Grenze ist.“

Die vielen verschiede­nen Ortsgruppe­n, auch aus Ulm und Leutkirch, haben einen gemeinsame­n Bus organisier­t, der die Aktivisten nach Frankfurt bringt. Dort übernachte­n sie dann im Klimacamp und bekommen eine Einweisung, welche Aktionen auf der Demonstrat­ion geplant sind. Um 14 Uhr am Freitag geht es dann mit Sternmärsc­hen ins Bankenvier­tel los, um 15 Uhr startet dort die Hauptdemon­stration.

Für Keona Schroff ist es der dritte große Protest. Sie war schon zweimal in München dabei, hat die Lindauer Ortsgruppe mit gegründet. Sie weiß, dass man im Kampf für den Klimaschut­z hartnäckig sein muss: „Ich gehe jedes Mal mit den gleichen Forderunge­n auf diese Demos, denn sie sind noch immer nicht erfüllt. Und gerade bei den Banken sehen wir, dass sie sich nicht für den Klimaschut­z

einsetzen.“Nach dem jüngsten Bericht des Weltklimar­ates könnte das lebenswich­tige 1,5-GradZiel an durchschni­ttlicher Erderwärmu­ng noch früher überschrit­ten werden als befürchtet.

Die jungen Menschen sind alarmiert. Aber Schroff schöpft auch Hoffnung: „Es ist auf jeden Fall ermutigend zu sehen, wie viele Menschen protestier­en. Gerade für eine so kleine Ortsgruppe wie Lindau freut es mich zu sehen, dass wir so viele Leute sind.“

Intern wappnet sich die Lindauer Ortsgruppe der Klimabeweg­ung schon für den nächsten globalen Klimastrei­k. Doch bis dahin gibt es noch viel zu organisier­en.

Das Wissen der erfahrenen Mitglieder muss weitergege­ben werden und die neuen Aktivisten sollen sich an den Stellen einbringen können, an denen sie ihre Fähigkeite­n am besten umsetzen können. „Jeder Mensch hat unterschie­dliche Kapazitäte­n. Wenn alle bei uns das tun können, worin sie gut sind, ist das ja auch ein großer Vorteil“, sagt Maier. Die Planungen für neue Aktionen beim Klimastrei­k laufen jedenfalls schon jetzt.

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ARCHIVFOTO: CF Klimastrei­k von Fridays for Future in Lindau 2019: Nun setzen die jungen Aktivistin­nen und Aktivisten sich in Frankfurt für den Schutz des Klimas ein.

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