Manche Barrieren wären leicht zu beseitigen
Automobilclub überprüft Parkhäuser in Kempten auf ihre Eignung für Menschen mit Handicap
(se) - Ein Aufzug, bei dem alle Tasten mit Brailleschrift versehen sind, lässt die Herzen von Thomas Wilhelm, Vorsitzender des ACE-Kreisclubs Allgäu, und SPDStadträtin Ilknur Altan höherschlagen. Bei ihrem Parkplatzcheck im Parkhaus am Klinikum in der RobertWeixler-Straße in Kempten gab es noch so manches Positive – dennoch reichte es am Ende nicht zu einer Auszeichnung.
Seit 1. Juli sind die Ehrenamtlichen des Auto Clubs Europa, kurz ACE, unterwegs, um im Rahmen ihrer Initiative unter dem Motto „Barrierefrei besser ankommen!“Parkplätze und Parkhäuser auf ihre Barrierefreiheit hin zu überprüfen. Breite, Länge, Beschilderung und Markierung der Behindertenparkplätze sind einige Punkte, die bei der Bewertung der Parkplätze eine Rolle spielen.
In den ersten Wochen des Checks haben die Tester bundesweit schon einige Parkplätze und Parkhäuser mit zwei oder gar drei Sternen bewertet. In Kempten hatten sich die Ehrenamtlichen das Parkhaus Altstadt sowie das Parkhaus am Klinikum für den Check ausgesucht, die beide von der Sozialbau betrieben werden. Dazu das Parkhaus Königsplatz der B+B GmbH Düsseldorf.
Insgesamt können 16 Punkte erzielt werden – die Parkhäuser Königsplatz und Klinikum brachten es auf neun. „Das ist nur knapp vorbei an einer Zwei-Sterne-Urkunde“, sagt Wilhelm. Dafür wäre lediglich ein weiterer Punkt nötig gewesen. Und dieser könnte leicht erzielt werden: Würden zum Beispiel Wegweiser zu den Behindertenparkplätzen aufgehängt oder Bodenmarkierungen auf den betreffenden Parkplätzen erneuert oder neu angebracht, wäre das jeweils einen Punkt wert.
„Da dürfte der Aufwand nicht so groß sein, das lässt sich sicher schnell umsetzen“, sind sich Altan und Wilhelm sicher. Wie, das zeigt das Parkhaus Altstadt, hier gibt es nämlich Wegweiser und Bodenmarkierungen. Insgesamt vergab der ACE dort zehn Punkte. „Etwas bedauerlich ist, dass es hier bei 122 ausgewiesenen Parkplätzen nur einen Behindertenparkplatz gibt“, sagt Wilhelm.
Da widerspricht Herbert Singer, Geschäftsführer der Sozialbau, die die Garage betreibt. „Es gibt tatsächlich zwei behindertengerechte Stellplätze im Parkhaus Altstadt“, sagt er. Dennoch nehme man die Anregungen gerne auf. „Die Beschilderungen schauen wir uns an. Markierungen zu erneuern, steht aktuell turnusgemäß an.“
Das Thema „Parken“betreibe die Sozialbau durchaus mit einer gewissen Leidenschaft. Andererseits mahnt Singer zum Augenmaß in Sachen Barrierefreiheit. Aus seiner Sicht bringt es zum Beispiel nichts, auf jeder Etage Parkplätze für Menschen mit Handicap anzubieten, wie es in verschiedenen Anlagen zu beobachten ist: „Die gehören ins Erdgeschoss, um umständliche Aufzugsfahrten zu vermeiden.“
Was dem ACE in allen drei Anlagen auffiel: Die Kassenautomaten seien alle zu hoch. Eine Auswahl über das Menü am Display sei für Menschen im Rollstuhl nur schwer möglich. Im Herbst wird der Kreisvorstand Allgäu an die Sozialbau für das Parkhaus Altstadt die Zwei-Sterne-Urkunde übergeben. Sollten bis dahin an den anderen Häusern Verbesserungen erfolgen, gibt es auch für sie Auszeichnungen.