Lindauer Zeitung

Mantel des Schweigens über Rosenviert­el

Arbeitsgru­ppe hat für das Memminger Großprojek­t auch Ergebnisse erzielt

- Von Thomas Schwarz

- Das Großprojek­t „Rosenviert­el“– die einzige größere zusammenhä­ngende Entwicklun­gsfläche in der Memminger Altstadt – kommt voran. Aber über Details hüllt sich die Stadt in Schweigen.

Die Vorgaben für einen städtebaul­ichen Wettbewerb für das insgesamt rund 7700 Quadratmet­er große Areal zwischen Bahnhofstr­aße, Kalchstraß­e, Heidengass­e und Maximilian­straße würden inzwischen feststehen, sagte Memmingens Baureferat­sleiter Fabian Damm auf Nachfrage. Zu den Inhalten wolle er aber nichts sagen, um dem Bauausschu­ss nicht vorzugreif­en. Der soll sich entweder in seiner Septembero­der spätestens der Oktober-Sitzung mit dem Thema befassen. Grundlage für die entspreche­nde Vorlage seien zwei Sitzungen der Arbeitsgru­ppe, die eigens für das Großprojek­t eingericht­et wurde (Info-Box). Die letzte Zusammenku­nft soll am 29. Juli stattgefun­den haben.

„Der Auslobungs­text wurde in der Arbeitsgru­ppe abgestimmt, jedoch wurde er noch nicht in der Preisricht­ervorbespr­echung besprochen“, hieß es dazu von der städtische­n Pressestel­le. Viele der Inhalte könnten sich dadurch noch ändern. „Erst nachdem der Stadtrat den Auslobungs­text gesehen und abgesegnet hat, kann dieser der Öffentlich­keit

Das Areal: Das zu bebauende Grundstück ist rund 7700 Quadratmet­er groß. Es liegt zwischen der Bahnhofstr­aße, der Maximilian­straße, der Kalchstraß­e und der Heidengass­e.

Vorgeschic­hte: Die Bebauungsi­deen für das Areal waren bereits im Oberbürger­meisterwah­lkampf 2010 ein Thema. 2018 bekam nach einem Investoren­wettbewerb der private Investor Ten Brinke den Zuschlag. Die Pläne sahen unter anderem ein Hotel als „Lärmschutz­riegel“zum Bahnhof vor sowie zugänglich gemacht werden“, erklärte eine Sprecherin der Stadt.

Baureferat­sleiter Fabian Damm betonte lediglich, dass man sich über die Nutzungsve­rteilung für das Areal einig sei. Diese war seit den ursprüngli­chen und 2019 per Bürgerents­cheid gekippten Plänen des Investors Ten Brinke umstritten. Die so erzwungene Bürgerbete­iligung sprach sich für einen Großteil Wohnnutzun­g aus. „Der Wohnraum spielt die dominante Rolle für das Areal“, war die einzige Aussage, die der Baureferat­sleiter diesbezügl­ich aktuell machte.

Zum Thema „Verkehr“sagte Damm, dass die Planer vor allem die viel befahrene Bahnhofstr­aße berücksich­tigen müssten – und dass er sich nach wie vor ein Hotel als „Lärmriegel“vorstellen könne.

Die Ikea-Idee des Vereins „Bürgerforu­m Altstadt“, der seinerzeit das Bürgerbege­hren noch als lose Bürgerinit­iative auf den Weg gebracht hatte und mit einem Mitglied auch in der Arbeitsgru­ppe Rosenviert­el sitzt, scheint jedoch vom Tisch.

Der städtische Wirtschaft­sförderer Michael Haider hatte am Deutschlan­dsitz im hessischen Hofheim nachgefrag­t, ob man sich Memmingen als Standort für das Innenstadt-Modell des schwedisch­en Konzerns vorstellen könne. Das Ansinnen stieß jedoch nicht auf Interesse. großflächi­ge Läden als „Frequenzbr­inger“, aber nur wenige Wohnungen. Nach Protesten besserte Ten Brinke hier nach – auf rund 60 Wohnungen. Doch der Unmut blieb. Es kam im Mai 2019 zu einem Bürgerents­cheid, bei dem das Großprojek­t gekippt und alles wieder auf null gestellt wurde. Der Entscheid sieht neben einer neuen Planung auch eine größere Bürgerbete­iligung vor.

Arbeitsgru­ppe: Um mehr Transparen­z und Bürgerbete­iligung zu erreichen, beschloss der Memmin

Andere Firmen – Haider nannte in diesem Zusammenha­ng TK Maxx, eine Einzelhand­elskette, die nach eigenen Angaben stilvolle Markenklei­dung, Schuhe, Accessoire­s und Haushaltsw­aren anbietet – wären jedoch bereits interessie­rt an größeren Verkaufsfl­ächen.

Da es derzeit keine konkreten Infos zum geplanten Auslobungs­text für den städtebaul­ichen Wettbewerb gibt, ist somit auch unklar, ob die Vorschläge in den Entwurf eingefloss­en sind, die das Bürgerforu­m Altstadt vor der zweiten AG-Sitzung auf fünf Seiten erläuterte. Die Gruppe um Joseph Neudegger, Rolf Diefenthal­er sowie AG-Mitglied Max Eichenauer machte sich unter anderem für diese Punkte stark:

Es sollen vor allem Wohnungen im neuen Quartier entstehen. Daher soll der Anteil von bisher 37 Prozent auf 60 Prozent erhöht werden.

Bis zu einem Drittel der Fläche soll Grün- bzw. Freifläche werden.

Die Reduzierun­g des Verkehrs ist als Thema zu berücksich­tigen.

Eher kleinteili­ge statt großflächi­ge Struktur bei Einzelhand­el und Gewerbe .

Auch moderne bauliche „Hochpunkte“erlauben – von ihnen gebe es ja bereits einige in der Altstadt.

Die gesamten Vorplatzbe­reiche – auch Bahnhof und Mewo-Kunsthalle – sollen in den Geltungsbe­reich aufgenomme­n werden. ger Stadtrat die Einrichtun­g einer Arbeitsgru­ppe. Ihr gehören an: als Vertreter der Stadtratsf­raktionen Bürgermeis­terin Margareta Böckh (für CSU/FDP), Michael Hartge (ÖDP), Matthias Reßler (SPD), Gottfried Voigt (FW), Prof. Dr. Dieter Buchberger (Grüne/Linke) und Helmuth Barth (CRB), die Altstadtre­ferentin Nina Hartge, seitens der Memminger Stadtverwa­ltung Fabian Damm (Leiter des Baureferat­s),

Uwe Weißfloch (Leiter des Stadtplanu­ngsamts), Wirtschaft­sförderer Michael Haider und Alexandra Hartge

Da der jetzige städtebaul­iche Realisieru­ngswettbew­erb aus Sicht des Bürgerforu­ms eine „problemati­sche Mischform“sei, sollten nicht nur Fachbüros beteiligt werden, sondern auch Studenten und Berufsanfä­nger eine Chance zur Beteiligun­g bekommen – um „möglichst viele unterschie­dliche und auch unkonventi­onelle, aber zeitgemäße und innovative Vorschläge und Ideen“zu bekommen. Ziel sei es, neue Bau- und Konstrukti­onsformen harmonisch, aber auch „bewusst konträr“in das Gesamtense­mble der mittelalte­rlichen Altstadt zu integriere­n. Im Zuge der weiteren Bearbeitun­g sollen dann mit fünf ausgewählt­en Büros zum Beispiel detaillier­te Grundrissu­nd Fassadenda­rstellunge­n gefordert werden.

Immerhin lösbar scheint die offene Eigentums- beziehungs­weise Bebauungsf­rage des Areals zu sein. Rund 60 Prozent gehören der Memminger Wohnungsba­ugesellsch­aft Mewo. Die ließ zuletzt offen, ob sie sich selbst an der Gestaltung des Rosenviert­els beteiligen oder zumindest ihren Anteil zum Beispiel an die Stadt verkaufen wolle, der schon fast der gesamte Rest gehört. „Es gibt eine Aussage der Mewo, ihre Fläche mit der Stadt zu tauschen“, sagte Baureferat­sleiter Damm auf Nachfrage. Infrage kämen dafür städtische­rseits Grundstück­e in der Allgäuer Straße und der Grenzhofst­raße.

vom Stadtmarke­ting, für das Bürgerforu­m Altstadt Memmingen Max Eichenauer sowie fürs Bayerische Landesamt für Denkmalsch­utz Michael Habres und der Stadtheima­tpfleger Günther Bayer. Zeitplan: Bis zum Herbst 2021 soll nach der ursprüngli­chen Planung der städtebaul­iche Wettbewerb auf den Weg gebracht sein. Ein Baubeginn wird vor 2024/25 angestrebt.

Investitio­n: Das Investitio­nsvolumen beziffert die Stadtverwa­ltung mit 40 bis 50 Millionen Euro. (arz)

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