Mantel des Schweigens über Rosenviertel
Arbeitsgruppe hat für das Memminger Großprojekt auch Ergebnisse erzielt
- Das Großprojekt „Rosenviertel“– die einzige größere zusammenhängende Entwicklungsfläche in der Memminger Altstadt – kommt voran. Aber über Details hüllt sich die Stadt in Schweigen.
Die Vorgaben für einen städtebaulichen Wettbewerb für das insgesamt rund 7700 Quadratmeter große Areal zwischen Bahnhofstraße, Kalchstraße, Heidengasse und Maximilianstraße würden inzwischen feststehen, sagte Memmingens Baureferatsleiter Fabian Damm auf Nachfrage. Zu den Inhalten wolle er aber nichts sagen, um dem Bauausschuss nicht vorzugreifen. Der soll sich entweder in seiner Septemberoder spätestens der Oktober-Sitzung mit dem Thema befassen. Grundlage für die entsprechende Vorlage seien zwei Sitzungen der Arbeitsgruppe, die eigens für das Großprojekt eingerichtet wurde (Info-Box). Die letzte Zusammenkunft soll am 29. Juli stattgefunden haben.
„Der Auslobungstext wurde in der Arbeitsgruppe abgestimmt, jedoch wurde er noch nicht in der Preisrichtervorbesprechung besprochen“, hieß es dazu von der städtischen Pressestelle. Viele der Inhalte könnten sich dadurch noch ändern. „Erst nachdem der Stadtrat den Auslobungstext gesehen und abgesegnet hat, kann dieser der Öffentlichkeit
Das Areal: Das zu bebauende Grundstück ist rund 7700 Quadratmeter groß. Es liegt zwischen der Bahnhofstraße, der Maximilianstraße, der Kalchstraße und der Heidengasse.
Vorgeschichte: Die Bebauungsideen für das Areal waren bereits im Oberbürgermeisterwahlkampf 2010 ein Thema. 2018 bekam nach einem Investorenwettbewerb der private Investor Ten Brinke den Zuschlag. Die Pläne sahen unter anderem ein Hotel als „Lärmschutzriegel“zum Bahnhof vor sowie zugänglich gemacht werden“, erklärte eine Sprecherin der Stadt.
Baureferatsleiter Fabian Damm betonte lediglich, dass man sich über die Nutzungsverteilung für das Areal einig sei. Diese war seit den ursprünglichen und 2019 per Bürgerentscheid gekippten Plänen des Investors Ten Brinke umstritten. Die so erzwungene Bürgerbeteiligung sprach sich für einen Großteil Wohnnutzung aus. „Der Wohnraum spielt die dominante Rolle für das Areal“, war die einzige Aussage, die der Baureferatsleiter diesbezüglich aktuell machte.
Zum Thema „Verkehr“sagte Damm, dass die Planer vor allem die viel befahrene Bahnhofstraße berücksichtigen müssten – und dass er sich nach wie vor ein Hotel als „Lärmriegel“vorstellen könne.
Die Ikea-Idee des Vereins „Bürgerforum Altstadt“, der seinerzeit das Bürgerbegehren noch als lose Bürgerinitiative auf den Weg gebracht hatte und mit einem Mitglied auch in der Arbeitsgruppe Rosenviertel sitzt, scheint jedoch vom Tisch.
Der städtische Wirtschaftsförderer Michael Haider hatte am Deutschlandsitz im hessischen Hofheim nachgefragt, ob man sich Memmingen als Standort für das Innenstadt-Modell des schwedischen Konzerns vorstellen könne. Das Ansinnen stieß jedoch nicht auf Interesse. großflächige Läden als „Frequenzbringer“, aber nur wenige Wohnungen. Nach Protesten besserte Ten Brinke hier nach – auf rund 60 Wohnungen. Doch der Unmut blieb. Es kam im Mai 2019 zu einem Bürgerentscheid, bei dem das Großprojekt gekippt und alles wieder auf null gestellt wurde. Der Entscheid sieht neben einer neuen Planung auch eine größere Bürgerbeteiligung vor.
Arbeitsgruppe: Um mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung zu erreichen, beschloss der Memmin
Andere Firmen – Haider nannte in diesem Zusammenhang TK Maxx, eine Einzelhandelskette, die nach eigenen Angaben stilvolle Markenkleidung, Schuhe, Accessoires und Haushaltswaren anbietet – wären jedoch bereits interessiert an größeren Verkaufsflächen.
Da es derzeit keine konkreten Infos zum geplanten Auslobungstext für den städtebaulichen Wettbewerb gibt, ist somit auch unklar, ob die Vorschläge in den Entwurf eingeflossen sind, die das Bürgerforum Altstadt vor der zweiten AG-Sitzung auf fünf Seiten erläuterte. Die Gruppe um Joseph Neudegger, Rolf Diefenthaler sowie AG-Mitglied Max Eichenauer machte sich unter anderem für diese Punkte stark:
Es sollen vor allem Wohnungen im neuen Quartier entstehen. Daher soll der Anteil von bisher 37 Prozent auf 60 Prozent erhöht werden.
Bis zu einem Drittel der Fläche soll Grün- bzw. Freifläche werden.
Die Reduzierung des Verkehrs ist als Thema zu berücksichtigen.
Eher kleinteilige statt großflächige Struktur bei Einzelhandel und Gewerbe .
Auch moderne bauliche „Hochpunkte“erlauben – von ihnen gebe es ja bereits einige in der Altstadt.
Die gesamten Vorplatzbereiche – auch Bahnhof und Mewo-Kunsthalle – sollen in den Geltungsbereich aufgenommen werden. ger Stadtrat die Einrichtung einer Arbeitsgruppe. Ihr gehören an: als Vertreter der Stadtratsfraktionen Bürgermeisterin Margareta Böckh (für CSU/FDP), Michael Hartge (ÖDP), Matthias Reßler (SPD), Gottfried Voigt (FW), Prof. Dr. Dieter Buchberger (Grüne/Linke) und Helmuth Barth (CRB), die Altstadtreferentin Nina Hartge, seitens der Memminger Stadtverwaltung Fabian Damm (Leiter des Baureferats),
Uwe Weißfloch (Leiter des Stadtplanungsamts), Wirtschaftsförderer Michael Haider und Alexandra Hartge
Da der jetzige städtebauliche Realisierungswettbewerb aus Sicht des Bürgerforums eine „problematische Mischform“sei, sollten nicht nur Fachbüros beteiligt werden, sondern auch Studenten und Berufsanfänger eine Chance zur Beteiligung bekommen – um „möglichst viele unterschiedliche und auch unkonventionelle, aber zeitgemäße und innovative Vorschläge und Ideen“zu bekommen. Ziel sei es, neue Bau- und Konstruktionsformen harmonisch, aber auch „bewusst konträr“in das Gesamtensemble der mittelalterlichen Altstadt zu integrieren. Im Zuge der weiteren Bearbeitung sollen dann mit fünf ausgewählten Büros zum Beispiel detaillierte Grundrissund Fassadendarstellungen gefordert werden.
Immerhin lösbar scheint die offene Eigentums- beziehungsweise Bebauungsfrage des Areals zu sein. Rund 60 Prozent gehören der Memminger Wohnungsbaugesellschaft Mewo. Die ließ zuletzt offen, ob sie sich selbst an der Gestaltung des Rosenviertels beteiligen oder zumindest ihren Anteil zum Beispiel an die Stadt verkaufen wolle, der schon fast der gesamte Rest gehört. „Es gibt eine Aussage der Mewo, ihre Fläche mit der Stadt zu tauschen“, sagte Baureferatsleiter Damm auf Nachfrage. Infrage kämen dafür städtischerseits Grundstücke in der Allgäuer Straße und der Grenzhofstraße.
vom Stadtmarketing, für das Bürgerforum Altstadt Memmingen Max Eichenauer sowie fürs Bayerische Landesamt für Denkmalschutz Michael Habres und der Stadtheimatpfleger Günther Bayer. Zeitplan: Bis zum Herbst 2021 soll nach der ursprünglichen Planung der städtebauliche Wettbewerb auf den Weg gebracht sein. Ein Baubeginn wird vor 2024/25 angestrebt.
Investition: Das Investitionsvolumen beziffert die Stadtverwaltung mit 40 bis 50 Millionen Euro. (arz)