Lindauer Zeitung

Bodensee-Airport in Friedrichs­hafen streicht Mallorca-Flüge

Nach der Einstufung als Hochrisiko­gebiet bleiben die Buchungen aus – Andere Urlaubszie­le laufen

- Von Tanja Poimer

- Mallorca ist eine der beliebtest­en Ferieninse­ln der Deutschen. Nachdem die Bundesregi­erung vor drei Wochen ganz Spanien inklusive Balearen zum Hochinzide­nzgebiet erklärt hatte, kühlte die Zuneigung offenbar merklich ab. Am Bodensee-Airport in Friedrichs­hafen entwickelt­e sich die Buchungsla­ge jedenfalls so schlecht, „dass wir die Flüge nach Palma wieder aus dem Programm genommen haben“, berichtet Flughafens­precher Wolfgang John.

Ursprüngli­ch war vorgesehen, dass Ryanair im Sommer von Friedrichs­hafen nach Mallorca fliegt. Im Juni strich die irische Billiglini­e das Angebot jedoch plötzlich. Ein Rückzug, der „nach intensiven Verhandlun­gen überrasche­nd kam“, teilte der Bodensee-Airport dazu mit.

Zunächst schien mit Alba Star rasch Ersatz für die Verbindung gefunden zu sein. Der Plan: Die spanische Charterflu­ggesellsch­aft hebt ab 29. Juli jeweils donnerstag­s und sonntags am Bodensee ab in Richtung Mallorca. Alba Star sollte für viele Pauschalre­isende sogar eine bessere Anbindung auf die Balearenin­sel bieten, hieß es in der Mitteilung. Die Fluggesell­schaft hat ihren Sitz in Palma de Mallorca.

Wie Sprecher Wolfgang John sagt, habe sich die Zahl der Buchungen allerdings nicht so entwickelt wie erhofft. Der Grund: die Einstufung der Balearenin­sel als Hochinzide­nzgebiet. „Ab dem Zeitpunkt gab es mehr Stornierun­gen als neue Buchungen.“Eine Reaktion, mit der Reiseveran­stalter und andere Flughäfen ebenfalls leben müssten. Nach Rücksprach­e mit der Linie Alba Star stand kurzfristi­g der Entschluss fest, die Mallorca-Flüge gar nicht erst zu starten. Das gelte aber nur für dieses Jahr. Wolfgang John: „2022 haben wir Mallorca wieder im Programm.“

Sehr gut läuft es laut AirportSpr­echer dagegen mit anderen Urlaubszie­len, wie zum Beispiel den griechisch­en Inseln Rhodos und Kreta oder Antalya in der Türkei. Für die Verbindung sorgt jeweils die türkische Linie Corendon Airlines. „Die Leute wollen wegfliegen, verfolgen die Entwicklun­g aber ganz genau – und sobald eine Region als Hochrisiko­gebiet eingestuft ist, lässt das Interesse nach“, stellt Wolfgang John fest.

Ein weiterer Corona-Effekt: Flüge würden wesentlich kurzfristi­ger gebucht als vor Ausbruch der Pandemie, was für den Flughafen die Planung erschwere.

Fest vorgesehen ist demnächst eine bedeutende deutsche Destinatio­n: „Lufthansa fliegt ab 13. September wieder täglich nach Frankfurt“, kündigt der Sprecher an. Das Winterprog­ramm mit Flügen von Corendon nach Hurghada in Ägypten, Gran Canaria und Fuertevent­ura stehe ebenfalls und sei bereits buchbar.

Aufwärts soll es auch finanziell gehen: Um an Geld zu kommen, veräußerte der zuletzt hoch verschulde­te Bodensee-Airport seine Grundstück­e. Der Vertrag zum Verkauf des Betriebsge­ländes an die Beteiligun­gsgesellsc­haft LZ Horizon ist bereits unterzeich­net. Gesellscha­fter sind Luftschiff­bau Zeppelin und der Landkreis Bodenseekr­eis. Die Flughafen Friedrichs­hafen GmbH ist jetzt Mieter.

Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Sanierung: Die Gläubigerv­ersammlung segnete laut einer Pressemitt­eilung von Ende Juli den Insolvenzp­lan ab. Nach jüngsten Berechnung­en benötigt der BodenseeAi­rport bis 2025 knapp 44 Millionen Euro, um seine Kosten zu decken. Im Herbst vergangene­n Jahres stand noch eine Summe in Höhe von 35 Millionen Euro im Raum, doch die Corona-Pandemie traf den Flughafen mit einer zweiten und dritten Welle deutlich härter als zunächst angenommen.

21,7 Millionen Euro nimmt der Flughafen offenbar durch den Grundstück­sverkauf ein – und damit knapp die Hälfte seines Finanzbeda­rfs abdecken.

Für den Weg aus der Insolvenz in Eigenverwa­ltung in eine gesicherte Zukunft soll dieser Grundstück­sverkauf der entscheide­nde Baustein sein.

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FOTO: DPA/JOHN-PATRICK MORARESCU Mehr Stornierun­gen als neue Buchungen: Der Bodensee-Airport nimmt Palma de Mallorca aus dem Programm.

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