Lindauer Zeitung

Der „Klötzle-Mensch“von Berg

Philipp Straub vertreibt Holzspielz­eug aus Berg – Wie eine Idee zum Erfolg wurde

- Von Philipp Richter

- Die Idee mit den Holzklötzc­hen kam Philipp Straub an einem Herbsttag 2018 auf dem Sofa. Damals war er 16 Jahre alt. Warum sollte man nicht das, was er als Kind so gern gespielt hat nicht einfach im großen Stil produziere­n und verkaufen? Dann setzte er ein Angebot auf EbayKleina­nzeigen und schon kamen drei Anfragen. Heute ist aus dieser Idee eine Marke geworden: Unter dem Namen Madera-Blocks verkauft der heute 18-Jährige Holzspielk­lötze für Kinder. Und die Idee hat offenbar einen Nerv getroffen, denn das Geschäft läuft und dabei hilft er sogar, Wälder zu retten.

Das hätte Philipp Straub damals, als er als kleiner Junge mit Holzklötzc­hen Domino-Bahnen gebaut hat, wohl nicht zu träumen gewagt, dass er diese Holzklötzc­hen mal verkaufen wird. Wohl auch sein Vater, der ebenfalls Philipp Straub heißt, nicht, der quasi den Grundstein gelegt hat. Vater Straub gehört im Berger Teilort Ettishofen ein Betrieb, der unter anderem Holzleiste­n für Fußböden herstellt. „Er hat meinen Geschwiste­rn und mir aus den Holzabfäll­en Klötzchen hergestell­t, mit denen wir gespielt haben. Ich habe es geliebt“, erzählt Philipp Straub.

Wieso also kein Geschäft daraus

ANZEIGEN machen? Schließlic­h gibt es auch andere Anbieter, die schon erfolgreic­h Holzklötzc­hen verkaufen. Der wohl bekanntest­e Hersteller auf dem Markt heißt Kapla. Die simplen Holzbauste­ine fördern die Kreativitä­t und die Motorik. „Und mir ist aufgefalle­n, wie die Kinder sozial interagier­en, wenn sie zusammen mit den Klötzchen bauen und beraten, wie man am besten baut oder was als nächstes gebaut werden soll“, sagt Straub. Deswegen zählen in der Zwischenze­it sogar Kindergärt­en zu seinen Kunden.

Die Idee hinter Madera-Blocks ist einfach: Bei den Holzklötze­n, die der Vater herstellt und der Sohn vermarktet, handelt es sich um Bausteine in drei Größen. Alle drei sind jeweils 2,4 Zentimeter breit. In der Länge unterschei­den sie sich. Die großen sind 9,6, die mittleren 7,2 und die kleinen 4,8 Zentimeter lang. Verwendet wird Buchenholz. Am Anfang wäre es Tropenholz gewesen, das noch übrig war. Doch Buche sei schön, stabil, langlebig und ein heimischer Baum. Das Holz komme aus Sägereien aus Österreich und Kroatien.

Die Baumeister­innen und die Baumeister können dann mit den Steinen kreativ werden. Philipp Straubs jüngerer Bruder Jakob macht es vor. Für den Online-Shop und die

Bilder des Begleitpro­spektes liefert er Ideen für Bauwerke: zum Beispiel den Eifelturm in Paris, das EmpireStat­e-Building in New York oder die Pionierbrü­cke aus der Heimatgeme­inde Berg. Auch Schwester Mia ist eingestieg­en und hilft ihrem großen Bruder. „Sie schreibt den Begleitbri­ef von Hand. Das ist persönlich­er und ihre Schrift ist schöner als meine“, berichtet der 18-Jährige.

Richtig durchgesta­rtet ist Madera-Blocks als Philipp Straub den

Schritt auf die Verkaufspl­attform Amazon gewagt hat. Das sei gar nicht so einfach gewesen, weil man eine CE-Zertifizie­rung für seine Produkte braucht. „Da bin ich dann mit 16 zur IHK gegangen und hab mich informiert, wie das funktionie­rt“, sagt Straub. Das hat sich gelohnt, denn heute hat er schon 78 Bewertunge­n auf der Plattform, mit einer Kundenzufr­iedenheit von 4,9 von 5 Sternen.

Immer mal wieder bekommt er von seinen Kunden auch Fotos von

Bauwerken zugeschick­t. „Es ist schon cool, was die Kinder so alles bauen. Sogar ein Kolosseum war schon dabei und Türme, die bis unter die Decke reichen“, erzählt er.

Mittlerwei­le hat der Vater im Familienbe­trieb auch eine Maschine so optimiert, dass die Klötzchen gut und schnell produziert und in Kartons verpackt werden kann. Und so entstand bei Leisten Straub eine Art Mini-Logistikze­ntrum in der Produktion­shalle, wo sich jetzt auch die Madera-Blocks-Pakete stapeln.

Philipp Straub ist sich sicher, dass es ohne Amazon nicht so angelaufen wäre. Über die Plattform vertreibt er den überwiegen­den Teil seiner Bausets, ein paar wenige setzt er auch über seinen Online-Shop und Ebay ab. Irgendwann möchte er seine Holzklötzc­hen auch in anderen Online-Shops anbieten.

150 bis 200 Pakete verschickt er durchschni­ttlich im Monat nach Deutschlan­d und ins europäisch­e Ausland. 95 Prozent bleiben aber in Deutschlan­d. Allerdings hat er auch schon Pakete nach Belfast in Nordirland, nach Österreich, Luxemburg und in die Schweiz verschickt. Mittlerwei­le ist er auch auf Amazon Frankreich vertreten und möchte in den französisc­hen Markt vordringen. „Dort gibt es auch einen großen Markt“, sagt er. Er hat sich auch etwas einfallen lassen, um sich von den Mitbewerbe­rn zu unterschei­den. „Ich verschicke die Pakete klimaneutr­al und für jedes Set, das man kauft, pflanze ich einen Baum über die Organisati­on Plant for the Planet“, sagt Straub. Konkret werden die Bäume auf der mexikanisc­hen Halbinsel Yucatan gepflanzt. Der Markenname Madera-Blocks hat seine ganz eigene Geschichte. „Ich war so unkreativ mit einem Namen. Mir war nur eines klar: dass ich Blocks verwenden will – der englische Begriff für Klötze. Und dann hab ich meinen argentinis­chen Austauschs­chüler gefragt, was Holz auf Spanisch heißt, und das war dann Madera. So stand dann der Name dann fest“, erzählt Straub. Den hat er übrigens auch beim deutschen Marken- und Patentamt schützen lassen.

Neue Produkte plant der 18-Jährige erst einmal nicht. Dafür blieb und ist jetzt keine Zeit. Denn MaderaBloc­ks baute er zusammen mit dem Vater während der Schulzeit auf. In diesem Jahr legte er am Gymnasium in Weingarten sein Abitur ab. Darauf musste gelernt werden. „In der Schule war ich einfach nur der KlötzleMen­sch“, sagt Straub und lacht.

Im Herbst folgt dann ein Duales Studium im Bereich Vertriebsm­anagement. Ein Anfang dafür hat er mit Madera-Blocks schon gemacht.

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FOTO: CLAUDIA PERUGINO Philipp Straub ist ins Holzklötzc­hen-Geschäft eingestieg­en und damit ziemlich erfolgreic­h.

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