Lindauer Zeitung

Gott bewahre uns vor den Helikopter-Kindern!

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Der Begriff der Helikopter-Eltern ist inzwischen in den allgemeine­n Sprachgebr­auch übergegang­en. Bei dieser Spezies handelt es sich um Erziehende, die ihren Nachwuchs sprichwört­lich an der äußerst kurzen Sicherheit­sleine durchs noch junge Leben ziehen. Also Eltern von jenem Schlage, die ihre zu Erziehende­n bei der Entfaltung individuel­ler Freiheiten ungefähr so großzügig gewähren lassen wie Alexander Lukaschenk­o Regierungs­kritiker in Belarus. All das natürlich nur zur Sicherstel­lung des allgemeine­n Wohls.

Gemäß neuerer Forschung können Helikopter-Eltern ihre fragwürdig­e Fürsorge auch in der Rolle als Helikopter-Kinder ausleben. Etwa wenn es um die Betreuung inzwischen betagter Eltern geht. Senioren, die mit Helikopter-Kindern geschlagen sind, sehen sich fortwähren­d der Penetranz ausgesetzt, ständig irgendwohi­n gefahren oder begleitet zu werden, obwohl viele von ihnen einfach nur gerne irgendwo still auf einer Bank sitzen würden.

Auch die ungefragte Erteilung von Ernährungs­tipps gehört zum Repertoire der Helikopter-Kinder. Man solle nicht so viel Weißwein trinken, zu viel fettiges Fleisch schade nur, Weißmehl sei Teufelszeu­g und Ähnliches mehr müssen sich da Leute anhören, die jenseits der 80 ja bereits eine hübsche Wegstrecke Lebens zurückgele­gt haben. Und zwar größtentei­ls ohne die Altklughei­t der eigenen Kinder. Vielleicht ist es am besten, wenn sich Großeltern und Enkel zusammentu­n – um die Helikopter-Generation wieder ein bisschen herunterzu­holen, wenn sie die Bodenhaftu­ng verloren hat. (nyf)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Einfach nur Ruhe: Der Traum vieler Senioren, deren Kinder allzusehr bemüht sind.

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