Das Wesen der Freiheit ist die Verantwortung
Eine Info vorweg: Ich bin vollständig gegen Corona geimpft. Dennoch muss ich dem Redakteur widersprechen. Es bedarf viel Chuzpe, das Impfen mit einem bis vor Kurzem unbekannten Impfstoff mit dem Ausfüllen eines Papierüberweisungsformulars zu vergleichen. Dieses ist vielleicht altmodisch, jenes ein Eingriff in den menschlichen Körper, der in äußerst seltenen Fällen zum Tod des Geimpften geführt hat.
Das Kostenargument zieht nur bei Menschen, die mindestens der gleichen Gehaltsklasse wie der Redakteur angehören. Dass es Menschen darunter gibt, für die das kostenpflichtige Testen einen Ausschluss an jeglicher Teilhabe gesellschaftlichen Lebens, und damit wirklich Impfzwang bedeutet, kann er sich nicht vorstellen. Dies bedeutet nicht, den Geimpften irgendwelche Freiheiten vorenthalten zu wollen. Die gängige Erzählung lautet „Wer geimpft ist, ist sicher“. Wieso also die Angst vor dem Kontakt mit Ungeimpften?
Die Konsequenz der Nichtimpfung sind indes nicht die zu tragenden Testkosten, sondern die mögliche Erkrankung. Wer hier Behandlungskosten ins Feld führt, sei vorsichtig. Behandlungen bei nicht krankhafter, sondern selbst verschuldeter Fettleibigkeit, Rauchen oder einem missglückten Überholmanöver müssten sonst auch selbst getragen werden. Einer fliegt geimpft in Urlaub, ein anderer verzichtet ungeimpft darauf. Das Wesen der Freiheit ist nicht der Freiheitsentzug, sondern die Verantwortung.
Es wurde nun entschieden, dass der Leitwert, an dem sich die Bestimmungen der Corona-Verordnungen ausrichten, geändert werden soll: weg von der etablierten 7-Tages-Inzidenz, hin zu insb. Hospitalisierung und Intensivbettenkapazität, wohl in einer Kombination der Werte. Hierbei wird der Eindruck vermittelt, die Wahl dieses Leitwertes solle auf eine seriösere, praxisnähere, präzisere Grundlage gestellt werden. Was jedoch medial kaum zur Sprache kommt, ist, dass es sich dabei auch um einen Paradigmenwechsel in den Zielen der Pandemiebekämpfung handelt, nicht nur im Umgang mit Corona, auch im Umgang mit dem einzelnen Menschen, dem Individuum.
Vormals war das primäre Ziel, die Gesundheit des Einzelnen zu bewahren, jeden Einzelnen möglichst vor Ansteckung und den potenziell schweren Folgen zu schützen und die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen mit der Perspektive, den Erreger mittelfristig vielleicht sogar loszuwerden. Aber jetzt soll der Wechsel zu einem neuen Paradigma vollzogen werden. Es wird 1. dadurch charakterisiert, dass sich der Blick wendet: Es sollen nun weniger die einzelnen Ansteckungen, sondern hospitalisierte Bevölkerungsanteile betrachtet werden. Der Blick wendet sich vom einzelnen Menschen zur Bevölkerung als Gesamtheit. 2. ändert sich das Ziel: Geschützt werden soll nicht mehr der einzelne Mensch vor Erkrankung, deren Folgen und v. a. auch Spätfolgen, sondern primär das Gesundheitssystem
vor dem Kollaps (Leitwert Intensivbetten) und die Wirtschaft vor dem längeren Verlust der Arbeitskraft von Bevölkerungsanteilen (Leitwert Hospitalisierung). Ich halte das für keine gute Entwicklung, meines Erachtens verfehlt es gute Pandemiebekämpfung: die Eindämmung des Virus, aber auch der Schutz jedes Einzelnen und die Abwehr von unabsehbaren Spätfolgen, der einzelne Mensch stehen nicht mehr im Fokus; man kommt so auch nicht „vor die Lage2, sondern betrachtet Zahlen, die hinter der Ausbreitung Wochen hinterherhinken. In der Debatte über die Zukunft des Kampfes gegen Corona kommen all diese Aspekte leider nicht im gebotenen Maße vor.
Zu: „Waldbrände im Süden wüten weiter“, 9. August:
Was muss noch alles passieren, bis wir kapieren, dass es so nicht weitergeht? Aller Orten brennt die Erde. Es geht nicht darum da und dort Energie zu tauschen, vom Öl zum Strom, von der Kohle zur Windkraft, sondern es ist Zeit für grundlegende Einsparungen.
Weiteres Wirtschaftswachstum auf Teufel komm raus führt uns in den Abgrund. Wir müssen Vorreiter sein und werden für weniger Verbrauch. Stromverbrauch senken, Wasserverbrauch senken, Kies, Sand, Holz, Fleisch und den Landschaftsverbrauch stark reduzieren. Unnötiges Verkehrsaufkommen vermeiden. Nur so können wir unseren nachfolgenden Generationen eine Lebensgrundlage hinterlassen, welche noch beherrschbar ist. Wann endlich machen wir Ernst mit der Wiederverwertung? Wann endlich produzieren wir nachhaltige Maschinen und Geräte, die repariert werden können und nicht unsere Mülleimer und Halden füllen? Wann fördern wir konkret die Bahn, den Nahverkehr, die Radmobilität, das Gehen und nicht den Autoverkehr, den Flugverkehr, den Wahnsinn überall Batterien einzubauen, die Mastgroßbetriebe? Erst wenn wir selber brennen, ertrinken, weggefegt werden? Das Klima nicht mehr erträglich ist, die Gletscher geschmolzen sind und unsere Mitmenschen mangels Regen in Asien und Afrika verhungert sind. Dann ist es zu spät, unsere Enkel und Kinder (Fridays for
Future) und die Waldbeschützer haben es erkannt. Hoffen wir, dass es unsere Politiker, Unternehmer, Landwirte und Geldgeber erkennen. Machen wir mit und engagieren wir uns für eine Welt mit weniger Plastik, weniger Ressourcenverbrauch, schätzen wir wieder klares Wasser, intakte Lebensräume, gute Luft und weniger Lärm. Unterstützen wir Menschen, die dafür kämpfen.
Schüler, Eltern und Lehrkräfte wissen, dass kleine Klassen Lernerfolg und soziales Klima bei Schülern begünstigen. Das sollte auch Ministerpräsident Kretschmann als ehemaliger Lehrer wissen. Wie kann er dann den Bildungserfolg durch mehr Lehrer anzweifeln, aber im Gegensatz vor einigen Tagen die Kritik an 7000 neuen Jobs in Ministerien und Verwaltung damit kontern, dass für ein gutes Regieren auch mehr gut bezahlte Arbeitskräfte nötig seien. Widerspricht sich da nicht der Herr Ministerpräsident?