Lindauer Zeitung

Lokführerg­ewerkschaf­t droht mit nächster Streikwell­e

Im Tarifkonfl­ikt zwischen Bahn und GDL gibt es weiter keinen Konsens – Neuer Ausstand könnte schon bald kommen

- Von Wolfgang Mulke und Agenturen

- Im hart geführten Tarifstrei­t zwischen der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL und der Deutschen Bahn ist weiterhin keine Annäherung in Sicht. Die GDL drohte am Freitag mit weiteren Arbeitskam­pfmaßnahme­n, sollte die Bahn nicht „schnellste­ns ein verhandelb­ares Angebot“vorlegen. Bis Anfang kommender Woche bleiben Fahrgäste zunächst von neuen Streiks verschont.

Am Dienstag will die Gewerkscha­ft dann aber vor dem Bahntower in Berlin demonstrie­ren, um „dem Management die rote Karte zu zeigen“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Sollte es bis dahin kein neues Angebot der Arbeitgebe­r geben, gehe der Arbeitskam­pf weiter. „Die

Wut der Eisenbahne­r ist groß“, sagte Weselsky. Er wolle darauf hinweisen, „dass wir nach unseren Protestmaß­nahmen nur noch eine kurze Zeit verstreich­en lassen werden, um erneut in Arbeitskam­pfmaßnahme­n einzutrete­n.“Der Ärger der Fahrgäste über die sehr kurze Frist zwischen der Ankündigun­g und dem Beginn des Streiks am vergangene­n Mittwoch will er in der nächsten Runde vermeiden und den Kunden eine längere Vorbereitu­ng ermögliche­n. Die Ausstände am Mittwoch und Donnerstag betrafen laut Bahn Millionen Menschen, Berufspend­ler ebenso wie Urlaubsrei­sende.

In der Sache bleibt die GDL aber ebenso wie die Deutsche Bahn hart. Von einer Annäherung ist nichts zu spüren, die Tonlage bleibt rau. Dem

Schienenbe­auftragten der Bundesregi­erung, Enak Ferlemann, wirft Welselky ein „unanständi­ges“Verhalten vor. Dieser unterstell­t der GDL einen politische­n Streik unter dem Deckmantel eines Tarifkonfl­iktes. Den Vorhalt weist der GDL-Chef strikt zurück. „Das ist der klare Versuch, das eigene Versagen zu vertuschen“, sagte er.

Unterschie­dlich bewerten Arbeitgebe­r und Bahn auch die Wirkung des Streiks. Der Bahnverkeh­r sei an vielen Stellen ganz zum Erliegen gekommen, stellte die GDL fest. Die Bahn wiederum rechnet vor, dass sich lediglich 5400 der 19 700 Lokführer am Ausstand beteiligt hätten. GDL-Chef Weselsky hielt dagegen: Zahlreiche Beschäftig­te seien „in Ruhezeit oder im Urlaub“gewesen und hätten daher gar nicht streiken können. Vielmehr habe die Bahn ihr Verspreche­n der Ersatzfahr­pläne nicht halten können. „Keinesfall­s“sei im Fernverkeh­r jeder vierte Zug gefahren.

Nach dem Ende des Ausstands am Freitagmor­gen kam der normale Verkehr schnell wieder in Gang. Die Bahn sprach von nur noch vereinzelt­en Einschränk­ungen.

Der Tarifkonfl­ikt schwelt damit erst einmal weiter. Die GDL fordert 3,2 Prozent mehr Lohn, eine CoronaPräm­ie von 600 Euro und will eine Kürzung der Betriebsre­nten verhindern. Die Arbeitgebe­r bieten zwar 3,2 Prozent mehr Lohn an, jedoch bei einer deutlich längeren Laufzeit. Im Hintergrun­d schwelt noch ein Streit um die gewerkscha­ftliche Vormacht bei der Bahn.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA GDL-Chef Claus Weselsky bei einer Kundgebung.

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