Lindauer Zeitung

Höhenflüge mit Byrds und Crosby, Stills, Nash & Young

David Crosby wird 80 – Der Sänger und Songwriter hatte oft mit Drogen und Alkohol zu kämpfen

- Von Werner Herpell

Er flog schon früh sehr hoch mit den Byrds, stürzte mehrfach tief ab und gilt längst als einer der wichtigste­n Singer-Songwriter der Rock-Geschichte. Jetzt wird David Crosby 80 und bastelt fleißig an einem beeindruck­enden Spätwerk.

Es gibt nur wenige Künstler, die gleich zweifach in der Ruhmeshall­e der Rockmusik vertreten sind. David Crosby ist einer davon, er wurde für sein bahnbreche­ndes Werk mit The Byrds (1991) und Crosby, Stills & Nash (1997) in die „Rock and Roll Hall of Fame“berufen. Am wichtigste­n ist dem Kalifornie­r mit dem Walrossbar­t aber etwas anderes: „Meine Familie“. Dass er etwa mit seinem einst zur Adoption freigegebe­nen Sohn, dem vielseitig­en Rockmusike­r James Raymond (59), inzwischen auch künstleris­ch ein sehr enges Verhältnis pflegt, lässt sich auf dem jüngsten Album „For Free“wieder nachhören.

Dass der 1941 in Los Angeles geborene Crosby seinen 80. Geburtstag an diesem Samstag tatsächlic­h feiern kann, war angesichts seines Lebenswand­els nicht unbedingt zu erwarten. Denn nicht nur als Sänger und Songschrei­ber, sondern auch als Rauschgift­konsument hatte er zeitweise selbst unter den drogenaffi­nen Musikerkol­legen der Hippie-Ära einen legendären Ruf. Der Besitz von Heroin und Kokain brachte ihn Mitte der 80er-Jahre sogar ins Gefängnis, 1994 erhielt er nach jahrelange­m Alkoholmis­sbrauch eine Spenderleb­er.

Crosby bereut heute „all die Zeit, die ich mit harten Drogen verschwend­et habe. (...) Aber ich habe es überstande­n, habe es überwunden, was viele andere Leute nicht geschafft haben. Darauf bin ich stolz.“

Stolz sein kann Crosby auch schon auf seine Anfänge als Rockmusike­r. Sie führten ihn gleich in höchste Höhen bei den Byrds, die er zusammen mit Roger McGuinn und Gene Clark gegründet hatte, mit denen er von 1964 bis 1967 fünf Schlüssela­lben des US-Folkrocks einspielte und mehrere Hits hatte („Mr. Tambourine Man“, „Turn! Turn! Turn!“).

Streiterei­en führten zu Crosbys Entlassung. Doch er fiel weich und bildete mit Stephen Stills und Graham Nash alsbald die die Band Crosby, Stills & Nash (CSN). Zeitweise kam der Kanadier Neil Young als viertes Studio- und Live-Mitglied hinzu, so auch 1969 beim berühmten Woodstock-Festival als CSNY. Crosby, Stills & Nash waren sehr erfolgreic­h, aber es sei auch „ein einziger Konkurrenz­kampf “gewesen. Das sagte Crosby kürzlich im Interview von „Stuttgarte­r Zeitung“und „Stuttgarte­r Nachrichte­n“.

Anfang der 70er-Jahre konzentrie­rte sich der mit einer wunderbar klaren, hellen Stimme gesegnete Musiker auf sein herausrage­ndes SoloDebüt „If I Could Only Remember My Name …“. Weitere Platten mit den ihm teilweise in Hassliebe verbundene­n Kumpels Stills, Nash und Young folgten eher sporadisch. Häufig kamen Crosby Rauschgift-Eskapaden und sein ausschweif­endes Privatlebe­n in die Quere. Mit wirklich bemerkensw­erten Alben trat der Amerikaner erst im gehobenen Alter wieder in Erscheinun­g. Die fünf zuletzt vorgelegte­n Solowerke zählen zum Schönsten, Berührends­ten und Vornehmste­n, was David Crosby in seiner langen Laufbahn gemacht hat, von „Croz“(2014) bis „For Free“(2021) ein tolles Spätwerk.

Sein Ziel als Songwriter definiert David Crosby heute so: „Ich schreibe Lieder, die dich etwas fühlen lassen, dich auf eine kleine Reise mitnehmen, dich mal lachen und mal weinen lassen.“Das ist ihm sehr oft geglückt. Und seine musikalisc­he Reise soll noch nicht zu Ende sein: Zwei weitere Crosby-Alben sind derzeit in Arbeit.

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FOTO: MARTIAL TREZZINI/DPA David Crosby tritt inzwischen meist allein auf.

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