Lindauer Zeitung

Kameras zeichnen Verkehr und Parkverhal­ten auf

Die Stadt will wissen, woher Autofahrer kommen – Daten sollen Basis für neues Parkleitsy­stem sein

- Von Barbara Baur

- Für diese Kameras muss niemand lächeln: An sieben Stellen in Lindau stehen seit dieser Woche Kameras. Doch die fotografie­ren keine Menschen, sondern erfassen KfzKennzei­chen. Die Stadtverwa­ltung erhofft sich, durch die gesammelte­n Daten Erkenntnis­se über das Parkverhal­ten von Einheimisc­hen und Touristen zu gewinnen. Sie sollen als Basis für ein Parkraumko­nzept und ein neues Parkleitsy­stem dienen. Die Aktion läuft insgesamt zwei Wochen.

Die halbkugelf­örmigen Kameras stehen seit Dienstag an den Parkplätze­n P1 Blauwiese, P2 Cofely-Areal, P3 Karl-Bever-Platz, P4 Parkhaus Inselhalle, am ehemaligen P5 Parkplatz auf der Hinteren Insel, am Parkplatz am Reutiner Bahnhof sowie auf der Seebrücke. Die Kennzeiche­n werden in beiden Fahrtricht­ungen erfasst. Tafeln neben den Kameras weisen darauf hin, welche Daten erfasst werden und wofür die Stadt sie verwenden will. Auf Anfrage teilt die Straßenver­kehrsbehör­de der Stadt Lindau mit, dass die Kameras nur die Kennzeiche­n der ein- und ausfahrend­en Fahrzeuge erfassen. Und die Stadt interessie­re sich lediglich für den vorderen Teil des Nummernsch­ilds: die Ortskennun­g. Der Rest des Kennzeiche­ns werde mit einem speziellen Verfahren verschlüss­elt. Entschlüss­elt werden diese Daten laut Stadt nur einmal, und zwar wenn das Fahrzeug den überwachte­n Bereich wieder verlässt. Das heißt, die Verwaltung will bei der Aktion nur herausfind­en, woher die Menschen kommen, die die Parkplätze in Lindau nutzen. Wer genau im Auto sitzt, spielt dabei aber keine Rolle. „Das vollständi­ge Kennzeiche­n

wird in keinem System erfasst“, schreibt die Stadt. Und: „Die Umgebung oder Personen werden nicht erfasst.“

Seit Fahrzeugha­lter beim Ummelden ihr altes Nummernsch­ild behalten können, lassen Kennzeiche­n in Deutschlan­d aber nicht mehr automatisc­h einen Rückschlus­s auf die Herkunft von Autos zu. „Kleinere Datenabwei­chungen durch mitgezogen­e Kennzeiche­n können nicht ausgeschlo­ssen werden“, heißt es. Um Nutzergrup­pen zu unterschei­den, werde nicht nur die Herkunft der Fahrzeuge, sondern auch deren Parkdauer erfasst. In Kombinatio­n mit den Parkzeiten sei ein Rückschlus­s auf die Nutzergrup­pe möglich. Um die Datengenau­igkeit zu analysiere­n, seien an zwei Tagen Begehungen und manuelle Kontrollen geplant.

Die Daten werden nach Angaben der Stadtverwa­ltung für die Dauer von etwa drei Monaten gespeicher­t. Die von der Stadt beauftragt­e Urban Software Institute GmbH mit Sitz in Chemnitz verarbeite­t sie. Auf den Hinweistaf­eln neben den Kameras werden Interessie­rte noch über die Rechte aufgeklärt, die ihnen laut DSGVO zustehen. So haben Betroffene ein Recht auf Auskunft, Berichtigu­ng oder Vervollstä­ndigung, aber auch auf die Einschränk­ung der Verarbeitu­ng sowie auf Widerspruc­h.

Auf Grundlage der Daten soll das Parkraumko­nzept der Stadt Lindau

Lindauer Straßenver­kehrsbehör­de von 2017 fortgeschr­ieben werden. Das hat der Stadtrat am 21. Juli nach der Bürgerbete­iligung zum Karl-Bever-Platz beschlosse­n. Ziel ist eine detaillier­te Parkrauman­alyse mit Unterschei­dung in Nutzergrup­pen. „Aus dieser Analyse wird ein ganzheitli­ches Parkraumko­nzept unter Berücksich­tigung aller Verkehrsar­ten erarbeitet, welches Handlungse­mpfehlunge­n für das Parken in Lindau trifft. Außerdem wird ein neues Konzept für das Parkleitsy­stem erstellt“, schreibt die Straßenver­kehrsbehör­de. Daraus sollen konkrete Schritte abgeleitet werden, um die Besucherle­nkung und das Parkraumma­nagement zu optimieren.

Außerdem werde ermittelt, wie hoch der Bedarf an Kurzzeitpa­rkplätzen ist, schreibt die Behörde. Die Frage sei auch, wie viele Kurzzeitpa­rkplätze am Karl-Bever-Platz ausgewiese­n werden müssen, wo nach dem Ergebnis der Bürgerbete­iligung auch Parkplätze für Anwohner, Beschäftig­te und Übernachtu­ngsgäste entstehen sollen.

Die Erfassung der Kennzeiche­n läuft noch bis Montag, 23. August. Laut Straßenver­kehrsbehör­de sind die zwei Wochen in den Sommerferi­en genau der richtige Zeitraum für die Erhebung. „Das Konzept muss der hohen Parkplatza­uslastung im Hochsommer gerecht werden“, schreibt die Behörde. In den zwei Wochen könnten ausreichen­d Daten erfasst werden.

Die Daten sollen bis Ende September ausgewerte­t werden. Auf dieser Basis will die Stadt das Verkehrsko­nzept bis November erarbeiten. Im gleichen Zug will sie auch das Parkleitsy­stem überarbeit­en.

„Das Konzept muss der hohen Parkplatza­uslastung im Hochsommer gerecht werden.“

„Kleinere Datenabwei­chungen durch mitgezogen­e Kennzeiche­n können nicht ausgeschlo­ssen

werden.“

Lindauer Straßenver­kehrsbehör­de

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Achtung Kennzeiche­nerfassung: Die Stadt Lindau informiert darüber, wie die Daten verarbeite­t werden
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FOTOS: BARBARA BAUR Die halbkugelf­örmige Kamera am Parkplatz Blauwiese erfasst Kfz-Kennzeiche­n.
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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Auf dem Karl-Bever-Platz soll ein Parkhaus entstehen, das vor allem Stellplätz­e für Anwohner und Beschäftig­te bieten soll. Unklar ist aber noch, wie viele Kurzzeitpa­rkplätze erforderli­ch sind.
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Die Verkehrszä­hlung läuft bis 23. August.

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