Kameras zeichnen Verkehr und Parkverhalten auf
Die Stadt will wissen, woher Autofahrer kommen – Daten sollen Basis für neues Parkleitsystem sein
- Für diese Kameras muss niemand lächeln: An sieben Stellen in Lindau stehen seit dieser Woche Kameras. Doch die fotografieren keine Menschen, sondern erfassen KfzKennzeichen. Die Stadtverwaltung erhofft sich, durch die gesammelten Daten Erkenntnisse über das Parkverhalten von Einheimischen und Touristen zu gewinnen. Sie sollen als Basis für ein Parkraumkonzept und ein neues Parkleitsystem dienen. Die Aktion läuft insgesamt zwei Wochen.
Die halbkugelförmigen Kameras stehen seit Dienstag an den Parkplätzen P1 Blauwiese, P2 Cofely-Areal, P3 Karl-Bever-Platz, P4 Parkhaus Inselhalle, am ehemaligen P5 Parkplatz auf der Hinteren Insel, am Parkplatz am Reutiner Bahnhof sowie auf der Seebrücke. Die Kennzeichen werden in beiden Fahrtrichtungen erfasst. Tafeln neben den Kameras weisen darauf hin, welche Daten erfasst werden und wofür die Stadt sie verwenden will. Auf Anfrage teilt die Straßenverkehrsbehörde der Stadt Lindau mit, dass die Kameras nur die Kennzeichen der ein- und ausfahrenden Fahrzeuge erfassen. Und die Stadt interessiere sich lediglich für den vorderen Teil des Nummernschilds: die Ortskennung. Der Rest des Kennzeichens werde mit einem speziellen Verfahren verschlüsselt. Entschlüsselt werden diese Daten laut Stadt nur einmal, und zwar wenn das Fahrzeug den überwachten Bereich wieder verlässt. Das heißt, die Verwaltung will bei der Aktion nur herausfinden, woher die Menschen kommen, die die Parkplätze in Lindau nutzen. Wer genau im Auto sitzt, spielt dabei aber keine Rolle. „Das vollständige Kennzeichen
wird in keinem System erfasst“, schreibt die Stadt. Und: „Die Umgebung oder Personen werden nicht erfasst.“
Seit Fahrzeughalter beim Ummelden ihr altes Nummernschild behalten können, lassen Kennzeichen in Deutschland aber nicht mehr automatisch einen Rückschluss auf die Herkunft von Autos zu. „Kleinere Datenabweichungen durch mitgezogene Kennzeichen können nicht ausgeschlossen werden“, heißt es. Um Nutzergruppen zu unterscheiden, werde nicht nur die Herkunft der Fahrzeuge, sondern auch deren Parkdauer erfasst. In Kombination mit den Parkzeiten sei ein Rückschluss auf die Nutzergruppe möglich. Um die Datengenauigkeit zu analysieren, seien an zwei Tagen Begehungen und manuelle Kontrollen geplant.
Die Daten werden nach Angaben der Stadtverwaltung für die Dauer von etwa drei Monaten gespeichert. Die von der Stadt beauftragte Urban Software Institute GmbH mit Sitz in Chemnitz verarbeitet sie. Auf den Hinweistafeln neben den Kameras werden Interessierte noch über die Rechte aufgeklärt, die ihnen laut DSGVO zustehen. So haben Betroffene ein Recht auf Auskunft, Berichtigung oder Vervollständigung, aber auch auf die Einschränkung der Verarbeitung sowie auf Widerspruch.
Auf Grundlage der Daten soll das Parkraumkonzept der Stadt Lindau
Lindauer Straßenverkehrsbehörde von 2017 fortgeschrieben werden. Das hat der Stadtrat am 21. Juli nach der Bürgerbeteiligung zum Karl-Bever-Platz beschlossen. Ziel ist eine detaillierte Parkraumanalyse mit Unterscheidung in Nutzergruppen. „Aus dieser Analyse wird ein ganzheitliches Parkraumkonzept unter Berücksichtigung aller Verkehrsarten erarbeitet, welches Handlungsempfehlungen für das Parken in Lindau trifft. Außerdem wird ein neues Konzept für das Parkleitsystem erstellt“, schreibt die Straßenverkehrsbehörde. Daraus sollen konkrete Schritte abgeleitet werden, um die Besucherlenkung und das Parkraummanagement zu optimieren.
Außerdem werde ermittelt, wie hoch der Bedarf an Kurzzeitparkplätzen ist, schreibt die Behörde. Die Frage sei auch, wie viele Kurzzeitparkplätze am Karl-Bever-Platz ausgewiesen werden müssen, wo nach dem Ergebnis der Bürgerbeteiligung auch Parkplätze für Anwohner, Beschäftigte und Übernachtungsgäste entstehen sollen.
Die Erfassung der Kennzeichen läuft noch bis Montag, 23. August. Laut Straßenverkehrsbehörde sind die zwei Wochen in den Sommerferien genau der richtige Zeitraum für die Erhebung. „Das Konzept muss der hohen Parkplatzauslastung im Hochsommer gerecht werden“, schreibt die Behörde. In den zwei Wochen könnten ausreichend Daten erfasst werden.
Die Daten sollen bis Ende September ausgewertet werden. Auf dieser Basis will die Stadt das Verkehrskonzept bis November erarbeiten. Im gleichen Zug will sie auch das Parkleitsystem überarbeiten.
„Das Konzept muss der hohen Parkplatzauslastung im Hochsommer gerecht werden.“
„Kleinere Datenabweichungen durch mitgezogene Kennzeichen können nicht ausgeschlossen
werden.“
Lindauer Straßenverkehrsbehörde