Alpabtrieb ohne Party und Termindruck
Viehscheide in Maierhöfen, Oberstaufen und Thalkirchdorf fallen auch in diesem Jahr aus
- Die Viehscheid-Saison rückt immer näher. Im September ziehen Hirten und Tiere von den Bergen ins Tal. Doch Viehscheide mit Halligalli und Festzeltbetrieb wird es in der Region auch heuer nicht geben. Die Bauern holen das Vieh zwar ab. Gefeiert wird die Ankunft allerdings im familiären Kreis – jeder für sich. Wie im vergangenen Jahr. Der Viehscheid in Maierhöfen fällt dieses Jahr erneut aus – ebenso bei den Nachbarn in Oberstaufen und Thalkirchdorf.
„Eine realistische Durchführung war nicht möglich. Deshalb mussten wir uns dazu entschließen, den Viehscheid leider erneut abzusagen“, sagt Vorsitzender Thomas Holzer vom Viehscheidverein Maierhöfen. Überraschend ist das nicht, ein bisschen Hoffnung hatten die Verantwortlichen aber wohl dennoch. Man habe die Entscheidung erst „relativ spät“ getroffen, sagt Holzer. „Aber die Veranstaltung hat einen gewissen Aufwand, wir machen das alles in unserer Freizeit – da wäre es ziemlich waghalsig, einfach ins Blaue hinein zu planen.“
Wann das Jungvieh der Maierhöfener Landwirte die Weiden auf dem Hochgrat verlässt, steht noch nicht fest. Da es keine große und aufwendig vorbereitete Viehscheid-Party mit Festzelt gibt, ist das Ende der Bergsaison nicht termingebunden. 260 Schumpen grasen derzeit rund um die Unterlauchalpe. „Wenn das Wetter so bleibt, können wir vielleicht ein bisschen länger oben bleiben, sagt Herbert Mader, Alpmeister der Weidegenossenschaft Maierhöfen. Noch gebe es ausreichend Futter auf dem Berg, allerdings sei die Herde auch größer als 2020.
Fest steht allerdings schon, wie das Ende der Alpsaison ablaufen wird. Die Maierhöfener Landwirte treiben ihre Schumpen nur knappe zwei Kilometer bis auf eine Fläche neben der Talstation der Hochgratbahn – statt wie sonst 32 Kilometer bis nach Maierhöfen. An der Hochgratbahn werden die Tiere nach Besitzer aufgeteilt und in Tiertransporter verladen. „Das läuft wie im vergangenen Jahr“, sagt Mader. Auch eine Hirten-Ehrung sei geplant. „Wir werden danach auch noch zusammenhocken – aber alles klein und intern“, sagt Mader.
Bereits seit einigen Jahren kommen so auch die Tiere der Lindauer Weidegenossenschaft zurück auf die Bauernhöfe. Etwa 180 Schumpen verbringen dieses Jahr den Sommer am Hochgrat. Grundsätzlich gebe es heuer ideale Voraussetzungen, um die Tiere noch etwas länger dort zu lassen, sagt Alpmeister Elmar Karg. Doch auch ohne große Party gibt es viel zu organisieren. So sei etwa an einem Wochenende der Spediteur, der die Tiere von Oberstaufen zu den Bauernhöfen bringt, mit seinen Fahrzeugen bereits anderweitig im Einsatz. Auch die Wiese, auf der die Tiere verladen werden sollen, müsse noch organisiert werden, sagt Karg.
Die Tiere einfach unter der Woche abzuholen, sei ebenfalls schwierig, da der Spediteur dann Schlacht- und Zuchtvieh transportiere. Außerdem gebe es auch nebenberufliche Landwirte und Schüler, die dann keine Zeit hätten, um beim Treiben zu helfen. In den nächsten Tagen wollen er und seine Kollegen deshalb einen Termin für den Alpabtrieb festlegen. Der fand sonst immer am Samstag nach dem Viehscheid in Oberstaufen statt. Doch auch den wird es heuer nicht geben.
„In Abstimmung mit den Scheidmeistern, den ausrichtenden Vereinen, Oberstaufen Tourismus und unserem Ordnungsamt wurden sowohl der Staufner als auch der Thaler Scheid abgesagt. Sie finden auch nicht im kleinen Rahmen statt“, teilt Oberstaufens Bürgermeister Martin Beckel mit.