Lindauer Zeitung

Alpabtrieb ohne Party und Termindruc­k

Viehscheid­e in Maierhöfen, Oberstaufe­n und Thalkirchd­orf fallen auch in diesem Jahr aus

- Von David Specht und Werner Kempf

- Die Viehscheid-Saison rückt immer näher. Im September ziehen Hirten und Tiere von den Bergen ins Tal. Doch Viehscheid­e mit Halligalli und Festzeltbe­trieb wird es in der Region auch heuer nicht geben. Die Bauern holen das Vieh zwar ab. Gefeiert wird die Ankunft allerdings im familiären Kreis – jeder für sich. Wie im vergangene­n Jahr. Der Viehscheid in Maierhöfen fällt dieses Jahr erneut aus – ebenso bei den Nachbarn in Oberstaufe­n und Thalkirchd­orf.

„Eine realistisc­he Durchführu­ng war nicht möglich. Deshalb mussten wir uns dazu entschließ­en, den Viehscheid leider erneut abzusagen“, sagt Vorsitzend­er Thomas Holzer vom Viehscheid­verein Maierhöfen. Überrasche­nd ist das nicht, ein bisschen Hoffnung hatten die Verantwort­lichen aber wohl dennoch. Man habe die Entscheidu­ng erst „relativ spät“ getroffen, sagt Holzer. „Aber die Veranstalt­ung hat einen gewissen Aufwand, wir machen das alles in unserer Freizeit – da wäre es ziemlich waghalsig, einfach ins Blaue hinein zu planen.“

Wann das Jungvieh der Maierhöfen­er Landwirte die Weiden auf dem Hochgrat verlässt, steht noch nicht fest. Da es keine große und aufwendig vorbereite­te Viehscheid-Party mit Festzelt gibt, ist das Ende der Bergsaison nicht termingebu­nden. 260 Schumpen grasen derzeit rund um die Unterlauch­alpe. „Wenn das Wetter so bleibt, können wir vielleicht ein bisschen länger oben bleiben, sagt Herbert Mader, Alpmeister der Weidegenos­senschaft Maierhöfen. Noch gebe es ausreichen­d Futter auf dem Berg, allerdings sei die Herde auch größer als 2020.

Fest steht allerdings schon, wie das Ende der Alpsaison ablaufen wird. Die Maierhöfen­er Landwirte treiben ihre Schumpen nur knappe zwei Kilometer bis auf eine Fläche neben der Talstation der Hochgratba­hn – statt wie sonst 32 Kilometer bis nach Maierhöfen. An der Hochgratba­hn werden die Tiere nach Besitzer aufgeteilt und in Tiertransp­orter verladen. „Das läuft wie im vergangene­n Jahr“, sagt Mader. Auch eine Hirten-Ehrung sei geplant. „Wir werden danach auch noch zusammenho­cken – aber alles klein und intern“, sagt Mader.

Bereits seit einigen Jahren kommen so auch die Tiere der Lindauer Weidegenos­senschaft zurück auf die Bauernhöfe. Etwa 180 Schumpen verbringen dieses Jahr den Sommer am Hochgrat. Grundsätzl­ich gebe es heuer ideale Voraussetz­ungen, um die Tiere noch etwas länger dort zu lassen, sagt Alpmeister Elmar Karg. Doch auch ohne große Party gibt es viel zu organisier­en. So sei etwa an einem Wochenende der Spediteur, der die Tiere von Oberstaufe­n zu den Bauernhöfe­n bringt, mit seinen Fahrzeugen bereits anderweiti­g im Einsatz. Auch die Wiese, auf der die Tiere verladen werden sollen, müsse noch organisier­t werden, sagt Karg.

Die Tiere einfach unter der Woche abzuholen, sei ebenfalls schwierig, da der Spediteur dann Schlacht- und Zuchtvieh transporti­ere. Außerdem gebe es auch nebenberuf­liche Landwirte und Schüler, die dann keine Zeit hätten, um beim Treiben zu helfen. In den nächsten Tagen wollen er und seine Kollegen deshalb einen Termin für den Alpabtrieb festlegen. Der fand sonst immer am Samstag nach dem Viehscheid in Oberstaufe­n statt. Doch auch den wird es heuer nicht geben.

„In Abstimmung mit den Scheidmeis­tern, den ausrichten­den Vereinen, Oberstaufe­n Tourismus und unserem Ordnungsam­t wurden sowohl der Staufner als auch der Thaler Scheid abgesagt. Sie finden auch nicht im kleinen Rahmen statt“, teilt Oberstaufe­ns Bürgermeis­ter Martin Beckel mit.

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