So will sich der Saftladen verändern
Treue Stammkunden, aber schwierige Lage – Saftladen startet neue Vertriebsstrategie
- Der Saftladen in der Ludwigstraße hatte einen schwierigen Start, kurz nach Eröffnung kam die Pandemie. Inhaberin Anne-Sophie Zapf bleibt trotzdem dran, obwohl die Säfte bisher keinen Gewinn abwerfen. Sie hat eine Vertriebsidee, mit der sie durchstarten will.
„Der Laden war ja vorher nur ein Schaufenster des Töpferladens“, sagt Anne-Sophie Zapf und zeigt auf das kleine Fenster neben dem Eingang ihres Saftladens. Die Architektin habe es damals einfach interessiert, was hinter dieser Fassade steckt. „Und so habe ich diesen 10 Quadratmeter großer Raum entdeckt.“Tiny Houses waren damals in aller Munde, warum also nicht ein Tiny Shop – im August 2019 eröffnete der Saftladen in der Ludwigstraße 54.
Dieser Teil der Ludwigstraße sei doch eine besondere Herausforderung, sagt Zapf. Dort, nahe des Bahnhofs, gibt es eingesessene und akzeptierte Läden, aber auch einige Ladenräume, die seit Langem leerstehen. Es werde weniger geschlendert, sagt Zapf, man könne außerdem keine
Außenplätze anbieten und gegenüber sei „eben doch die Rückseite eines Hotels“. Trotzdem startete sie mit ihrem Konzept: Obst aus der Region auf moderne Weise auf der Insel verkaufen. Zapf stört es damals wie heute, dass man auf der Insel kaum einen Apfel aus der Region findet. Eine Saftbar war zwar keine neue Idee, gesteht Zapf. Aber alles mit regionalen und biologischen Zutaten zu machen, da müsse man mit den Rezepten schon kreativ sein. Beispielsweise arbeitet Zapf mit Weizengras, also das frisch gekeimte erste Blatt der Weichweizenpflanze, das einer ihrer Produzenten extra für sie anbaut. Das passe super in Säfte und habe viele Inhaltsstoffe.
Nach ihrer Öffnung hat Zapf aber kaum Zeit gehabt, sich zu etablieren, denn dann kam die Pandemie. Weil Wochenmärkte weiterhin offen hatten, spezialisierte sich die Unternehmerin schnell auf den Marktverkauf. „Meine Stammkunden sind sehr wichtig, die halten das gerade am Leben“, sagt Zapf, die überrascht ist, wie schnell sich ein Kern aus zufriedenen Kunden gebildet hat.
Dennoch ist die finanzielle Lage des Saftladens problematisch. „Ich investiere immer noch mehr in den Saftladen als das ich daran verdiene.“Doch das soll sich ändern. In diesem Jahr hat Zapf viel Zeit und Energie für die Planung und Leitung der Schützinger-Promenade auf der Gartenschau aufgewendet. Danach will sie den Vertrieb des Saftladens neu aufstellen.
Die Möglichkeiten sind jedoch begrenzt. Denn der Verkauf über den Einzelhandel funktioniere nicht. So, wie die Säfte jetzt zubereitet werden, wären diese nach den langen Lieferketten nicht mehr frisch. Den Saftladen zu einem Bistro oder Café auszubauen – auch dagegen hat sich Zapf bewusst entschieden. „Wenn ich ein Bistro machen würde, müsste ich Produkte für Touristen anbieten. Also eher Mango- und Maracuja-Säfte.“Das widerspreche ihrem Grundsatz, nur mit lokalen Produkten zu arbeiten.
Zapf hat eine andere Vertriebsidee: sie will Unternehmen als Kunden gewinnen. Die Säfte könnte die Fruchtkörbe, die einige Firmen regelmäßig kaufen, ersetzen. Für Konferenzräume sei es ein gelungener Snack-Ersatz. „Es ist für Firmen auch etwas Besonderes, wenn sie Kunden ein lokales Produkt anbieten können.“Zapf kann sich aber auch vorstellen, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeiter Säfte zur Verfügung stellen – als kleine Aufmerksamkeit. Neben der Fokussierung auf Unternehen will Zapf nach der Gartenschau außerdem mehr Wochenmärkte bespielen – im Allgäu und sogar in Vorarlberg.
Mit ihrer neuen Vertriebsidee zähle jetzt vor allem das Produkt. Dafür bekomme sie gutes Feedback, dafür will sie Kraft und Geld einsetzen. Der Standort ist derweil zweitrangig. Laut Zapf könnte der Saftladen, mit der anspruchsvollen Lage in der Ludwigstraße, als Produktionsstätte bald zu klein werden.