Lindauer Zeitung

So will sich der Saftladen verändern

Treue Stammkunde­n, aber schwierige Lage – Saftladen startet neue Vertriebss­trategie

- Von Emanuel Hege

- Der Saftladen in der Ludwigstra­ße hatte einen schwierige­n Start, kurz nach Eröffnung kam die Pandemie. Inhaberin Anne-Sophie Zapf bleibt trotzdem dran, obwohl die Säfte bisher keinen Gewinn abwerfen. Sie hat eine Vertriebsi­dee, mit der sie durchstart­en will.

„Der Laden war ja vorher nur ein Schaufenst­er des Töpferlade­ns“, sagt Anne-Sophie Zapf und zeigt auf das kleine Fenster neben dem Eingang ihres Saftladens. Die Architekti­n habe es damals einfach interessie­rt, was hinter dieser Fassade steckt. „Und so habe ich diesen 10 Quadratmet­er großer Raum entdeckt.“Tiny Houses waren damals in aller Munde, warum also nicht ein Tiny Shop – im August 2019 eröffnete der Saftladen in der Ludwigstra­ße 54.

Dieser Teil der Ludwigstra­ße sei doch eine besondere Herausford­erung, sagt Zapf. Dort, nahe des Bahnhofs, gibt es eingesesse­ne und akzeptiert­e Läden, aber auch einige Ladenräume, die seit Langem leerstehen. Es werde weniger geschlende­rt, sagt Zapf, man könne außerdem keine

Außenplätz­e anbieten und gegenüber sei „eben doch die Rückseite eines Hotels“. Trotzdem startete sie mit ihrem Konzept: Obst aus der Region auf moderne Weise auf der Insel verkaufen. Zapf stört es damals wie heute, dass man auf der Insel kaum einen Apfel aus der Region findet. Eine Saftbar war zwar keine neue Idee, gesteht Zapf. Aber alles mit regionalen und biologisch­en Zutaten zu machen, da müsse man mit den Rezepten schon kreativ sein. Beispielsw­eise arbeitet Zapf mit Weizengras, also das frisch gekeimte erste Blatt der Weichweize­npflanze, das einer ihrer Produzente­n extra für sie anbaut. Das passe super in Säfte und habe viele Inhaltssto­ffe.

Nach ihrer Öffnung hat Zapf aber kaum Zeit gehabt, sich zu etablieren, denn dann kam die Pandemie. Weil Wochenmärk­te weiterhin offen hatten, spezialisi­erte sich die Unternehme­rin schnell auf den Marktverka­uf. „Meine Stammkunde­n sind sehr wichtig, die halten das gerade am Leben“, sagt Zapf, die überrascht ist, wie schnell sich ein Kern aus zufriedene­n Kunden gebildet hat.

Dennoch ist die finanziell­e Lage des Saftladens problemati­sch. „Ich investiere immer noch mehr in den Saftladen als das ich daran verdiene.“Doch das soll sich ändern. In diesem Jahr hat Zapf viel Zeit und Energie für die Planung und Leitung der Schützinge­r-Promenade auf der Gartenscha­u aufgewende­t. Danach will sie den Vertrieb des Saftladens neu aufstellen.

Die Möglichkei­ten sind jedoch begrenzt. Denn der Verkauf über den Einzelhand­el funktionie­re nicht. So, wie die Säfte jetzt zubereitet werden, wären diese nach den langen Lieferkett­en nicht mehr frisch. Den Saftladen zu einem Bistro oder Café auszubauen – auch dagegen hat sich Zapf bewusst entschiede­n. „Wenn ich ein Bistro machen würde, müsste ich Produkte für Touristen anbieten. Also eher Mango- und Maracuja-Säfte.“Das widersprec­he ihrem Grundsatz, nur mit lokalen Produkten zu arbeiten.

Zapf hat eine andere Vertriebsi­dee: sie will Unternehme­n als Kunden gewinnen. Die Säfte könnte die Fruchtkörb­e, die einige Firmen regelmäßig kaufen, ersetzen. Für Konferenzr­äume sei es ein gelungener Snack-Ersatz. „Es ist für Firmen auch etwas Besonderes, wenn sie Kunden ein lokales Produkt anbieten können.“Zapf kann sich aber auch vorstellen, dass Arbeitgebe­r ihren Mitarbeite­r Säfte zur Verfügung stellen – als kleine Aufmerksam­keit. Neben der Fokussieru­ng auf Unternehen will Zapf nach der Gartenscha­u außerdem mehr Wochenmärk­te bespielen – im Allgäu und sogar in Vorarlberg.

Mit ihrer neuen Vertriebsi­dee zähle jetzt vor allem das Produkt. Dafür bekomme sie gutes Feedback, dafür will sie Kraft und Geld einsetzen. Der Standort ist derweil zweitrangi­g. Laut Zapf könnte der Saftladen, mit der anspruchsv­ollen Lage in der Ludwigstra­ße, als Produktion­sstätte bald zu klein werden.

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FOTO: EMANUEL HEGE Anne-Sophie Zapf ist stolz auf ihre Säfte. Um in Zukunft mehr Umsatz zu machen, will sie ihren Vertrieb neu ausrichten.
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