Wie Thomas Mann so in der Schule war
In der Mathematik kennt der geneigte Rechenkünstler die Kurvendiskussion. Wobei die natürlich herzlich sinnlos ist, denn mit Kurven kann man gar nicht diskutieren. Jeder, der schon einmal zügig mit dem Automobil oder dem Zweirad auf einer Gebirgsstraße unterwegs war, wird bestätigen, wie stur Kurven sein können. Wer da anfängt, mit der Kurve diskutieren zu wollen, landet unweigerlich im Graben oder gleich im tiefen Tal. Wo er dann mit den Rettungskräften diskutieren kann, ob es immer so eine gute Idee ist, alles ausdiskutieren zu wollen.
Der große Bruder der Diskussion ist die Debatte. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass im Rahmen ihrer Anwendung andere Leute von der eigenen Überzeugung überzeugt werden sollen, auch wenn die das gar nicht wollen. Damit hat die Debatte stets etwas Belehrendes – womit wir wieder beim Mathematikunterricht angekommen wären. Denn auch beim Rechnen lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss.
Das Abschneiden in Mathe ist nicht zwangsläufig ein BildungsQualitätsmerkmal. Der LiteraturNobelpreisträger Thomas Mann etwa schaffte zum Beispiel die Realschule erst beim zweiten Anlauf. Sein Werk indes schaffte es locker ins Gymnasium, wo es heute noch als literarisches Pflichtprogramm in Form des Zauberbergs oder der Buddenbrooks von oftmals germanistisch wie mathematisch völlig uninteressierten Schülern nach Leibeskräften zerpflückt wird. Thomas Mann brauchte zum Verfassen übrigens weder Algebra noch Geometrie. Wie er in Sport und Reli war, ist nicht bekannt. (nyf)