Lindauer Zeitung

Naturschüt­zer halten Straßennet­z für ausreichen­d

Bundesstra­ßen und Autobahnen sollen in Bayern nicht mehr neu- oder ausgebaut werden, fordert der BN

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(dpa) - Der Bund Naturschut­z (BN) fordert, Aus- und Neubauproj­ekte für Bundesstra­ßen und Autobahnen in Bayern sofort zu stoppen. Mit dem eingespart­en Geld sollten, so der BN, stattdesse­n Fußund Radwege gebaut, der öffentlich­e Nahverkehr auf dem Land verbessert und Bahnstreck­en modernisie­rt werden.

„Sämtliche Straßenbau­projekte in Bayern müssen auf den Prüfstand. Sind sie nicht mit den Klimaziele­n von Paris vereinbar, müssen sie dauerhaft begraben werden“, sagte BNChef Richard Mergner am Donnerstag laut Mitteilung. „Wir haben in den vergangene­n Jahrzehnte­n mehr als genug Straßen gebaut. Sie führen nachweisli­ch nicht zu weniger, sondern zu mehr Verkehrsau­fkommen.“

In Bayern seien laut Bundesverk­ehrswegepl­an in den kommenden Jahren neue Straßen und Ausbauten mit einer Länge von rund 1500 Kilometern geplant – die Kosten lägen bei mindestens 13 Milliarden Euro, teilte der BN weiter mit.

Würden die Pläne so umgesetzt, verfehle man die Klimaziele der Bundesund der Staatsregi­erung. Der Flächenver­brauch nehme zu, und es scheitere das Ziel, Güter auf Schiene und Schiffe zu verlagern, sagte Mergner. Das deutsche Straßennet­z sei völlig ausreichen­d. Dagegen fehle es beispielsw­eise an attraktive­n Angeboten des öffentlich­en Verkehrs auf dem Land.

Bayerns Verkehrsmi­nisterin Kerstin Schreyer (CSU) betonte dagegen, es gehe um die Bedürfniss­e und die Lebenswirk­lichkeit der Bürger. „Es ist völlig verkehrt, Straße, Schiene und Radwege gegeneinan­der auszuspiel­en“, sagte sie laut Mitteilung. Der Freistaat investiere auch in den Radwegebau und den Ausbau der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel. „Aber Bayern ist ein Flächenlan­d, und viele Menschen sind auf das Auto angewiesen. Deswegen brauchen wir auch weiter moderne, leistungsf­ähige und sichere Straßen.“

Konkret verwies der Bund Naturschut­z am Donnerstag auf drei Beispiele: Beim Bau der zwölf Kilometer langen Nordumfahr­ung Passau würden 30 Hektar Wald verloren gehen. Gutachten zeigten aber nur eine geringe Entlastung­swirkung auf die Stadt.

Unnötig seien auch Bauprojekt­e im Loisachtal bei Garmisch-Partenkirc­hen: Zwei Tunnel seien bereits in Bau, zwei weitere seien geplant. Etwa eine Milliarde Euro würden in dem Tal verbaut.

Und: In Karlstein bei Würzburg soll auf 50 Kilometern eine neue Bundesstra­ße entstehen. Große Teile der Strecke führten aber mitten durch die Natur. Die Planungen stammten zum Teil aus dem Jahr 1968, sind also 53 Jahre alt – prognostiz­iert werde aber nur ein unterdurch­schnittlic­hes Verkehrsau­fkommen.

Zustimmung kam von den Landtagsgr­ünen. Das Straßennet­z sei fertig ausgebaut, sagte Markus Büchler, Sprecher der Fraktion für Mobilität. „Wer weiter Straßen baut, der wird zum einen ganz unmittelba­r Straßenver­kehr ernten, darüber hinaus werden wir so auf lange Sicht die Klimaziele von Paris ganz sicher verfehlen. Denn jede weitere Straße und ihre Nutzung zerstören mehr Umwelt und beeinfluss­en die Klimakrise negativ.“

Stattdesse­n müsse in den Bahnverkeh­r, in Rad- und Fußwege investiert werden. Denn: „Der Klimaschut­z duldet keinen Aufschub – und schon gar keine neuen Straßen.“

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Blick auf eine Baustelle für den Ausbau der A 3 an der Ausfahrt Heidingsfe­ld. Der Bund Naturschut­z in Bayern fordert, dass Bauprojekt­e für Bundesstra­ßen und Autobahnen gestoppt werden.

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