Lindauer Zeitung

Weidels Mallorca-Reise wirft Fragen auf

Politikber­ater will AfD-Fraktionsc­hefin nach Jobangebot Aufenthalt in Golf-Resort bezahlt haben

- Von Theresa Gnann und Katja Korf

- Alice Weidel, Fraktionsc­hefin der AfD im Bundestag und Abgeordnet­e aus dem Wahlkreis Bodensee, soll Medienberi­chten zufolge in eine weitere Berater-Affäre verstrickt sein. Wie NDR, WDR und „Zeit“berichten, soll sie vom Unternehme­r und Politikber­ater Friedel Opitz Sachleistu­ngen erhalten haben.

Er habe sie jahrelang „monetär und strategisc­h“unterstütz­t, versichert Opitz demnach eidesstatt­lich – unter anderem mit Mietwagen, Tablets und Smartphone­s. Der Wert der Sachleistu­ngen liegt demnach bei rund 10 000 Euro. Weidel hat laut Dokumenten, die der Rechercheg­emeinschaf­t vorliegen, offenbar nur einen Teil dieser Zuwendunge­n zurückgeza­hlt.

Kritisch könnte auch eine gemeinsame Urlaubsrei­se von Opitz mit Weidels Familie 2018 in ein Golf-Resort auf Mallorca werden. Die Kosten in Höhe von 3500 Euro will Opitz selbst getragen haben, obwohl er Weidel eine Rechnung dafür stellte.

Ein Sprecher der AfD-Fraktionsc­hefin sagte auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, Weidel habe keinerlei Beratungsl­eistungen von Opitz in Anspruch genommen. „Auch von einer finanziell­en Unterstütz­ung seinerseit­s kann keine Rede sein“, so der Sprecher weiter. „Der besagte Hotelaufen­thalt für Frau Weidel und Begleitung wurde Herrn Opitz vorgestrec­kt. Eine Rechnung in der besagten Höhe entspricht zudem nicht den tatsächlic­hen Kosten, die weit niedriger waren. Die Rechnung entbehrt jeglicher Grundlage.“Opitz bestreitet diese Darstellun­g vehement.

Kurz vor der Mallorca-Reise hatte Weidel Opitz den Berichten zufolge angeboten, dass er als strategisc­her Berater im Bundestag für sie arbeiten könne. Auch wenn dieser nach eigenen Angaben das Angebot ausgeschla­gen hatte, bewerten mehrere Staats- und Verwaltung­swissensch­aftler den Vorgang auf Anfrage des SWR als heikel. Der Beraterver­trag, der aus Steuermitt­eln finanziert worden wäre, könnte demnach als Gegenangeb­ot für die Reise eingestuft werden.

Aktuell ermittelt noch die Staatsanwa­ltschaft Konstanz wegen einer Parteispen­de an Weidel. Außerdem musste sie sich erst vor Kurzem zu weiteren Hotelaufen­thalten erklären, zu denen sie sich von einem anderen Berater hatte einladen lassen.

Weidel tritt bei der Bundestags­wahl im September als Spitzenkan­didatin für die AfD und als Direktkand­idatin für den Landkreis Bodensee an. Der Landesverb­and der AfD in Baden-Württember­g wollte sich auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht zu den Vorwürfen äußern.

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FOTO: IMAGO IMAGES Alice Weidel

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