Lindauer Zeitung

Elmar Stegmann: „Es geht immer auf den letzten Drücker“

Landräte-Sprecher aus Lindau fordert vom Kultusmini­sterium eine andere Corona-Politik und frühere Informatio­nen – Die Behörde weist die Kritik zurück

- Von Helmut Kustermann

- Die schwäbisch­en Landräte fordern vom Kultusmini­sterium mehr Verlässlic­hkeit in der Corona-Politik: Informatio­nen kämen sehr spät, „es geht immer auf den letzten Drücker“, moniert Landräte-Sprecher Elmar Stegmann (CSU, Lindau). Zudem bestehe die Corona-Schulpolit­ik nach wie vor aus Einzelproj­ekten: „Es fehlt ein Konzept aus einem Guss.“Das Ministeriu­m kontert, dass es „so schnell wie irgend möglich“informiere. Und im Hinblick auf ein Corona-Konzept listet die Behörde eine Reihe von beschlosse­nen Maßnahmen auf.

Der Freistaat sollte „nicht so kurzfristi­g“informiere­n, sagt der Lindauer Landrat Stegmann und nennt ein Beispiel: Schreiben mit der Bitte, die Kinder „auf die Möglichkei­t des Impfens anzusprech­en“, seien am vorletzten und letzten Tag vor den Sommerferi­en in den Schulen eingegange­n. In der Ausnahmesi­tuation einer Pandemie sei es nicht immer möglich, Änderungen „mit großem zeitlichen Vorlauf zu kommunizie­ren“, heißt es in einer Stellungna­hme des Kultusmini­steriums. Briefe, die Corona-Maßnahmen erläutern, verschicke man unmittelba­r nach den Beschlüsse­n des Ministerra­ts und der Abstimmung mit dem Gesundheit­sministeri­um. Und bereits vorher werde die Öffentlich­keit über Pressekonf­erenzen informiert.

Neben der Kommunikat­ion des Kultusmini­steriums stört sich Landräte-Sprecher Stegmann auch daran, dass der bayerische­n CoronaSchu­lpolitik kein schlüssige­s Gesamtkonz­ept zugrundlie­ge. „Das sagen auch Schulleite­r“, fügt der Landrat hinzu. So brauche es Planungssi­cherheit für Schulveran­staltungen und Klassenfah­rten: „Man kann nicht alles aus dem Handgelenk machen“, sagt der Lindauer Landrat. Zudem seien klare Aussagen wichtig, bei welchen Inzidenzwe­rten der Unterricht im neuen Schuljahr wie ablaufen könne.

Um diese Kritik zu erwidern, listet das Ministeriu­m eine Reihe von Maßnahmen auf, die der Ministerra­t beschlosse­n habe. So werde es an den Schulen auch weiterhin regelmäßig­e Corona-Tests geben und „im Herbst werden alle Lehrkräfte, die dies wollen“, geimpft sein. Und weiter heißt es in der Stellungna­hme: „Alle Schülerinn­en und Schüler ab 12 Jahren sollen ab Mitte August 2021 ein Impfangebo­t in den Impfzentre­n erhalten.“Und in den ersten Unterricht­swochen nach dem Schulstart werde es auch am Platz eine Maskenpfli­cht geben – unabhängig von den aktuellen Inzidenz-Werten. Zum Thema Schülerfah­rten heißt es beim Ministeriu­m, dass diese bereits seit dem 7. Juni wieder möglich gewesen seien. „Auch Schulveran­staltungen können unter Beachtung der dafür geltenden Infektions­schutz-Maßnahmen wieder stattfinde­n.“

Viele Diskussion­en haben in den vergangene­n Monaten auch die Luftfilter ausgelöst. Ministerpr­äsident Söder hatte die Erwartung geäußert, dass bis zum Start des Schuljahre­s in jedem Klassenzim­mer und Kitaraum ein solches Gerät zur Luftreinig­ung stehen soll. Landräte-Sprecher Stegmann hält es für einen „Irrglauben“, dass es so weit kommt. Denn häufig sei eine europaweit­e Ausschreib­ung nötig. Zudem könne ein Luftfilter „nur ein kleiner Baustein sein, um das Ansteckung­srisiko etwas zu verringern“.

Stegmann favorisier­t sogenannte dezentrale Belüftungs­anlagen. Ein solches Gerät könne beispielsw­eise an der Zimmerdeck­e montiert werden. Der große Vorteil gegenüber den Filtern sei, dass „Luft nicht nur im Zimmer umgewälzt wird, sondern ein Austausch mit der Außenluft stattfinde­t“. An den kreiseigen­en Schulen in Lindau werde das Gros der Klassenzim­mer mit diesen Anlagen ausgestatt­et, sagt Stegmann, teilweise seien die Geräte bereits in Betrieb. Wo dies noch nicht der Fall ist, sollen die entspreche­nden Bauarbeite­n nach Ostern oder Pfingsten 2022 beginnen.

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