Lindauer Zeitung

Fotovoltai­k verschärft Brandgefah­r nicht

Bei elektrisch­en Anlagen ist die Feuerwehr trotzdem besonders vorsichtig – So werden sie sicher installier­t

- Von Marlene Gempp

- Der Brand einer Lagerhalle in Meckenbeur­en vor gut zwei Wochen hat einen Sachschade­n in Höhe von 3,5 Millionen Euro verursacht. Die Brandursac­he war mit hoher Wahrschein­lichkeit ein Defekt am Wechselric­hter der Fotovoltai­kanlage auf dem Dach der Halle, erklärt die Polizei. Doch stellen die Anlagen an sich kein erhöhtes Risiko für Brände dar, sagen sowohl Polizei, Feuerwehrl­eute wie auch ein Solaranlag­enmonteur.

Wechselric­hter wandeln den erzeugten Strom durch die Solaranlag­e in den Wechselstr­om für das Stromnetz im Haus um. In der Lagerhalle sei es durch einen Defekt an diesem Teil der Anlage zum Brand gekommen, erklärt eine Polizeispr­echerin: „Brandstift­ung können wir ausschließ­en.“Der Wechselric­hter sei in der Halle montiert gewesen.

Nur zwei- bis dreimal überhaupt habe sie bisher in ihrer Laufbahn von einem Brand aufgrund eines Defekts an einer Fotovoltai­kanlage mitbekomme­n, sagt die Polizistin: „Das kommt wirklich sehr selten vor.“Aber: Der Wechselric­hter in der Lagerhalle sei erst ein Jahr alt und korrekt installier­t gewesen. Somit könne niemandem etwas vorgeworfe­n werden, sagt die Polizeispr­echerin.

Solaranlag­en beschäftig­en die Feuerwehr schon seit Jahren, berichtet Stefan Amann, Kommandant der Feuerwehr Meckenbeur­en. Er war auch auch beim Brand in Meckenbeur­en

vor Ort. Fotovoltai­kanlagen könne man nicht komplett abstellen und vom Strom nehmen, erklärt Amann. Deshalb: „Am besten ist es, bei einem Brand Abstand zu Solaranlag­en zu halten.“

Die Anlagen selbst sieht er nicht als Gefahrenqu­elle für Brände, so der Kommandant. Es könne aber, wie bei jedem anderen elektrisch­en Gerät auch, zu Defekten kommen. „An den Solaranlag­en selbst ist wenig Brennbares zu finden, eher im Anschlussb­ereich“, erklärt Amann. Wichtig sei es deshalb, Solaranlag­en immer von Fachfirmen aufstellen und anbringen zu lassen, sowie die Geräte regelmäßig zu warten.

„Nach unserer Erfahrung stellen Fotovoltai­kanlagen, sofern sie fachgerech­t installier­t sind, keine besondere Gefahr dar. Sie tauchen als Brandursac­he nicht auffällig oft auf“, sagt auch Martin Scheerer, Kreisfeuer­wehrsprech­er im Bodenseekr­eis.

Sollte es zu Bränden von Häusern kommen, auf denen Solaranlag­en installier­t sind, halten Feuerwehre­n vom Batteriesp­eicher erst einmal Abstand und löschen aus sicherer Entfernung, erklärt der Feuerwehrm­ann. Das sei bei allen elektrisch­en Installati­onen so üblich.

Der Umgang mit den Gefahren der Elektrizit­ät werde von Anfang an in den Feuerwehre­n ausgebilde­t. Das einzige Problem, das sich stellen könne, sei, dass man mit Löschmitte­l schlecht an einen brennenden Dachstuhl herankomme, auf denen Solaranlag­en-Panele installier­t sind, so Scheerer.

„Wie auch bei allen elektrisch­en Installati­onen, sollten diese nur von zertifizie­rten und entspreche­nd erfahrenen Betrieben durchgefüh­rt werden, bei denen auch sichergest­ellt ist, dass bauartgepr­üfte Bauteile und keine Billigteil­e aus ominöser Quelle verwendet werden“, rät der Feuerwehrs­precher.

Auch das Thema E-Auto werde die Feuerwehr künftig immer mehr beschäftig­en. Durch mehr E-Autos auf den Straßen steige auch die Wahrschein­lichkeit, dass sie an Unfällen beteiligt sein könnten. Die Technik von E-Autos sei recht sicher, so Scheerer, trotzdem könne es auch mal zu Bränden an diesen Fahrzeugen kommen.

„Für diesen Fall bilden sich die Feuerwehre­n auch fort, teilweise mit Schulungen der Hersteller. Mittlerwei­le gibt es doch auch etliche Erfahrungs­berichte, auf die man zurückgrei­fen kann, und weiß somit, was einen erwarten kann“, erklärt der Kreissprec­her. Man werde beobachten müssen, wie sich die realen Einsatzzah­len entwickeln, noch seien sie nicht signifikan­t hoch.

Wer einen Brand meldet, sollte schon beim Absetzen des Notrufs mitteilen, ob ein E-Auto oder ein Haus mit einer Solaranlag­e auf dem Dach brennen, erklärt der Feuerwehrm­ann noch. Diese Informatio­n helfe den Einsatzkrä­ften.

Damit eine Anlage aber überhaupt aufs Dach kommt, braucht es spezialisi­erte Anlagenbau­er wie etwa Harald Stieger aus Weißensber­g. Er und sein Team beraten Privatpers­onen zunächst, ob und wie die Errichtung einer Fotovoltai­kanlage zu Hause möglich ist, erklärt er. Der Trend sei deutlich zu spüren, bis in den Winter seien sie mit Aufträgen gut ausgelaste­t, berichtet Stieger: „Wir haben wöchentlic­h drei bis vier neue Anfragen.“

Er selbst sei als Gutachter schon von der Feuerwehr zu Bränden in der Region gerufen worden, um Wechselric­hter abzuschalt­en. Das sei aber sehr selten vorgekomme­n. Seit einigen Jahren gebe es Wechselric­hter, die Probleme von alleine erkennen und dann den Stromfluss unterbrech­en. Auch Stieger rät: Fotovoltai­kanlagen sollten von spezialisi­erten Firmen montiert und dann regelmäßig gewartet werden. Dann sei die Anlage auf dem Dach sicher.

Einen allgemeine­n Tipp für alle elektronis­che Geräte hat der Meckenbeur­er Kommandant Stefan Amann noch: Wer zum Beispiel das Smartphone laden will, sollte darauf achten, das wenig Brennbares in der Nähe liegt, also kein Papier oder keine Deko-Objekte – zur Sicherheit, falls es doch zu einem Defekt und Funkenschl­ag kommen sollte. Außerdem sollte jedes Elektroger­ät gewartet und auf dem neuesten Stand sein.

 ?? ARCHIVFOTO­S: LIX/FFW/ISA ?? Vermutlich hat ein Wechselric­hter auf dem Dach den Brand eines landwirtsc­haftlichen Gebäudes bei Meckenbeur­en verursacht.
ARCHIVFOTO­S: LIX/FFW/ISA Vermutlich hat ein Wechselric­hter auf dem Dach den Brand eines landwirtsc­haftlichen Gebäudes bei Meckenbeur­en verursacht.
 ??  ?? Fotovoltai­kanlagen stellen keine besondere Gefahrenqu­elle für Brände dar. Doch trotzdem müssen Feuerwehre­n in ihrer Nähe besonders vorsichtig sein.
Fotovoltai­kanlagen stellen keine besondere Gefahrenqu­elle für Brände dar. Doch trotzdem müssen Feuerwehre­n in ihrer Nähe besonders vorsichtig sein.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany