VfB findet neue Heimat in Neu-Ulm
Volleyball-Bundesligist Friedrichshafen spielt in neuer Saison in der Ratiopharm-Arena
- Es ist die wahrscheinlichste Variante geworden: Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen tragen ihre Heimspiele in der Saison 2021/22 in der RatiopharmArena in Neu-Ulm aus. Das verkündeten die Verantwortlichen des Bundesligisten am Freitag offiziell. „Es ist alles in trockenen Tüchern“, sagte VfB-Geschäftsführer Thilo SpäthWesterholt. „Die Arena in Neu-Ulm bietet die perfekte Infrastruktur für alle Sportveranstaltungen.“Die getroffene Vereinbarung gilt für alle Wettbewerbe – Bundesliga, DVV-Pokal und Champions League. Trainieren wird der deutsche Rekordmeister weiterhin am Bodensee. Zum Teil auf dem Messegelände, zum Teil in umliegenden Hallen in der Region.
Laut dem VfB-Geschäftsführer sei diese Entscheidung, nach NeuUlm auszuweichen, nahezu alternativlos. „Wir haben viele Möglichkeiten und Hallen geprüft. Aber entweder waren die Hallen belegt, oder aber sie haben nicht die Anforderungen der Volleyball-Bundesliga und des europäischen Verbandes erfüllt“, so Späth-Westerholt. Dabei haben sich die Häfler mit mehreren Optionen beschäftigt. Zuerst zerschlug ein weiteres Gutachten im Mai die Hoffnung, wieder in die ZF-Arena zurückgehen zu können. Danach wurde klar, dass die Messe Friedrichshafen wieder mehr ihrem Kerngeschäft nachgehen kann. Heißt: Die Zeppelin Cat Halle A1, in der die Volleyballer in der Saison 2020/21 provisorisch untergekommen sind, wird benötigt. „Für knapp vier der siebeneinhalb Monate ist das ganze Messegelände belegt. Trotz Spielverschiebungen und Flexibilität kann das nicht funktionieren“, stellt Späth-Westerholt klar. „Für den Aufund Abbau brauchen wir jeweils knapp eine Woche.“Freie Kapazitäten für einen Spielbetrieb gab es auch nicht in der Oberschwabenhalle in Ravensburg. Hallen in Salem, Lindau oder die Bodensee-Sporthalle in Friedrichshafen sind lediglich für das Training geeignet.
Die Neu-Ulmer Multifunktionsarena mit einem Fassungsvermögen von etwa 6200 Zuschauern erfüllt alle Kriterien – beispielsweise mit 14 Metern Deckenhöhe. Dazu lässt sich der Spielplan des VfB Friedrichshafen neben dem Betrieb des dort beheimateten Basketball-Bundesligisten Ratiopharm Ulm unterbringen. Die Verantwortlichen der Ratiopharm-Arena sind froh, Spielort für die VfB-Spiele in der Saison 2021/22 zu sein. „Wir standen immer mal wieder im Kontakt mit dem VfB Friedrichshafen und haben über Modelle gesprochen, ob der VfB mal für ein Spiel in die Ratiopharm-Arena kommen könnte“, sagte Arena-Prokurist Richard King bei der Pressekonferenz am Freitag. „Wir freuen uns sehr, neben Basketball jetzt auch hochklassigen Volleyball anbieten zu können.“Für Katrin Albsteiger, Oberbürgermeisterin von Neu-Ulm, war es eine „überraschende, positive Nachricht“. Sie spielt in ihrer Freizeit selbst gerne mal Volleyball und sagte: „Wir sind stolz darauf, ein weiteres Bundesligateam in der Doppelstadt zu haben.“Gerhard Semler, Ulmer Amtsleiter für Bildung und
Sport, ist sich indes sicher, dass die Heimspiele des VfB von den Fans angenommen werden. „Die Arena wird gut gefüllt sein“, meinte Semler.
Späth-Westerholt wollte aber auch nicht unter den Tisch fallen lassen, dass es mehrere Nachteile gibt. Zum einen: „Durch den Umzug haben wir einen finanziellen Mehraufwand.“Und zum anderen: „Ein großes Manko ist natürlich die Entfernung zum Bodensee.“Für seine Zuschauer und Sponsoren will sich der Club aber etwas einfallen lassen, um ihnen die Anreise zu erleichtern. Der VfB-Geschäftsführer ist sowieso sicher: „Wenn man einmal in der Ratiopharm-Arena war, dann ist man begeistert. Wir müssen sie nur dahinbringen.“Friedrichshafen will dazu aber auch das große Einzugsgebiet nutzen und Volleyballfans aus dem Raum Ulm für sich gewinnen.
Die Situation macht es der VfBMannschaft natürlich nicht einfach, die Titelambitionen zu unterstreichen. Mark Lebedew, neuer Coach des VfB, glaubt dennoch an eine erfolgreiche Zeit. „Ich war kurz enttäuscht, bin jetzt aber begeistert. Ich weiß, wie viel Spaß es macht, in einer solch großen Halle zu spielen“, sagte er bei der Pressekonferenz am Freitagmorgen in der Messehalle A7 in Friedrichshafen. Im Hintergrund führte sein neues Team – der Kader steht – Krafttraining durch. Bis etwa Ende September hat der VfB in der Messehalle A7 gute Trainingsbedingungen. Kurz nach der Rückkehr der Nationalspieler und vor dem Saisonauftakt in der Ratiopharm-Arena am 6. Oktober gegen die SVG Lüneburg muss der VfB aber zum Training in umliegende Hallen ausweichen. Nicht optimal für die fast komplett neue Mannschaft. „Das wird ein paar Wochen dauern, wir werden am 6. Oktober nicht unser bestes Saisonspiel machen“, sagte Lebedew. „Aber wir haben hochklassige Spieler, die können schnell zueinander finden.“