Lindauer Zeitung

VfB findet neue Heimat in Neu-Ulm

Volleyball-Bundesligi­st Friedrichs­hafen spielt in neuer Saison in der Ratiopharm-Arena

- Von Nico Brunetti und Thorsten Kern

- Es ist die wahrschein­lichste Variante geworden: Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen tragen ihre Heimspiele in der Saison 2021/22 in der Ratiopharm­Arena in Neu-Ulm aus. Das verkündete­n die Verantwort­lichen des Bundesligi­sten am Freitag offiziell. „Es ist alles in trockenen Tüchern“, sagte VfB-Geschäftsf­ührer Thilo SpäthWeste­rholt. „Die Arena in Neu-Ulm bietet die perfekte Infrastruk­tur für alle Sportveran­staltungen.“Die getroffene Vereinbaru­ng gilt für alle Wettbewerb­e – Bundesliga, DVV-Pokal und Champions League. Trainieren wird der deutsche Rekordmeis­ter weiterhin am Bodensee. Zum Teil auf dem Messegelän­de, zum Teil in umliegende­n Hallen in der Region.

Laut dem VfB-Geschäftsf­ührer sei diese Entscheidu­ng, nach NeuUlm auszuweich­en, nahezu alternativ­los. „Wir haben viele Möglichkei­ten und Hallen geprüft. Aber entweder waren die Hallen belegt, oder aber sie haben nicht die Anforderun­gen der Volleyball-Bundesliga und des europäisch­en Verbandes erfüllt“, so Späth-Westerholt. Dabei haben sich die Häfler mit mehreren Optionen beschäftig­t. Zuerst zerschlug ein weiteres Gutachten im Mai die Hoffnung, wieder in die ZF-Arena zurückgehe­n zu können. Danach wurde klar, dass die Messe Friedrichs­hafen wieder mehr ihrem Kerngeschä­ft nachgehen kann. Heißt: Die Zeppelin Cat Halle A1, in der die Volleyball­er in der Saison 2020/21 provisoris­ch untergekom­men sind, wird benötigt. „Für knapp vier der siebeneinh­alb Monate ist das ganze Messegelän­de belegt. Trotz Spielversc­hiebungen und Flexibilit­ät kann das nicht funktionie­ren“, stellt Späth-Westerholt klar. „Für den Aufund Abbau brauchen wir jeweils knapp eine Woche.“Freie Kapazitäte­n für einen Spielbetri­eb gab es auch nicht in der Oberschwab­enhalle in Ravensburg. Hallen in Salem, Lindau oder die Bodensee-Sporthalle in Friedrichs­hafen sind lediglich für das Training geeignet.

Die Neu-Ulmer Multifunkt­ionsarena mit einem Fassungsve­rmögen von etwa 6200 Zuschauern erfüllt alle Kriterien – beispielsw­eise mit 14 Metern Deckenhöhe. Dazu lässt sich der Spielplan des VfB Friedrichs­hafen neben dem Betrieb des dort beheimatet­en Basketball-Bundesligi­sten Ratiopharm Ulm unterbring­en. Die Verantwort­lichen der Ratiopharm-Arena sind froh, Spielort für die VfB-Spiele in der Saison 2021/22 zu sein. „Wir standen immer mal wieder im Kontakt mit dem VfB Friedrichs­hafen und haben über Modelle gesprochen, ob der VfB mal für ein Spiel in die Ratiopharm-Arena kommen könnte“, sagte Arena-Prokurist Richard King bei der Pressekonf­erenz am Freitag. „Wir freuen uns sehr, neben Basketball jetzt auch hochklassi­gen Volleyball anbieten zu können.“Für Katrin Albsteiger, Oberbürger­meisterin von Neu-Ulm, war es eine „überrasche­nde, positive Nachricht“. Sie spielt in ihrer Freizeit selbst gerne mal Volleyball und sagte: „Wir sind stolz darauf, ein weiteres Bundesliga­team in der Doppelstad­t zu haben.“Gerhard Semler, Ulmer Amtsleiter für Bildung und

Sport, ist sich indes sicher, dass die Heimspiele des VfB von den Fans angenommen werden. „Die Arena wird gut gefüllt sein“, meinte Semler.

Späth-Westerholt wollte aber auch nicht unter den Tisch fallen lassen, dass es mehrere Nachteile gibt. Zum einen: „Durch den Umzug haben wir einen finanziell­en Mehraufwan­d.“Und zum anderen: „Ein großes Manko ist natürlich die Entfernung zum Bodensee.“Für seine Zuschauer und Sponsoren will sich der Club aber etwas einfallen lassen, um ihnen die Anreise zu erleichter­n. Der VfB-Geschäftsf­ührer ist sowieso sicher: „Wenn man einmal in der Ratiopharm-Arena war, dann ist man begeistert. Wir müssen sie nur dahinbring­en.“Friedrichs­hafen will dazu aber auch das große Einzugsgeb­iet nutzen und Volleyball­fans aus dem Raum Ulm für sich gewinnen.

Die Situation macht es der VfBMannsch­aft natürlich nicht einfach, die Titelambit­ionen zu unterstrei­chen. Mark Lebedew, neuer Coach des VfB, glaubt dennoch an eine erfolgreic­he Zeit. „Ich war kurz enttäuscht, bin jetzt aber begeistert. Ich weiß, wie viel Spaß es macht, in einer solch großen Halle zu spielen“, sagte er bei der Pressekonf­erenz am Freitagmor­gen in der Messehalle A7 in Friedrichs­hafen. Im Hintergrun­d führte sein neues Team – der Kader steht – Krafttrain­ing durch. Bis etwa Ende September hat der VfB in der Messehalle A7 gute Trainingsb­edingungen. Kurz nach der Rückkehr der Nationalsp­ieler und vor dem Saisonauft­akt in der Ratiopharm-Arena am 6. Oktober gegen die SVG Lüneburg muss der VfB aber zum Training in umliegende Hallen ausweichen. Nicht optimal für die fast komplett neue Mannschaft. „Das wird ein paar Wochen dauern, wir werden am 6. Oktober nicht unser bestes Saisonspie­l machen“, sagte Lebedew. „Aber wir haben hochklassi­ge Spieler, die können schnell zueinander finden.“

 ?? FOTO: GÜNTER KRAM/VFB ?? Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen empfangen ihre Gegner in der neuen Saison in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena. Am Freitag parkte schon mal der Teambus vor der Arena (von li.): Richard King (Prokurist der Ratiopharm-Arena), Mark Lebedew (VfB-Trainer), Gerhard Semler (Ulmer Amtsleiter für Bildung und Sport), Katrin Albsteiger (Oberbürger­meisterin von Neu-Ulm) und Thilo Späth-Westerholt (VfB-Geschäftsf­ührer).
FOTO: GÜNTER KRAM/VFB Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen empfangen ihre Gegner in der neuen Saison in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena. Am Freitag parkte schon mal der Teambus vor der Arena (von li.): Richard King (Prokurist der Ratiopharm-Arena), Mark Lebedew (VfB-Trainer), Gerhard Semler (Ulmer Amtsleiter für Bildung und Sport), Katrin Albsteiger (Oberbürger­meisterin von Neu-Ulm) und Thilo Späth-Westerholt (VfB-Geschäftsf­ührer).

Newspapers in German

Newspapers from Germany