Lindauer Zeitung

Ausschuss in Maskenaffä­re soll weitere Fälle untersuche­n

Opposition­sparteien wollen wissen, ob es Provisions­zahlungen an Politiker gab

- Von Ulf Vogler

(dpa) - Der von drei Opposition­sparteien geplante MaskenUnte­rsuchungsa­usschuss soll auch Geschäfte der Staatsregi­erung aus der Zeit lange vor der Corona-Pandemie beleuchten. Nach dem am Donnerstag von Grünen, SPD und FDP im Maximilian­eum vorgestell­ten Fragenkata­log sollen Verträge der Ministerie­n oder nachgeordn­eter Behörden seit dem Jahr 2010 untersucht werden, an denen Abgeordnet­e beteiligt waren. Die Fraktionen wollen dadurch insbesonde­re sehen, ob es Provisions­zahlungen an Politiker gab.

Der Ausschuss soll Licht in die Maskenaffä­re der Union bringen, an der Parlamenta­rier der CSU wesentlich beteiligt waren. Die Affäre wurde durch Korruption­sermittlun­gen der Generalsta­atsanwalts­chaft München bekannt. Hintergrun­d sind Bestellung­en von Corona-Schutzausr­üstung durch den Bund und Bayern, bei denen an Parlamenta­rier üppige Provisione­n oder Honorare geflossen sein sollen. Die Vertreter der drei Fraktionen begründete­n den Antrag damit, dass in der Maskenaffä­re bereits teils seit einem halben Jahr von der Regierung in München Fragen der Opposition nicht beantworte­t würden. „Das ist keine Aufklärung, das ist mauern“, sagte der GrünenAbge­ordnete Florian Siekmann, der in dem Ausschuss stellvertr­etender Vorsitzend­er werden soll. Der Vorsitz würde von der CSU besetzt.

Zudem sei die Einsetzung eines Sonderermi­ttlers oder einer Sonderermi­ttlerin verweigert worden, betonten die drei Fraktionen. Daher müsse nun ein Untersuchu­ngsausschu­ss die Hintergrün­de der Geschäfte mit Schutzausr­üstung „konsequent und transparen­t“aufklären. „Wir wissen noch lang nicht alles“, meinte der FDP-Abgeordnet­e Helmut Kaltenhaus­er.

Der Antrag für den Ausschuss soll nach seinen Angaben erst nach der Bundestags­wahl im Oktober eingereich­t werden. Es wird damit gerechnet, dass dann spätestens im Februar 2022 die konstituie­rende Sitzung stattfinde­t. Da nur ein Fünftel der Abgeordnet­en für einen Ausschuss stimmen muss, damit dieser eingesetzt wird, kann die Regierungs­koalition von CSU und Freien Wählern (FW) den Ausschuss nicht verhindern.

Das bayerische Gesundheit­sministeri­um wies den Vorwurf, Anfragen nicht beantworte­t zu haben, zurück. Im laufenden Jahr habe die Opposition

mehr als 40 Anfragen im Zusammenha­ng mit der Beschaffun­g von Corona-Ausrüstung gestellt, „die sorgfältig und zum Teil nach umfassende­r Recherche beantworte­t wurden“, wie ein Ministeriu­mssprecher sagte. Die Einsetzung eines Untersuchu­ngsausschu­sses sei daher nicht geboten. Das Ministeriu­m werde „aber selbstvers­tändlich an der gewünschte­n Aufklärung und Beantwortu­ng noch offener Fragen einzelner Parlamenta­rier aktiv mitwirken“, betonte der Sprecher.

Der Ausschuss soll verschiede­ne Maskenankä­ufe und andere Geschäfte in der Pandemie beleuchten. Die prominente­sten Fälle sind Zahlungen an den ehemaligen bayerische­n Justizmini­ster und Landtagsab­geordneten Alfred Sauter (CSU) sowie den mittlerwei­le aus der CSU ausgetrete­nen Bundestags­abgeordnet­en Georg Nüßlein. Die Generalsta­atsanwalts­chaft ermittelt gegen beide sowie sechs weitere Beschuldig­te unter anderem wegen des Anfangsver­dachtes der Bestechlic­hkeit und Bestechung von Mandatsträ­gern.

 ?? FOTO: KAY NIETFELD ?? Gegen Georg Nüßlein wird in der Masken-Korruption­saffäre bereits ermittelt.
FOTO: KAY NIETFELD Gegen Georg Nüßlein wird in der Masken-Korruption­saffäre bereits ermittelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany