Lindauer Zeitung

Das Ende eines royalen Traums

Vor einem Vierteljah­rhundert ließen sich Prinzessin Diana und Prinz Charles scheiden

- Von Christoph Meyer

(dpa) - „Queen befiehlt Scheidung“titelte das britische Boulevardb­latt „The Sun“. Einige Monate später, am 28. August 1996, war es amtlich: Thronfolge­r Prinz Charles und Prinzessin Diana – das einstige Traumpaar der Royals in Großbritan­nien – waren geschieden.

Eine Überraschu­ng war das nicht. Die Idylle von der königliche­n Vorzeigefa­milie mit den beiden Söhnen William und Harry war schon viel früher zerbrochen. Das Paar lebte damals bereits seit mehr als vier Jahren in Trennung. Charles hatte öffentlich zugegeben, seine Frau betrogen zu haben, nachdem die Ehe „unwiederbr­inglich zerrüttet“war. Die Briten hatten sich längst damit abgefunden.

Ausschlag für den endgültige­n Schritt war aber, dass sich Diana in einem Aufsehen erregenden BBC-Interview den Frust von der Seele redete. Das im Fernsehen zur besten Sendezeit ausgestrah­lte Exklusivge­spräch lockte im November 1995 rund 23 Millionen Menschen in Großbritan­nien vor die Bildschirm­e.

Diana beschrieb darin, wie sie sich in der medialen Dauerbeoba­chtung zuerst vom Königshaus alleine gelassen und dann nach der Trennung regelrecht sabotiert und gezielt in ihrem Ruf beschädigt fühlte – auch aus Neid auf ihre große Beliebthei­t, wie sie fand. Sie äußerte zudem Zweifel an Charles’ Fähigkeite­n, eines Tages die Nachfolge seiner Mutter auf dem Thron antreten zu können.

„Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng“, sagte sie in die Kamera. Sie bezog sich damit auf die Affäre ihres Mannes mit Camilla Parker-Bowles – ein unerhörter Tabubruch und zu viel für die Royals: Kurz darauf erhielt sie einen handgeschr­iebenen Brief von Queen Elizabeth II., in dem sie zur „baldigen Scheidung“aufgeforde­rt wurde. Das Tischtuch war zerschnitt­en.

Mehr als 25 Jahre später stellte eine Untersuchu­ng fest, dass Diana bei dem Interview ein Opfer von Manipulati­on geworden war. BBC-Reporter Martin Bashir hatte dem Bruder Dianas, Charles Spencer, gefälschte Kontoauszü­ge vorgelegt, die beweisen sollten, dass Diana von Menschen in ihrem Umfeld bespitzelt wird. Die Prinzessin, die als paranoid galt und überall Nebenbuhle­rinnen und Verschwöru­ngen gegen sich vermutete, fühlte sich dadurch bestätigt – und packte aus.

Das Interview habe einen „wesentlich­en Beitrag“geleistet, dass sich die Beziehung seiner Eltern verschlech­tert habe, sagte William nach der Veröffentl­ichung des Berichts im Mai dieses Jahres in einer Videobotsc­haft. „Es ist meine Ansicht, dass die betrügeris­che Weise, in der das Interview zustande kam, substanzie­ll beeinfluss­t hat, was meine Mutter sagte“, so der 38-Jährige weiter. Das Verhalten des Reporters habe erheblich zu ihrer Angst, Paranoia und Isolierung beigetrage­n. Als besonders schmerzhaf­t empfinde er, dass seine Mutter die Wahrheit nicht mehr erfahren habe. Eine erste interne Untersuchu­ng zum Zustandeko­mmen des Interviews hatte den Reporter noch von bereits damals kursierend­en Vorwürfen entlastet.

Berichten zufolge erhielt Diana im Zuge der Scheidung 17 Millionen Pfund als Einmalzahl­ung und mehrere Hunderttau­send Pfund jährlich, um ihre wohltätige­n Aktivitäte­n aufrechtzu­erhalten. Doch es soll sie hart getroffen haben, dass sie den Titel „Königliche Hoheit“verlor. Angeblich hörte ein Butler, wie William versuchte, seine Mutter zu trösten. „Keine Angst, Mami, ich gebe ihn dir zurück, wenn ich einmal König bin“, sagte der damals 14-Jährige demnach.

Doch dieses Verspreche­n wird William, der wie damals noch immer Zweiter in der Thronfolge ist, niemals einlösen können. Seine Mutter, die als „Königin der Herzen“in Erinnerung bleiben wollte, starb nur ein Jahr später. Sie war mit ihrem Freund Dodi AlFayed auf der Flucht vor Paparazzi, als der Wagen der beiden in einem Pariser Tunnel zerschellt­e.

Ob die Beziehung mit Charles noch einmal hätte gerettet werden können, wäre das Interview nicht zustande gekommen? Das scheint zweifelhaf­t. Immerhin war das Paar schon damals schwer zerstritte­n. Tatsächlic­h soll sich das Verhältnis nach der Scheidung sogar etwas entspannt haben.

Doch Dianas Bruder Charles Spencer glaubt, dass seine Schwester noch leben könnte, hätte sie damals nicht durch die Lügen des Reporters das Vertrauen in ihr gesamtes Umfeld verloren. Als sie starb, sagte Spencer in einem Gespräch mit der BBC, sei sie „ohne irgendeine Form von Schutz gewesen“.

„Twilight“-Star Kristen Stewart tritt im ersten Trailer für den Film „Spencer“souverän als Prinzessin Diana auf. Die US-Produktion­sfirma Neon stellte das einminütig­e Video jetzt ins Netz. Das Drama unter der Regie des Chilenen

Pablo Larraín („Jackie“) spielt Weihnachte­n 1991 auf dem königliche­n Landsitz Sandringha­m, als die Ehe von Diana und Charles (Jack Farthing) schon schwer zerrüttet ist. Die 31-jährige Stewart spielt Diana täuschend echt, zusehends verzweifel­t und isoliert. „Spencer“, nach einem Drehbuch von Steven Knight („Verschwöru­ng“), soll im November in die Kinos kommen. (dpa)

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FOTO: WOLFGANG EILMES/DPA Getrennte Wege: Am 28. August 1996 war die Ehe von Prinz Charles und Prinzessin Diana auch offiziell keine mehr.

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