Lindauer Zeitung

Lindau überschrei­tet 35er-Inzidenz

Ab Dienstag könnte 3G in Lindau gelten, doch Ministerpr­äsident Markus Söder kündigt neue Pläne an

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Sport in geschlosse­nen Räumen teilnehmen sowie Sport- oder Kulturvera­nstaltunge­n in geschlosse­nen Räumen besuchen darf.

Auch Übernachtu­ngsgäste brauchen einen Nachweis, wobei Tests alle 72 Stunden erneuert werden müssen. Schnelltes­ts dürfen nicht älter als 24 Stunden, PCR-Tests nicht älter als 48 Stunden sein. 3G gilt zudem auch in Freizeitpa­rks, Bädern, Indoorspie­lplätzen und ähnlichem.

Für die Kontrollen der 3G-Nachweise sind Gastronome­n und Geschäftsi­nhaber verantwort­lich. Viele Lindauer Gastronome­n fürchten die Mehrbelast­ung in der aktuellen Touristen-Hochsaison, denn schon jetzt seien die Kapazitäte­n der Mitarbeite­r ausgelaste­t. Andere fürchten den Wegfall der ungeimpfte­n Kunden.

Im Landratsam­t verstehe man die Sorge. Dennoch hält die Behörde den Weg für richtig: „Natürlich bedeuten die Kontrollen mehr Aufwand. An den Erfahrunge­n unserer badenwürtt­embergisch­en und österreich­ischen Nachbarn erkennt man, dass dieser Aufwand vertretbar ist.“Es stelle eine gute und angemessen­e Alternativ­e zu strengeren Maßnahmen dar, um die Ausbreitun­g der Pandemie in Schach halten zu können. Während in den Nachbarkre­isen die Zahl der Impfungen seit dem Eintreten der 3G-Regelung stark gestiegen ist, kann das Landratsam­t in Lindau noch keine Aussage darüber treffen, ob die schärferen Regeln zu mehr Impfbereit­schaft führen. In der letzten Woche gab es in den Impfzentre­n 360 Erstimpfun­gen.

Während der Landkreis nun gerade erst frisch über 35 liegt, verkündet die Landesregi­erung am Donnerstag, dass es schon in der nächsten Woche eine neue Regelung geben soll. Für Landratsam­tssprecher­in Angela Wolf bedeutet das unnötige Verwirrung: „Keiner weiß, ab wann was gilt.“Das Landratsam­t vertraue allerdings darauf, dass die 3G-Regeln dann weiter gültig sein werden. „Mehr erfahren auch wir leider erst, wenn die Landesregi­erung es beschließt und verkündet.“Die nächste

Kabinettss­itzung findet am Dienstag statt – also dem Tag, an dem in Lindau die 3G-Regeln gelten könnten.

Was Markus Söder zu den neuen Regeln bereits angekündig­t hat: Schärfere Maßnahmen sollen erst dann eintreten, wenn eine gelbe oder rote Warnstufe erreicht wird. Die rote sei dabei von der Belegung der Intensivbe­tten abhängig, die gelbe von Corona-Patienten in den Krankenhäu­sern und von der Häufigkeit von Long-Covid-Fällen. Wie diese schärferen Maßnahmen aussehen könnten, ist noch unklar. Söder sagte nur, dass es keinen Lockdown mehr geben solle. Auch FFP2-Masken sollen nicht mehr zwingend vorgeschri­eben sein. In Zukunft sollen auch medizinisc­he Masken ausreichen. Die Sieben-Tages-Inzidenz solle dann nicht mehr entscheide­nd sein. Anfang August hatte Söder allerdings noch gesagt, dass „man die Inzidenz sicher weiter brauchen werde.“

Mediziner begrüßen zwar die Einbeziehu­ng weiterer Faktoren jenseits des Inzidenzwe­rtes, doch eine völlige Abkehr vom Inzidenzwe­rt wird oft kritisiert. Auch, da dieser früher vor einer Eskalation der Infektione­n warnt, als Hospitalis­ierungsrat­en oder die Belegung der Intensivst­ationen. „Denn die Menschen kommen erst gut zwei Wochen nach einer Diagnose ins Krankenhau­s“, so RKI-Chef Lothar Wieler in einer Stellungna­hme. Von der Inzidenz völlig abzurücken sei leichtsinn­ig, sie müsse weiter als Leitindika­tor betrachtet werden. „Denn schon jetzt können die Gesundheit­sämter die Infektions­ketten oft nicht mehr nachverfol­gen.“In Lindau ist das aktuell aber noch möglich. „Die Infektione­n betreffen zu einem großen Teil Reiserückk­ehrer“, heißt es aus dem Landratsam­t. Bei diesen handele es sich in den meisten Fällen um große Familien mit mindestens vier Familienmi­tgliedern, die sich untereinan­der anstecken. Alle Infektione­n sind auf die Delta-Variante zurückzufü­hren. Neue Todesfälle gibt es in Lindau seit dem erneuten Anstieg der Inzidenz aber bisher noch nicht.

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