Brillisauer startet für Hospizverein durch
Lindauer Besuchsdienst für Sterbende und Kranke feiert bald sein 35-jähriges Bestehen
- 100 Kilometer in 24 Stunden und das ohne lange Pausen und ohne Schlaf – das schafft nicht jeder. Eine, die das Zeug dazu hat, ist Susanne Brillisauer. Die Koordinatorin des Besuchsdienstes für Sterbende und Kranke Lindau Westallgäu will es zumindest versuchen. Und damit ein Zeichen setzen. Vor allem auch deshalb, weil der „Megalauf“in Stuttgart genau an jenem Tag im September stattfindet, an dem der Besuchsdienst sein 35-jähriges Bestehen feiert.
„Ich mache öfter solche Sachen“, gesteht Susanne Brillisauer und erzählt, dass sie eigentlich Marathonläuferin ist und jedes Jahr an einem Hunderter-Lauf teilnimmt. Und dieses Jahr sogar an zweien, weil der vom vergangenen Jahr wegen Corona ausfallen musste. Und weil heuer der Besuchsdienst sein 35. Jubiläum genau an jenem Wochenende feiert, an dem auch der „Megalauf“in Stuttgart stattfindet, war es für die Koordinatorin ganz klar, dass sie auch noch bei diesem Event starten will. „Aber das ist eher eine Wanderung“, winkt sie ab. „Ich habe mir gesagt, wenn ich schon dieses Jahr drei Läufe mache, dann will ich das auch mit was Sinnvollem verbinden.“
Sinnvoll wird dieser Lauf, an dem die 63-Jährige zusammen mit ihrem Schwiegersohn teilnimmt, auf jeden Fall sein. Denn die beiden Ausdauersportler werden T-Shirts in einem knalligen Neongrün tragen, auf denen vorn und hinten zu lesen ist: „Ambulante Hospiz- und PalliativVersorgung im Häuslichen Bereich Lindau und Westallgäu“. „Damit will ich aufmerksam machen, dass es den Besuchsdienst gibt“, erklärt jene Frau, die seit 2018 als Koordinatorin des ambulanten Hospizvereins dafür sorgt, dass Menschen, die ihre letzte
Lebenszeit zu Hause verbringen möchten, dies auch können. Dazu berät sie diese Menschen, aber auch deren Angehörige. Und gleichzeitig koordiniert sie den Einsatz der rund 50 ehrenamtlichen Hospizhelfer, die zu den Sterbenden und deren Angehörigen nach Hause oder ins Hospiz gehen, um diese zu unterstützen und zu begleiten. Darüber hinaus leistet Susanne Brillisauer Beistand in Krisensituationen, arbeitet sowohl mit den Pflegediensten als auch mit den Hausärzten zusammen und ist einfach da, wenn sie gebraucht wird. Obendrein ist sie zuständig für die Ausbildung und Fortbildung der ehrenamtlichen Hospizhelfer. Und sie begleitet wiederum die Ehrenamtlichen, wenn diese die Menschen beim Sterben begleiten.
Doch Aufmerksamkeit erreichen ist das eine, zum Spenden animieren ist das andere. Denn obschon der „Megalauf “kein Spendenlauf ist, hofft Susanne Brillisauer sehr wohl auf diesen nicht unwesentlichen Nebeneffekt.
„Wir brauchen Spenden“, betont sie und erklärt, dass die Krankenkassen lediglich 90 Prozent der Kosten, die beim Besuchsdienst anfallen, übernehmen. Die restlichen zehn Prozent muss er selbst aufbringen. Das ist aber erst seit 2007 so geregelt. All die Jahre zuvor habe sich der Besuchsdienst, der dazu verpflichtet ist und sich auch selbst dazu verpflichtet sieht, seine Ehrenamtlichen gut auszubilden und gut zu betreuen, ganz allein finanziert. Von daher ist eine Kostenübernahme durch die
Krankenkassen zwar durchaus eine Erleichterung. Gleichzeitig jedoch wollen die Bedingungen, an die das Geld geknüpft ist, ihrerseits wieder finanziert sein.
Doch nicht nur für die letzten zehn Prozent braucht der Besuchsdienst Geld. Als künftiges Projekt hat Susanne Brillisauer geplant, den Ehrenamtlichen einen „Notfallkoffer“auf ihre Hausbesuche mitzugeben, der ausgestattet ist mit Duft-Ölen für Aromatherapien sowie Heilsalben, die dem Körper wie der Seele der Kranken und Sterbenden guttun.
Auch das kostet. Und Geld braucht es zudem auch für die „Selbstpflege“, die Wertschätzung, ohne die es in keinem Ehrenamt geht. Denn da die Ehrenamtlichen Außergewöhnliches leisten und das auch noch unentgeltlich, sollen gemeinsame Aktivitäten wie ein gelegentlicher Ausflug für einen schönen Ausgleich sorgen. Einen Ausgleich für sich selbst verschafft sich Brillisauer durch das Laufen. „Das ist meine Meditation. Da hole ich mir die Kraft und alles, was ich für meine tägliche Arbeit brauche.“
Wer dem Besuchsdienst ein schönes Geburtstagsgeschenk zum 35-jährigen Bestehen machen möchte, der kann dies mit einer Spende tun. Zur Matinee mit kleinem Festakt und anschließendem Benefizkonzert für das ambulante und stationäre Hospiz am Sonntag, 12. September, im Lindauer Stadttheater, mit der der Besuchsdienst sein 35-jähriges Bestehen feiert, sind alle Interessierten eingeladen. Beginn ist um 10 Uhr. Wegen Corona ist die Teilnehmerzahl auf 200 begrenzt. Um Voranmeldung wird daher gebeten per E-Mail an