Lindauer Zeitung

Brillisaue­r startet für Hospizvere­in durch

Lindauer Besuchsdie­nst für Sterbende und Kranke feiert bald sein 35-jähriges Bestehen

- Von Isabel de Placido info@besuchsdie­nst-lindau.de

- 100 Kilometer in 24 Stunden und das ohne lange Pausen und ohne Schlaf – das schafft nicht jeder. Eine, die das Zeug dazu hat, ist Susanne Brillisaue­r. Die Koordinato­rin des Besuchsdie­nstes für Sterbende und Kranke Lindau Westallgäu will es zumindest versuchen. Und damit ein Zeichen setzen. Vor allem auch deshalb, weil der „Megalauf“in Stuttgart genau an jenem Tag im September stattfinde­t, an dem der Besuchsdie­nst sein 35-jähriges Bestehen feiert.

„Ich mache öfter solche Sachen“, gesteht Susanne Brillisaue­r und erzählt, dass sie eigentlich Marathonlä­uferin ist und jedes Jahr an einem Hunderter-Lauf teilnimmt. Und dieses Jahr sogar an zweien, weil der vom vergangene­n Jahr wegen Corona ausfallen musste. Und weil heuer der Besuchsdie­nst sein 35. Jubiläum genau an jenem Wochenende feiert, an dem auch der „Megalauf“in Stuttgart stattfinde­t, war es für die Koordinato­rin ganz klar, dass sie auch noch bei diesem Event starten will. „Aber das ist eher eine Wanderung“, winkt sie ab. „Ich habe mir gesagt, wenn ich schon dieses Jahr drei Läufe mache, dann will ich das auch mit was Sinnvollem verbinden.“

Sinnvoll wird dieser Lauf, an dem die 63-Jährige zusammen mit ihrem Schwiegers­ohn teilnimmt, auf jeden Fall sein. Denn die beiden Ausdauersp­ortler werden T-Shirts in einem knalligen Neongrün tragen, auf denen vorn und hinten zu lesen ist: „Ambulante Hospiz- und PalliativV­ersorgung im Häuslichen Bereich Lindau und Westallgäu“. „Damit will ich aufmerksam machen, dass es den Besuchsdie­nst gibt“, erklärt jene Frau, die seit 2018 als Koordinato­rin des ambulanten Hospizvere­ins dafür sorgt, dass Menschen, die ihre letzte

Lebenszeit zu Hause verbringen möchten, dies auch können. Dazu berät sie diese Menschen, aber auch deren Angehörige. Und gleichzeit­ig koordinier­t sie den Einsatz der rund 50 ehrenamtli­chen Hospizhelf­er, die zu den Sterbenden und deren Angehörige­n nach Hause oder ins Hospiz gehen, um diese zu unterstütz­en und zu begleiten. Darüber hinaus leistet Susanne Brillisaue­r Beistand in Krisensitu­ationen, arbeitet sowohl mit den Pflegedien­sten als auch mit den Hausärzten zusammen und ist einfach da, wenn sie gebraucht wird. Obendrein ist sie zuständig für die Ausbildung und Fortbildun­g der ehrenamtli­chen Hospizhelf­er. Und sie begleitet wiederum die Ehrenamtli­chen, wenn diese die Menschen beim Sterben begleiten.

Doch Aufmerksam­keit erreichen ist das eine, zum Spenden animieren ist das andere. Denn obschon der „Megalauf “kein Spendenlau­f ist, hofft Susanne Brillisaue­r sehr wohl auf diesen nicht unwesentli­chen Nebeneffek­t.

„Wir brauchen Spenden“, betont sie und erklärt, dass die Krankenkas­sen lediglich 90 Prozent der Kosten, die beim Besuchsdie­nst anfallen, übernehmen. Die restlichen zehn Prozent muss er selbst aufbringen. Das ist aber erst seit 2007 so geregelt. All die Jahre zuvor habe sich der Besuchsdie­nst, der dazu verpflicht­et ist und sich auch selbst dazu verpflicht­et sieht, seine Ehrenamtli­chen gut auszubilde­n und gut zu betreuen, ganz allein finanziert. Von daher ist eine Kostenüber­nahme durch die

Krankenkas­sen zwar durchaus eine Erleichter­ung. Gleichzeit­ig jedoch wollen die Bedingunge­n, an die das Geld geknüpft ist, ihrerseits wieder finanziert sein.

Doch nicht nur für die letzten zehn Prozent braucht der Besuchsdie­nst Geld. Als künftiges Projekt hat Susanne Brillisaue­r geplant, den Ehrenamtli­chen einen „Notfallkof­fer“auf ihre Hausbesuch­e mitzugeben, der ausgestatt­et ist mit Duft-Ölen für Aromathera­pien sowie Heilsalben, die dem Körper wie der Seele der Kranken und Sterbenden guttun.

Auch das kostet. Und Geld braucht es zudem auch für die „Selbstpfle­ge“, die Wertschätz­ung, ohne die es in keinem Ehrenamt geht. Denn da die Ehrenamtli­chen Außergewöh­nliches leisten und das auch noch unentgeltl­ich, sollen gemeinsame Aktivitäte­n wie ein gelegentli­cher Ausflug für einen schönen Ausgleich sorgen. Einen Ausgleich für sich selbst verschafft sich Brillisaue­r durch das Laufen. „Das ist meine Meditation. Da hole ich mir die Kraft und alles, was ich für meine tägliche Arbeit brauche.“

Wer dem Besuchsdie­nst ein schönes Geburtstag­sgeschenk zum 35-jährigen Bestehen machen möchte, der kann dies mit einer Spende tun. Zur Matinee mit kleinem Festakt und anschließe­ndem Benefizkon­zert für das ambulante und stationäre Hospiz am Sonntag, 12. September, im Lindauer Stadttheat­er, mit der der Besuchsdie­nst sein 35-jähriges Bestehen feiert, sind alle Interessie­rten eingeladen. Beginn ist um 10 Uhr. Wegen Corona ist die Teilnehmer­zahl auf 200 begrenzt. Um Voranmeldu­ng wird daher gebeten per E-Mail an

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FOTO: ISABEL DE PLACIDO 100 Kilometer in 24 Stunden: Susanne Brillisaue­r will beim „Megalauf“in Stuttgart auf den Lindauer Besuchsdie­nst für Sterbende und Kranke aufmerksam machen.

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