Weißensberger Rat lehnt Yoga-Pfad ab
Bürgerin stellt ihre Idee der Gemeinde vor – Doch angeblich eignen sich die Wege nicht
- Trimm-dich-Pfade gibt es landauf, landab zuhauf, einen Yoga-Pfad hingegen nicht – zumindest nicht in unserer Region. Das sagte sich auch Sabine Zelger und ging mit dieser Idee auf die Gemeinde Weißensberg zu. Doch ihr Vorschlag kam offenbar nicht an: Der Gemeinderat erteilte ihr jetzt eine Absage.
Sabine Zelger ist Yoga-Lehrerin und wohnt seit rund sieben Jahren in der Gemeinde. In einem Vorgespräch mit Bürgermeister Hans Kern erläuterte sie ihre Idee. Nachdem Kern ihren ersten Vorschlag für eine mögliche Route – vom Haus der Vereine durch den Wald zur Weißensberger Halde – für „wenig geeignet“hielt, schlug Zelger eine Alternative vor. Diese sollte nahe der Bahnunterführung beim Gitzenweiler Hof beginnen, zunächst durch den Wald, dann weiter durch das Gebiet „Im Weinberg“führen und schließlich auf dem Parkplatz in der Römerstraße enden. Beide Routen wurden in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt, kurz diskutiert und dann einstimmig abgelehnt.
Hinsichtlich der Route „Weißensberger Halde“äußerte Bürgermeister Kern gleich mehrere Bedenken. Zum einen rechne er mit einem „zusätzlichen Verkehrsaufkommen, welches die Parkplatzsituation in der Ortsmitte verschärft“. Zum andern würden Nutzerinnen und Nutzer des Yoga-Pfades bei ihren Übungen eingeschränkt, weil der Feldweg nach Schlachters sowohl als Geh- wie auch als Radweg ausgewiesen sei und dieser auch noch von vielen Hundehaltern genutzt werde. Und überhaupt seien entlang dieser Route „Aufstellungsflächen für die YogaÜbungen kaum gegeben“.
Nicht viel besser sehe er die Realisierungschancen beim Routenvorschlag Nummer zwei, vor allem im Bereich des Waldes, der sich in Privateigentum befindet, sagte Kern. Dort könnte es zu Konflikten mit den Jägern kommen, weil sie Störungen für das Wild befürchten würden. Einen ähnlichen Sachverhalt habe es vor etlichen Jahren gegeben, als dort ein Waldhochseilgarten geplant wurde. Das Projekt sei damals nicht zuletzt aus diesem Grund vom Rat abgelehnt worden. Abgesehen davon sei der Parkplatz am Ende der Route, der auch von Anliegern und Gewerbetreibenden genutzt wird, „meistens belegt“, so Kern.
Wie aus den Sitzungsunterlagen hervorgeht, wären mit der Errichtung eines Yoga-Pfades auch eine Reihe von Aufwendungen verbunden. Zum Beispiel müssten Tafeln für die Übungen angeschafft, Übungsplätze eingerichtet und befestigt, Sitzgelegenheiten gebaut, Tafeln montiert und schließlich auch die Anlage instandgehalten werden. Finanziert würde das Vorhaben jeweils zur Hälfte über die Regionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee (als Leader-Projekt) und die Gemeinde Weißensberg.
Gleich zu Beginn der Diskussion im Gemeinderat – anwesend waren nur elf von 15 Ratsmitgliedern (inklusive Bürgermeister) – ergriff Martin Steur, Zweiter Bürgermeister, für die Freie Wählerschaft das Wort: „Ich halte einen Yoga-Pfad absolut für nicht notwendig.“Ergänzend erklärte er, dass Weißensberg „kein Touristen-Standort“sei. Insbesondere sehe er ein Problem im Zusammenhang mit dem Privatwald, wenn dort etwa Tafeln und Bänke aufgestellt würden – von den Kosten ganz abgesehen. Außerdem sei zu befürchten, dass auf dem Yoga-Pfad „nachts wilde Partys“gefeiert würden, so Steur.
Ähnlich wie zuvor schon Renate Stegmüller (Freie Bürger) sprach sich auch Daniela Wagner (Freie Wählerschaft) gegen den Vorschlag aus. Sie könne sich „Kollisionen vorstellen“, wenn auf derselben Strecke viele Wanderer oder auch Radfahrer unterwegs sind. Mit den Worten „Yoga hat durchaus seinen Reiz – aber wir haben nicht die erforderlichen Wege dafür“, versuchte Wagner, den vermeintlichen Zwiespalt aufzuzeigen.
Bürgermeister Kern hatte die Probleme offenbar schon im Vorfeld gewittert. Denn bereits im Gespräch mit der Antragstellerin wies er darauf hin, dass es „aus seiner Sicht besser“wäre, mögliche Alternativrouten im Hinterland im Bereich der Tourismusgemeinden Wasserburg und Lindau zu untersuchen. Das will Sabine Zelger auch tun, zunächst in Hergensweiler und vielleicht auch in Sigmarszell.
Vom Beschluss des Weißensberger Rates zeigte sich die Yoga-Lehrerin enttäuscht. „Es ist sehr schade. Die Chance wurde vertan, etwas ganz Besonderes für Einheimische wie Gäste zu schaffen – etwas, was es hier in der Region noch nicht gibt“, betonte Zelger im Gespräch mit der LZ. Die Kosten für die Errichtung eines Yoga-Pfades würden sich mit „insgesamt einigen Tausend Euro“in einem überschaubaren Rahmen bewegen, zumal es dafür dank des Leader-Programms auch Zuschüsse gebe.
ANZEIGE