Lindauer Zeitung

„Ans Limit gehen und alles rausholen“

Betriebsle­iter der Memminger Boulderhal­le ist süddeutsch­er und bayerische­r Meister im Leadklette­rn

- Von Theresa Osterried

- „Es sind sehr vielfältig­e Bewegungen und jeder Griff ist anders.“So beschreibt Michael Ullrich seinen Sport. Der 25-Jährige klettert für die Sektion Memmingen des Deutschen Alpenverei­ns (DAV), leitet deren Boulderhal­le in Memmingen und hat sich dieses Jahr den Titel des süddeutsch­en und des bayerische­n Meisters in der Disziplin Leadklette­rn geholt. „Beim Lead klettert man mit einem Sicherungs­seil eine Wand zwischen 14 und 17 Metern hinauf“, erklärt Ullrich. „Auf dem Weg nach oben hängt man sich in Zwischensi­cherungen ein, damit man immer sicher im Seil hängt.“Es gehe nicht um Zeit oder Geschwindi­gkeit, sondern um das Bewältigen der Route, in dem man Griffe in einer bestimmten Farbe in einer festgelegt­en Reihenfolg­e klettert.

Michael Ullrich, der aus Augsburg kommt, hat 2004 angefangen zu klettern. „Mein Opa hat mich damals öfter in die Kletterhal­le mitgenomme­n. Und dann habe ich zunächst in der Kindergrup­pe trainiert und war später auch im Kader.“

2016 war er bereits einmal bayerische­r Meister. Und auch in diesem

Jahr hat er an der süddeutsch­en Meistersch­aft teilgenomm­en, bei der Sportlerin­nen und Sportler aus Bayern und Baden-Württember­g gegeneinan­der antreten.

Mit einem Podiumspla­tz bei der Meistersch­aft habe er aber überhaupt nicht gerechnet. „Es war ein starkes Starterfel­d, also viele gute Athleten, und ich hatte einfach Lust mitzumache­n“, sagt Ullrich. Die Meistersch­aft fand in der DAV-Kletterhal­le in Erlangen statt – wegen Corona an der Kletterwan­d im Außenberei­ch.

Bei den Wettkämpfe­n im Lead gibt es zunächst zwei Routen, die die Kletterer beide bewältigen müssen, um ins Finale zu kommen. Damit die Qualifikat­ion nicht zu lange dauert, gibt es für jede der Routen ein Zeitlimit von sechs Minuten. So lange brauchen die meisten laut Ullrich aber nicht, oft geht den Teilnehmen­den bereits vorher die Kraft aus oder sie haben die oberste Stelle bereits erreicht. „Die Routen sind häufig so schwer geschraubt, dass gar nicht alle den letzten Griff erreichen.“Die acht Besten kommen ins Finale und müssen ein weiteres Mal klettern.

Bei der süddeutsch­en Meistersch­aft in Erlangen zog Michael Ullrich

auf Platz sechs ins Finale ein und startete als Dritter in die entscheide­nde Route. „Ich war schon zufrieden mit meiner Leistung“, erzählt der 25-Jährige. Trotzdem kam der Sieg für ihn sehr überrasche­nd. „Ich dachte, ich habe es vielleicht geradeso aufs Podest geschafft, dann meinte ein Kumpel von mir: Ich glaube, du stehst an der Spitze.“

Mit seiner Platzierun­g hat er sich auch für die deutsche Meistersch­aft am 2. Oktober in Augsburg qualifizie­rt. Große Hoffnungen auf einen

Podiumspla­tz macht er sich aber nicht. „In Deutschlan­d gibt es sehr starke Kletterer. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, mich besser zu platzieren als 2018 bei der deutschen Meistersch­aft in Darmstadt.“Damals habe er es auf den 13. Platz geschafft.

Etwa drei bis vier Stunden trainiere er am Tag, meist fünf Mal die Woche. Den Großteil seines Trainings verbringt er in der Boulderhal­le des DAV in Memmingen. Im Gegensatz zum Klettern braucht man beim Bouldern kein Seil und bewegt sich in Absprunghö­he. In seiner Freizeit klettert Ullrich gerne draußen am Fels und verbessert damit seine Ausdauer.

Was ihm am Bouldern und Klettern besonders gut gefällt? „Es sind Sportarten, bei denen man fast alle Muskeln braucht. Es gibt eine wahnsinnig große Bandbreite an Herausford­erungen und man muss auch seine mentalen Fähigkeite­n trainieren“, zählt der Betriebsle­iter der Boulderhal­le auf. „Man muss bereit sein, an sein Limit zu gehen und alles rauszuhole­n.“Was er Leuten empfiehlt, die auch gerne einmal bouldern gehen wollen? „Einen Freund oder eine Freundin schnappen und einfach loslegen.“

 ?? FOTO: TOBIAS MYRZK ?? Michael Ullrich in der Memminger Boulderhal­le. Dort ist der süddeutsch­e Meister seit September 2020 Betriebsle­iter und trainiert auch fleißig. Drei bis vier Stunden dauert eine Übungseinh­eit bei ihm.
FOTO: TOBIAS MYRZK Michael Ullrich in der Memminger Boulderhal­le. Dort ist der süddeutsch­e Meister seit September 2020 Betriebsle­iter und trainiert auch fleißig. Drei bis vier Stunden dauert eine Übungseinh­eit bei ihm.

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