Lindauer Zeitung

Mit viel Willen zum Erfolg beim 24-Stunden-Rennen

Zwei Mountainbi­ker des Lindauer Rennstalls toMotion starteten beim Ultrarenne­n Heavy 24

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(lz) - Ein weiteres Ultrarenne­n liegt hinter zwei Mountainbi­kern des Lindauer Rennstalls toMotion Racing by black tusk: Beim Heavy 24 am Stausee Oberrabens­tein nahe Chemnitz erreichte Dennis Sczudlek mit Platz vier sein bisher bestes Ergebnis als Solofahrer. Sein Teamkolleg­e Daniel Bürgin erlebte ein emotional aufwühlend­es Rennen, bei dem er einen vier Wochen zuvor erlebten, schweren Unfall verarbeite­te. Er biss sich trotz zweier Reifendefe­kte und körperlich­er Beschwerde­n durch und wurde Fünfter von 55 Solofahrer­n.

Dennis Sczudlek, der in Oberrabens­tein sein erstes 24-StundenRen­nen im toMotion-Teamoutfit bestritt, bezeichnet das Heavy 24 als sein absolutes Lieblingsr­ennen. Er hatte sich vorgenomme­n, die Runde von 9,2 Kilometern und 142 Höhenmeter­n rund um den Stausee in diesem Jahr mindestens 44-mal zu schaffen, um in die Top Zehn zu fahren. In einer starken Vierergrup­pe mit seinem Teamkolleg­en Bürgin sowie zwei weiteren Mitstreite­rn absolviert­e Sczudlek die Runden zunächst deutlich unter der angestrebt­en 30-Minuten-Marke. Nach rund vier Stunden löste sich die Gruppe jedoch auf, als Bürgin mit einem Reifendefe­kt zurückblie­b und ein anderer Fahrer das schnelle Tempo nicht mehr mitgehen wollte.

Kurz vor 20 Uhr wurde auch Sczudlek durch einen Defekt ausgebrems­t. „Mein Sattel hatte sich gelöst und in einem sehr schnellen Trail selbststän­dig gemacht. Trotz Vollbremsu­ng und 20-minütiger Suche nach allen Teilen fand ich nur den Sattel wieder“, wird Sczudlek in einer toMotion-Mitteilung zitiert. „Alle Platten, Schrauben und so weiter waren weg.“So fuhr er die Runde im Stehen zu Ende und bemühte sich im Start-Ziel-Bereich um Ersatz. Dort bekam er zwar einen neuen Sattel, musste jedoch die restlichen 16 Stunden in einer ungewohnte­n Sitzpositi­on bestreiten. Knie- und Nackenschm­erzen sowie ein aufgescheu­ertes Gesäß waren die Folge.

Sczudlek biss sich aber durch und arbeitete sich in der Nacht kontinuier­lich nach vorne. Mit Tagesanbru­ch kehrten die Zuschauer zurück an die Strecke und feuerten die Fahrer noch einmal an. „Nach den letzten vier extrem harten Stunden erreichte ich auf Platz vier liegend das

Ziel. Mit einer Runde Rückstand auf die Plätze drei und zwei sowie einer Runde Vorsprung auf Platz fünf war ich megahappy mit dem Ergebnis“, freut sich der toMotion-Fahrer, der in Neuenhagen bei Berlin zu Hause ist. Im Verlauf der 24 Stunden hatte Sczudlek 432 Kilometer und 6674 Höhenmeter auf dem Rad zurückgele­gt, einen Großteil davon auf Trails.

Für Daniel Bürgin, der schon etliche 24-Stunden-Rennen gefahren ist, war das Heavy 24 eine besondere Erfahrung.

Nur vier Wochen zuvor hatte er einen schweren Radunfall und musste mit dem Helikopter ins Krankenhau­s gebracht werden. Erst wenige Tage vor dem Rennen war der toMotion-Fahrer, der Mitte August seinen 40. Geburtstag feierte, wieder schmerzfre­i. Das Ultrarenne­n am Stausee begann auch für ihn gut, bis ihn in der achten Runde ein Reifendefe­kt stoppte. 40 Minuten, die er schiebend und vorsichtig fahrend zurücklegt­e, kosteten ihn eine Menge Kraft. Mit einem neuen Hinterrad und auf Platz 18 liegend begann er die Aufholjagd – dreieinhal­b Stunden später hatte er Platz zehn zurückerob­ert. „Ich war noch nie ein 24-Stunden-Rennen solo so schnell angegangen, schon gar nicht auf solch einem schweren Kurs“, sagt Bürgin. „Ich wartete auf den Moment, an dem sich das rächen würde.“Dieser Moment kam nicht, ein rostiger Nagel auf der Strecke brachte aber den zweiten Reifendefe­kt mit sich – und Bürgin fast zur Verzweiflu­ng, denn ein weiteres Ersatzrad hatte er nicht dabei. Ein Laufrad seines Teamkolleg­en war in diesem Fall die Rettung. Nach zehn Stunden Renndauer ging Bürgin körperlich und mental angeschlag­en in die Nacht, fand dort jedoch laut Mitteilung die mentale Stärke, das Rennen zu Ende zu fahren. Auch ein geschwolle­ner linker Knöchel konnte ihn auf dem Weg zu Platz fünf nach 423 Kilometern und 6532 Höhenmeter­n nicht aufhalten.

„Im Nachgang betrachtet war dieses Rennen wohl eines der wichtigste­n, das ich je gefahren bin“, meint Bürgin. „Zum einen, um die negativen Ereignisse der letzten Wochen abzuschütt­eln und einen Neustart zu wagen. Zum anderen war keines meiner bisherigen Ultrarenne­n lehrreiche­r. Mein Körper hat gezeigt, dass er auch eine aggressive­re Fahrweise in solch einem Rennen wegstecken kann.“

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FOTO: TOMOTION Die toMotion-Fahrer Dennis Sczudlek (vo.) und Daniel Bürgin beim Heavy 24 am Stausee in Oberrabens­tein.

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