Lindauer Zeitung

Hagelsturm hat schwere Folgen

Landwirte in der Region ziehen nach zwei Wochen vorsichtig Bilanz

- Von Emanuel Hege

- Vor zwei Wochen hat es am bayerische­n Bodensee gehagelt – ein Grauen für Obst- und Weinbauer. Mit einigem Abstand zeigt sich nun das Ausmaß des Unwetters. Das Stadtgebie­t Lindau ist vom Hagel weitgehend verschont geblieben, der Hagel wütete über Bodolz und dem Taubenberg – besonders heftig hat er in Nonnenhorn zugeschlag­en und dort ganze Parzellen zerstört.

„Ich stand vor zwei Wochen morgens um halb fünf Uhr mit meiner Tochter an der Tür und habe die Hagelkörne­r beobachtet, da weiß man direkt, was Sache ist“, erinnert sich Conni Gierer. Die Obstbäueri­n und Edelbrand-Sommelière hat 80 Prozent ihrer Anlagen unter Hagelnetze­n, die Plantagen ohne Schutz hat es dafür besonders hart getroffen. „Eine Parzelle mit Äpfeln ist komplett kaputt.“Dort lohne nicht einmal der Versuch, noch etwas zu retten.

Auf ihren restlichen Plantagen hat der Hagel rund 20 bis 30 Prozent der Äpfel, Birnen und Zwetschgen erwischt. Die müssten jetzt so schnell wie möglich entfernt werden. „Kurz vor der Ernte haben die Früchte schon Zucker entwickelt, wenn jetzt die Schale durchschla­gen ist, beginnen sie zu faulen.“Das greift um sich und kann auch Früchte erwischen, die eigentlich vom Hagel verschont geblieben sind. Weinbauer Josef Hornstein aus Nonnenhorn wollte am Tag des Unwetters noch keine Prognose abgeben, wie schlimm der Schaden ist. Nun, zwei Wochen später, sagt er: „Leider hat das Unwetter verheerend­e Folgen.“30 Prozent weniger Ertrag als erwartet, schätzt er für seinen kompletten Betrieb, zu dem neben Wein auch Obstbau gehört. „Das wird bei anderen in Nonnenhorn ähnlich sein.“Er habe eine Versicheru­ng, sagt Hornstein, der finanziell­e Schaden halte sich also glückliche­rweise in Grenzen.

Dass der Hagel so heftig und so spät im Jahr auftrete, sei einerseits ungewöhnli­ch und komme nur alle zehn Jahre einmal vor, anderersei­ts sei der späte Zeitpunkt besonders bitter für die Landwirte. „Wenn so ein Hagel früher im Jahr passiert, kann man noch Maßnahmen ergreifen, um die Folgen abzuschwäc­hen. Jetzt kann man nichts mehr machen“, sagt Hornstein.

Auch Jonas Kureks Weintraube­n hat der Hagel zerstört. Es sei zwar definitiv ein Schaden da, der Nonnenhorn­er will aber noch keine prozentual­e Prognose abgeben. Denn jetzt komme es erst einmal auf das Wetter der kommenden Wochen an, so Kurek.

„Wenn es jetzt viel regnet, könnte der Schaden über die 30 Prozent hinaus gehen. Wenn es warm und trocken bleibt, sieht es besser aus.“Die Risse seiner kaputten Weintraube­n seien leicht verkrustet. Mit Wärme und Trockenhei­t verfaulen diese nicht, bei Regen reißen sie jedoch wieder auf und verfaulen – das könnte dann die ganze Rebe befallen.

Trotz des Unglücks eines Hagelschad­es so kurz vor der Ernte – finanziell­e Sorgen plagen Kurek kaum. Auch er hat viele Hagelnetze. „Meine Hauptsorge betrifft die Qualität meiner Weine, dass ich die Trauben abnehmen muss, bevor sie die optimale Reife haben.“

Auch Conni Gierer fürchtet keine finanziell­e Talfahrt. Neben ihrer Netze hätten sie und viele Landwirte am Bodensee außerdem den kleinen Vorteil, dass ihre Plantagen weit verstreut sind. Da Hagel eher als Streifen übers Land zieht, würde ein Landwirt nicht komplett getroffen werden, sondern immer nur ein Teil seiner Anlage.

Gierer treibt jedoch eine ganz andere Sorge um: Extreme Wettererei­gnisse – jetzt und in Zukunft, die durch den Klimawande­l verursacht würden. „Vor ein paar Jahren dachten wir noch, mit Hagelnetze­n kann uns nichts passieren. Mittlerwei­le sind die Unwetter so extrem, dass diese Netze dadurch auch einstürzen können.“

 ?? FOTO: HORNSTEIN/GIERER ?? Viele von Josef Hornsteins Weintraube­n sind zerstört. Jetzt kommt es auf das Wetter an, ob die kaputten Trauben verfaulen und die ganze Rebe in Gefahr ist. Auf Conni Gierers Hof hat der Hagel Äpfel angeschlag­en.
FOTO: HORNSTEIN/GIERER Viele von Josef Hornsteins Weintraube­n sind zerstört. Jetzt kommt es auf das Wetter an, ob die kaputten Trauben verfaulen und die ganze Rebe in Gefahr ist. Auf Conni Gierers Hof hat der Hagel Äpfel angeschlag­en.

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