Im Alltagsmodus auf Rekordkurs
Robert Lewandowski trifft im 13. Bundesligaspiel in Folge und zum 300. Mal für die Bayern
- Ein Dreierpack? Da muss Robert Lewandowski fast schon gähnen. Zum 15. Mal in seiner Karriere erzielte der nimmersatte Torjäger am Samstagabend beim 5:0 (2:0) des FC Bayern München gegen Hertha BSC drei oder mehr Treffer in einem Bundesligaspiel. Für einen wie ihn beinahe Alltag. Und so meinte Thomas Müller mal ausnahmsweise etwas nicht witzig oder ironisch, als er über den Weltfußballer nach der Partie urteilte, Lewandowski habe „drei Tore im Vorbeigehen“erzielt. Einfach so. Weil er’s kann.
Nach dem Kopfballtreffer zum 5:0 in der 85. Minute hielt „Lewy“, wie er gerufen wird, drei Finger in die Kameras. Wollte er das dritte Kind nach den Töchtern Klara und Laura ankündigen? Nö, nur beiläufig an einem ganz normalen Arbeitstag dokumentieren: wieder drei Tore, macht fünf in drei Partien. Ob der 33-Jährige gewusst hat, dass sein zweiter Treffer, der Abstauber mit links nach hervorragender Vorarbeit von Joker Leroy Sané, ein ganz besonderer, ein runder Treffer war? Nummer 300 für den FC Bayern, auf die er Nummer 301 folgen ließ. Und das in 333 Pflichtspielen seit seinem (ablösefreien!) Wechsel 2014 von Borussia Dortmund – wohl der Königstransfer aller ablösefreien Wechsel hierzulande überhaupt. Seine Torquote für die Münchner seither: unfassbare 0,90 Treffer pro Spiel.
Bevor es um eine Sensation gehen soll (Spoiler: Er hat freiwillig einen liegengelassen!), sei hier noch im Vorbeigehen erwähnt, dass seine Tore gegen die bemitleidenswert schlechten Herthaner eine weitere Bestmarke einbrachten. Er traf in seinem 13. Bundesligaspiel in Folge, das ist neuer persönlicher Rekord (zuvor in der Saison 2012/13 mit dem BVB). Lediglich dem vor zwei Wochen verstorbenen Gerd Müller gelang das in der Bundesliga häufiger in Serie: 16-mal in der Saison 1969/70. Noch drei Spiele also bis zum Ausgleich, noch vier für das Überholmanöver. Zum Vormerken: Am 1. Oktoberwochenende gegen Eintracht Frankfurt dürfte es so weit sein. Nein? Nur am Rande: In den letzten vier Ligaduellen mit der Eintracht traf Lewandowski sechsmal.
Und jetzt zur eigentlichen Leistung: In der Entstehung des 1:0 ließ der Pole den Ball für Thomas Müller gekonnt durch. Daher habe er, so erzählte Müller, Lewandowski in der Halbzeit gefragt, „ob er noch nicht fit ist oder er jetzt das nächste Level erreicht hat, weil er auf einmal Bälle im
Strafraum für einen besser Postierten sogar durchlässt“. Zählt ja nicht mal als Vorlage, die gehörte Alphonso Davies! Früher habe der noch amtierende Weltfußballer – und das war Gegenstand von mannschaftsinternen sowie medialen Debatten – in aussichtsreichen Situationen doch lieber selbst geschossen, merkte Müller an. Vor gut zwei Jahren hat es klick gemacht als Trainer Niko Kovac (welch Verdienst!) den oft zu egoistischen Torjäger zum Vizekapitän ernannte. Müllers treffende Analyse: „Er merkt, dass, wenn er ein wenig selbstloser spielt, er trotzdem von uns bedient wird und seine Tore macht.“Die Fließbandproduktion läuft auf Hochtouren. Hilfreich, dass Trainer Julian Nagelsmann feststellte: „Wir haben unser bestes Saisonspiel gemacht.“
„Robert ist auch charakterlich unglaublich gut“, sagte der glückliche Coach. „Wenn du so viel gewinnst und dann vom ersten Spiel an wieder so gierig bist, ist das außergewöhnlich.“Er könne mit „jedem möglichen, erlaubten Körperteil ein Tor erzielen“, so der nur ein Jahr ältere Coach. Ist Lewandowski also der beste Bundesligaspieler der Geschichte? Nagelsmann überlegte und sagte: „Die Bundesliga gibt es schon ein paar Jahre. Er ist wahrscheinlich top of the top.“Der Gipfel der Spitze. Vor dem Spiel erhielt der sechsmalige Torschützenkönig der Liga (Gerd Müller führt mit sieben – noch) die Auszeichnung als Deutschlands Fußballer des Jahres. Beide Trophäen könnte ihm in dieser Saison wohl nur einer streitig machen: die andere Tormaschine, die in Schwarz-Gelb: Dortmunds 21-jähriger Norweger Erling Haaland.
Übrigens: Thomas Müller habe sich im Austausch mit Lewandowski noch darauf geeinigt, dass dieser tatsächlich „auf dem nächsten Level ist“. In der Bundesliga steht der Bomber der Neuzeit nun bei 282 Toren, auf den Bomber der Nation (365) fehlen ihm noch 83 Treffer. Für einen wie Lewandowski in drei Spielzeiten machbar, vielleicht sogar in nur zwei. Nichts ist unmöglich bei Lewy.
Der Wechsel von Marcel Sabitzer von RB Leipzig zum FC Bayern München steht unmittelbar bevor. Am Sonntag vermeldete die „Bild“die Einigung der drei beteiligten Parteien. Die Ablösesumme soll bei rund 16 Millionen Euro liegen. Sabitzer wäre nach Trainer Julian Nagelsmann und Abwehr- spieler Dayot Upamecano der dritte namhafte Leipziger, der in dieser Saison an die Isar wechselt. „Wir haben uns schon mit dem Spieler beschäftigt, ja. Das könnte ein Thema werden“, hatte BayernSportvorstand Hasan Salihamidzic vor der Partie gegen Hertha BSC beim TV-Sender Sky erklärt.