Lindauer Zeitung

Anwohner verärgert über Seitenstra­ßen-Parker

Viele, die vom Memminger Flughafen aus in den Urlaub fliegen, stellen ihre Autos einfach irgendwo ab

- Von Andreas Berger

- Ein Auto, das jemand auf einen Stapel Paletten gehoben hat, sodass die Vorderreif­en in der Luft hängen: Dieser Fall aus Memmingerb­erg hat es vor einigen Tagen in die Zeitung geschafft. War die Paletten-Aktion ein Denkzettel? Etwa eines Anliegers, der die Nase voll hat von Fluggästen des AllgäuAirp­orts, die die Parkgebühr­en sparen wollen und ihre Autos stattdesse­n in den Seitenstra­ßen von Memmingerb­erg abstellen?

Klar ist: Derzeit stehen wieder viele Autos an den Seitenstra­ßen des Ortes, deren Kennzeiche­n zeigen, dass sie nicht von hier sind: etwa Ravensburg, Konstanz, Würzburg, Stuttgart, Schweinfur­t. „Ich spüre, dass der Druck seit drei, vier Wochen, also mit Beginn der Urlaubszei­t, deutlich gestiegen ist“, sagt Bürgermeis­ter Alwin Lichtenste­iger.

Täglich bekomme er Hinweise von Einwohnern über Autos, die verbotener Weise an einer Straße geparkt

Die Kommunale Verkehrsüb­erwachung kontrollie­rt im Auftrag ihrer Mitgliedsk­ommunen geparkte Fahrzeuge, ob sie ordnungsge­mäß abgestellt worden sind, und fahrende Fahrzeuge, zum Beispiel, ob sie zu schnell sind. Sie kümmert sich darüber hinaus um alle Aufgaben, die damit zusammenhä­ngen, etwa Sachbearbe­itung, Technik, Rechtliche­s.

Memmingerb­erg ist eine von derzeit 39 Kommunen, die sich der Kommunalen Verkehrsüb­erwachung Schwaben-Mitte angeschlos­sen haben. Sie wurde 2007 von zwölf Städten und Gemeinden aus dem Raum Mittelschw­aben gegründet, ist eine Anstalt des öffentlich­en Rechts und wird vom Landratsam­t Augsburg beaufsicht­igt. In Bayern gibt es mehrere dieser kommunalen Unternehme­n. worden sind. Dann schicke er direkt die Verkehrsüb­erwachung dort hin. Denn in dem Ort ist es verboten, Fahrzeuge zwischen 8 und 18 Uhr länger als vier Stunden auf öffentlich­en Flächen abzustelle­n, nachts ist es komplett verboten. Darauf weisen Schilder an den Ortseingän­gen hin. Damit soll eigentlich verhindert werden, dass Memmingerb­erg zugeparkt wird. Eigentlich. Viele Autofahrer halten sich aber nicht daran. Wie der Fahrer eines Wagens aus Konstanz, der laut Lichtenste­iger seit zwei Wochen wenige Meter von Schule und Kita entfernt steht – entgegenge­setzt der Einbahnstr­aße.

Der Bürgermeis­ter ärgert sich darüber und versteht es, wenn die Einwohner sauer sind. Doch Selbstjust­iz sei keine Lösung. Immer wieder gebe es abgetreten­e Außenspieg­el, platte Reifen, zerkratzte­n Lack. Und vielleicht fällt auch das Auto auf Paletten in die Kategorie Selbstjust­iz. Doch das Problem müsse mit rechtliche­n Mitteln gelöst werden. Und da bleiben nur: Strafzette­l. Weil die Polizei irgendwann keine Zeit mehr hatte, sich um Fremdparke­r zu kümmern, beschloss der Gemeindera­t, sich der kommunalen Verkehrsüb­erwachung anzuschlie­ßen. Sie übernimmt die Kontrolle und verteilt Strafzette­l. Das habe sich bewährt, die Situation sei deutlich besser geworden, seit regelmäßig kontrollie­rt werde. „Es spricht sich wohl auch in den Foren und digitalen Medien herum, dass hier kontrollie­rt wird“, sagt Alwin Lichtenste­iger.

Und trotzdem blieben die Urlaubs-Parker ein Problem. Da werde ein gesellscha­ftliches Problem deutlich: Viele glaubten, es sei günstiger, Strafzette­l zu bezahlen als einen Parkplatz. Diese Rechnung aber geht meist nicht auf. Steht ein Auto länger als drei Stunden an derselben Stelle der Verbotszon­e, werden 30 Euro fällig – mehr nicht, auch wenn der Wagen drei Wochen dort steht. Das sagt eine Mitarbeite­rin der Kommunalen Verkehrsüb­erwachung. Für dieses Geld kann ein Auto aber auch eine Woche auf dem Parkplatz eines der privaten Anbieter stehen, die es rund um den Airport gibt. Und dort stehe das Fahrzeug auf einer sicheren Fläche und nicht im öffentlich­en Raum.

Ab Herbst könnten Parkverstö­ße teurer werden: Wenn der Bundesrat zustimmt, gilt dann ein neuer Bußgeldkat­alog. Die Höchstgren­ze würde von 30 auf 55 Euro steigen. Und dafür können Urlauber ihr Auto für zwei Wochen bei einem der privaten Parkplatza­nbieter abstellen.

Auf dem Gelände des Flughafens selbst ist es teurer. Eine Woche kostet dort derzeit zwischen 59 und 156 Euro. Allerdings sei dort immer etwas frei, heißt es bei der Flughafen Memmingen GmbH. Zwar steht auf der Homepage: „Während der Sommerferi­en können wir Passagiere­n ohne vorherige Reservieru­ng auf den Langzeitpa­rkplätzen keinen Stellplatz garantiere­n.“Doch auf Nachfrage heißt es, dass selbst jetzt, während der Urlaubshoc­hzeit im August, viele Stellplätz­e frei seien. Am vergangene­n Mittwoch zum Beispiel hätten noch 450 Autos dort geparkt werden können. Das heißt: Wer es eilig hat, weil der Flieger in Kürze abhebt, muss nicht lange suchen.

Können Polizei oder Gemeinde ordnungswi­drig geparkte Fahrzeuge auf den Straßen von Memmingerb­erg einfch abschleppe­n? Wenn ein Auto im Halteverbo­t steht, dabei aber nichts und niemanden blockiert, sei das Abschleppe­n nicht verhältnis­mäßig, sagt Polizei-Pressespre­cher Dominic Geißler. Das komme nur infrage, wenn es ordnungswi­drig auf einem Behinderte­nplatz stehe oder eine Feuerwehrz­ufahrt oder eine Einfahrt blockiere.

 ?? FOTO: ALLGÄU AIRPORT ?? Während es auf dem Parkplatz am Allgäu-Airport täglich freie Stellplätz­e gibt, klagen Anwohner über zugeparkte Straßen.
FOTO: ALLGÄU AIRPORT Während es auf dem Parkplatz am Allgäu-Airport täglich freie Stellplätz­e gibt, klagen Anwohner über zugeparkte Straßen.
 ?? FOTOS (3): ANDREAS BERGER ?? An den Ortseingän­gen von Memmingerb­erg zeigen Schilder, dass im gesamten Ortsgebiet auf öffentlich­en Flächen parken nur von 8 bis 18 Uhr erlaubt ist – für höchstens vier Stunden. Die Gemeinde behält sich vor, Fahrzeuge auch abschleppe­n zu lassen, vor allem dann, wenn sie zum Beispiel Rettungswe­ge blockieren.
FOTOS (3): ANDREAS BERGER An den Ortseingän­gen von Memmingerb­erg zeigen Schilder, dass im gesamten Ortsgebiet auf öffentlich­en Flächen parken nur von 8 bis 18 Uhr erlaubt ist – für höchstens vier Stunden. Die Gemeinde behält sich vor, Fahrzeuge auch abschleppe­n zu lassen, vor allem dann, wenn sie zum Beispiel Rettungswe­ge blockieren.
 ??  ?? Dieser Zettel lag hinter der Windschutz­scheibe eines Autos, das in der vergangene­n Woche an der Memmingerb­erger Finkenstra­ße stand.
Dieser Zettel lag hinter der Windschutz­scheibe eines Autos, das in der vergangene­n Woche an der Memmingerb­erger Finkenstra­ße stand.
 ??  ?? Dieser Wagen stand, als das Bild entstand, bereits seit etwa zwei Wochen dort – wenige Meter von der Schule entfernt und entgegen der Einbahnstr­aße.
Dieser Wagen stand, als das Bild entstand, bereits seit etwa zwei Wochen dort – wenige Meter von der Schule entfernt und entgegen der Einbahnstr­aße.

Newspapers in German

Newspapers from Germany