So klappt das mit der Versicherung
Immer wieder wollen Versicherungen nach Hochwasser nicht zahlen – Hauseigentümer können das verhindern
- Jedes Mal, wenn Hochwasser oder Murenabgänge wieder Häuser verwüstet haben, steht die Frage im Raum: Zahlt die Versicherung? Immer wieder ist dann zu hören: Nein. Für Betroffene ist das dramatisch, schnell steht die finanzielle Existenz auf dem Spiel. Doch woran liegt es, wenn Versicherungen nicht zahlen? Wir haben bei der Verbraucherzentrale in Kempten nachgefragt, worauf zu achten ist, um trotz der immer häufigeren Extremwetter-Ereignisse zumindest finanziell auf der sicheren Seite zu sein.
Für Schäden am Gebäude ist die Elementarschadens-Versicherung zuständig: Sie kommt auf für Schäden durch Überschwemmung und Kanalrückstau nach Starkregen, durch Erdrutsch oder -senkung, durch Schneedruck oder Lawine sowie durch Erdbeben, erklärt der Verbraucherberater Andreas Winkler. Häufig sei nur eine Wohngebäudeversicherung vereinbart, sagt er. Um böse Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt er, die Versicherungsverträge zu prüfen. „Die Verbraucherzentrale rät zu beidem: Wohngebäudeund Elementarschadens-Versicherung.“Und zwar unabhängig von der Lage des Hauses. „Starkregen ist auch in der Ebene unkalkulierbar.“Privat würde Winkler im Einzelfall abwägen: „Durch bauliche Maßnahmen wie abgedichtete Kellerfenster lässt sich bereits viel verhindern.“Die zusätzliche Versicherung koste im Schnitt weniger als eine Vollkasko-Versicherung fürs Auto: je nach Lage und Leistung 200 bis 500 Euro pro Jahr.
Und worauf müssen Versicherte achten, damit sie im Schadensfall auch wirklich abgesichert sind? Das ist abhängig davon, was vertraglich vereinbart ist. „Da sollte man sich die Mühe machen und das Kleingedruckte lesen“, sagt Winkler. Teilweise ist eine Rückstauklappe Voraussetzung, die verhindert, dass Wasser aus dem Kanal ins Gebäude dringt. Manche Verträge setzen voraus, dass diese Klappe jährlich überprüft wird. Vor allem gehe es aber um drei Punkte: Der Schaden muss unverzüglich gemeldet werden. Außerdem muss der Versicherte versuchen, den Schaden gering zu halten, soweit das zumutbar ist. Und dann: „Alles fotografieren“, rät Winkler. Lehnt es die Versicherung dennoch ab, für den Schaden aufzukommen, sollte man die Ablehnungsgründe prüfen lassen. Vor allem dann, wenn sie nicht verständlich sind oder komplett fehlen. Infrage kommen dafür Rechtsanwälte, Streitschlichter (Winklers Empfehlung: siehe Infokasten) oder die Verbraucherzentrale selbst.
Und wie kommt man nun zur richtigen Versicherung? Als seriöse Orientierungshilfe rät Andreas Winkler zum im März 2021 veröffentlichten Bericht der Stiftung Warentest. Im Einzelfall sei darauf zu achten, dass sämtliche oben genannten Gefahren abgedeckt sind.
Solar- und Photovoltaik-Anlagen können auf Wunsch zusätzlich in den Schutz einbezogen werden. Die Versicherungssumme sollte anhand der Wohnfläche berechnet werden,
Diese Internetseiten empfiehlt Andreas Winkler von der Verbraucherzentrale Bayern in Kempten für die Recherche zur richtigen Versicherung:
Streitschlichter findet man unter: versicherungsombudsmann.de rät die Verbraucherzentrale. Das verhindere spätere Probleme. Ein Selbstbehalt von 500 oder 1000 Euro sei üblich.
Höhere Summen könnten helfen, damit man auch eine ungünstig gelegene Immobilie versichern kann.
Risiko: Wie gefährdet ist mein Wohnort? Die Einschätzung der Versicherer findet man unter: hochwasser-check.com naturgefahren-check.de
Mehr zum Thema bietet die Verbraucherzentrale im Internet unter:
elementarschaden.bayern (sho)
Versicherungen orientieren sich dabei an einer einheitlichen RisikoEinschätzung, die ortsspezifisch online abrufbar ist (siehe Infokasten). Sollte ein Gebäude etwa aufgrund seiner Lage unversicherbar sein, kann es dennoch hilfreich sein, es zu versuchen: „Staatliche Hilfen gibt es nicht automatisch – da ist es gut, wenn man nachweisen kann, dass man sich um eine Versicherung bemüht hat“, sagt Winkler.
Auch weitere Versicherungen können dem Verbraucherberater zufolge sinnvoll sein, um sich finanziell gegen Extremwetter abzusichern. Hausratsversicherungen beispielsweise kommen für bewegliche Dinge im Haus auf. Wer sein Auto gegen Hagelschäden versichern will, brauche eine Kasko-Versicherung.