Alles ist möglich
FV Ravensburg fährt am Mittwoch selbstbewusst zu den Stuttgarter Kickers
- Als die Stuttgarter Kickers vor etwas mehr als drei Jahren in die Fußball-Oberliga abstiegen, da schien es, als habe sich die Traditionsmannschaft nur kurz verlaufen. Ein kleiner Ausrutscher, mehr nicht – dachten viele. Die Kickers würden gleich wieder aufsteigen, waren sich wohl alle sicher. Auch der FV Ravensburg machte sich seinerzeit keine Illusion darüber, wie die Rollen bei den Duellen gegen die Mannschaft aus der Landeshauptstadt verteilt sein würden. Es kam dann alles ganz anders: Das erste Punktspiel zwischen dem FV und den Kickers endete im Oktober mit einem überraschenden 2:1 für Ravensburg, Stuttgart schaffte den Wiederaufstieg nicht – und ist nun schon die vierte Saison in Folge fünftklassig. Am Mittwoch (19 Uhr) kommt es im Gazi-Stadion zum nächsten Aufeinandertreffen zwischen Stuttgart und Ravensburg.
Und auch wenn die Kickers wieder favorisiert sein mögen, so ist es doch der FV, der besser in die Saison gestartet ist. „Wir sind selbstbewusst und fahren mit breiter Brust nach Stuttgart“, sagt FV-Trainer Steffen Wohlfarth. Das dürfen die auf Tabellenplatz zwei liegenden Ravensburger auch. Denn die jüngsten Ergebnisse waren herausragend: 5:1 gegen den SV Oberachern, 5:0 beim FC Nöttingen, 1:0 gegen den FV Lörrach-Brombach. Die Stimmung ist, auf die Liga bezogen, daher aktuell bestens. Getrübt wird sie nur durch das Aus im WFV-Pokal vor zwei Wochen gegen den Verbandsligisten FV Hollenbach. In der zurückliegenden Saison war erst Mitte Oktober der Traum vom erneuten Pokalsieg für Ravensburg ausgeträumt – nach einem 1:2 gegen die Stuttgarter Kickers. Diese Niederlage war auch der bisher letzte Auftritt des FV in Degerloch.
„Es ist ein Spiel wie jedes andere auch“, sagt Wohlfarth vor der nächsten Fahrt am Mittwochnachmittag nach Stuttgart. Letztlich gehe es auch hier um nicht mehr als drei Punkte. Dass sich die Ravensburger mit einem erneuten Sieg – bisher hat der FV neun Zähler aus vier Spielen geholt – oben in der Tabelle festsetzen könnten, ist ihm bewusst. Druck macht er sich deshalb aber überhaupt nicht. „Es ist alles gut. Wir können das gut einordnen“, sagt der Ravensburger Trainer. Auf dem Papier sehe es natürlich gut aus, dass der FV zwei Punkte vor den Kickers liege. Die Stuttgarter zählten aber trotzdem zu den Topfavoriten auf die Meisterschaft. Was er damit zwischen den Zeilen sagt, aber nicht ausspricht: Ravensburg nicht. Weil sie es auch nicht müssen. Ganz im Gegensatz zu den Kickers, bei denen auf den Tribünen gerne noch von längst vergangenen Zweitliga-Zeiten geschwärmt wird.
Auf die Herausforderung, gegen eine große Traditionsmannschaft wie die Stuttgarter Kickers freut Wohlfarth sich. „Da ist alles möglich: 0:5, 6:6, 2:2, 3:0“, sagt der FC-Coach und erinnert damit auch an das unfassbare 4:4 im Mai 2019, als die Ravensburger nach einem 4:1-Vorsprung noch fast im Gazi-Stadion verloren. Auch wenn sich der FV schon langsam an die regelmäßigen Duelle mit den Kickers gewöhnt hat, wird am Mittwochabend etwas neu sein für Wohlfarth. Erstmals hat er seine komplette Mannschaft zur Verfügung: Es sieht danach aus, dass wir aus dem Vollen schöpfen können.“