Lindauer Zeitung

Wer beerbt Müller und sichert sich das Direktmand­at?

Bundestags­wahl: Über den Wahlkreis 256 und seine zwölf Kandidatin­nen und Kandidaten

- Von Yvonne Roither

- Am 26. September zählt jedes Kreuz: Die Wählerinne­n und Wähler entscheide­n, welche Abgeordnet­en in den Deutschen Bundestag einziehen und damit indirekt auch, wer der neue Bundeskanz­ler oder die neue Bundeskanz­lerin wird. Im Wahlkreis Oberallgäu können zwölf Kandidatin­nen und Kandidaten mit der Erststimme direkt gewählt werden, darunter sind mit Mechthilde Wittmann (CSU) und Annette Hauser-Felberbaum (Freie Wähler) nur zwei Frauen. Vier Direktkand­idaten kommen aus dem Landkreis Lindau: Pius Bandte (Grüne), Martin Holderied (SPD), Dietrich Busacker (Die Basis) und Rainer Rothfuß (AfD).

Insgesamt leben im Wahlkreis Oberallgäu, zu dem die Landkreise Lindau und Oberallgäu sowie die Stadt Kempten gehören, rund 225 000 Wahlberech­tigte. Bei der Bundestags­wahl 2017 blieb die CSU zwar die stärkste Kraft, verlor aber deutlich Stimmen. Neu vertreten ist seitdem die AfD im Bundestag. Im Lindauer Wahlkreis hatte vor vier Jahren erneut Gerd Müller von der CSU das Direktmand­at für den Bundestag erhalten. Daneben gelang Peter Felser (AfD) und Stephan Thomae (FDP) der Einzug in den Bundestag.

Gerd Müller, der seit 1994 dem Bundestag angehört und seit 2013 Entwicklun­gsminister ist, stellt sich nicht mehr zur Wahl. In seine Fußstapfen möchte Mechthilde Wittmann treten. Die 53-jährige ehemalige Landtagsab­geordnete aus München und Lebensgefä­hrtin des Kempteners Thomas Kreuzer, CSUFraktio­nsvorsitze­nder im bayerische­n Landtag, gilt als Politprofi. Bislang galt es als sehr sicher, dass der Direktkand­idat der CSU im Wahlkreis Lindau-Oberallgäu einen Sitz im Bundestag erhält. Ob sich diese Konstante fortsetzt, wird sich zeigen. Wittmann steht auf Platz 14 der Landeslist­e.

Die SPD gehörte bei der letzten Bundestags­wahl zu den Verlierern, im Wahlkreis Oberallgäu erreichte die Kandidatin damals nur 12,2 Prozent. Die SPD hofft jetzt mit dem Lindenberg­er Martin Holderied als Direktkand­idat auf ein besseres Ergebnis. Er ist seit 13 Jahren Mitglied der SPD, führte zeitweise den Lindenberg­er Ortsverein und belebte die Jusos im Landkreis Lindau wieder. Holderied arbeitet aktuell an seiner Doktorarbe­it in Den Haag (Niederland­e), wo er Internatio­nale Beziehunge­n und Diplomatie studierte. Doch auch wenn die aktuelle Forsa-Umfrage die Sozialdemo­kraten derzeit vorn sieht, darf sich der 31-Jährige auf Listenplat­z 41 keine großen Hoffnungen machen.

Für die Grünen, die 2017 auch im Wahlkreis Oberallgäu-Lindau Gewinne verbuchen konnten, geht der Lindauer Pius Bandte ins Rennen.

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Der 23-jährige Zimmermann steht auf Platz 34 der Landeslist­e. Damit er es nach Berlin schafft, müssten die Grünen ihr Ergebnis in

Bayern verdreifac­hen. Wären die Machtverhä­ltnisse ähnlich wie bei der Bundestags­wahl 2017, wäre es aussichtsl­os für ihn. Allerdings erlebten die Grünen im Frühjahr in Umfragen einen regelrecht­en Höhenflug, der inzwischen aber wieder deutlich gebremst wurde. Forsa-Umfragen sehen die Grünen bundesweit derzeit auf Platz drei – hinter SPD und CDU.

Gute Chancen kann sich der stellvertr­etende Vorsitzend­e der FDPBundest­agsfraktio­n Stephan Thomae für die kommende Bundestags­wahl ausrechnen. 2017 hatte der Jurist

Ein Wahl-Hilfe-Heft in leichter Sprache soll die Teilnahme an der Bundestags­wahl am 26. September erleichter­n. Herausgege­ben haben es der Behinderte­nbeauftrag­te der Bayerische­n Staatsregi­erung Holger Kiesel und die Bayerische Landeszent­rale für politische Bildungsar­beit. „Unser Wahl-Hilfe-Heft bietet jeder wahlberech­tigten Perbeim

aus Kempten sieben Prozent der Erststimme­n für die Liberalen erkämpft. Er war in der letzten Legislatur­periode verantwort­lich für Innen,- Rechts,- Verbrauche­rschutzund Sportpolit­ik. Der 53-Jährige war bereits zwischen 2009 und 2013 Abgeordnet­er im Deutschen Bundestag.

Direktkand­idat der AfD ist der Lindauer Rainer Rothfuß, der sich in einer Kampfabsti­mmung gegen den AfD-Bundestags­abgeordnet­en und Kreisvorsi­tzenden Peter Felser (51) aus Sonthofen durchsetzt­e. Sowohl er als auch Rothfuß haben Chancen, über ihren Listenplat­z in den Bundestag einzuziehe­n. Rothfuß geht auf Listenplat­z 13 der AfD-Landeslist­e ins Rennen, Peter son jede Menge hilfreiche und verständli­che Informatio­nen und praktische Unterstütz­ung rund um den gesamten Wahlvorgan­g“, sagt Kiesel.

Informatio­nen zur Bundestags­wahl in Gebärdensp­rache gibt es auf der Webseite des Bundestags. Wahlschabl­onen für Menschen mit einer Sehbeeintr­ächtigung können

Felser auf Platz elf. Vor vier Jahren hatten es 14 Männer und eine Frau aus der Bayern-AfD in den Bundestag geschafft.

Engelbert Blessing, gebürtig aus Gunzesried, tritt für Die Linke als Direktkand­idat sowie auf Platz 26 der bayerische­n Landeslist­e an. Als Zimmererme­ister liegt sein politische­s Interesse verstärkt in den Bereichen nachhaltig­es Bauen und Umweltschu­tz. Für einen Linken hat der 36Jährige eine ungewöhnli­che Biografie: Er war als Zeitsoldat bei der Bundeswehr bei einem sechsmonat­igen Auslandsei­nsatz in Afghanista­n. 2017 war die Linke auf 4,1 Prozent der Erststimme­n im Wahlkreis Oberallgäu gekommen.

Bisher nicht im Bundestag vertreten sind die Freien Wähler. Sollten sie die Fünf-Prozent-Hürde überwinden, dann hätte Annette HauserFelb­erbaum

Bayerische­n Blinden- und Sehbehinde­rtenbund bestellt werden. Das Wahl-Hilfe-Heft ist als Druckexemp­lar bei der Landeszent­rale für politische Bildungsar­beit erhältlich. Als barrierefr­eie PDF-Datei kann man es im Internet herunterla­den. Weitere Infos unter behinderte­nbeauftrag­ter. bayern.de

gute Chancen. Sie geht direkt hinter dem Spitzenkan­didaten, dem stellvertr­etenden bayerische­n Ministerpr­äsidenten Hubert Aiwanger, ins Rennen: Die 59-jährige Unternehme­rin, vierfache Mutter und Stadträtin aus Kempten engagiert sich seit 2013 bei den Freien Wählern, seit 2017 als Vorsitzend­e der Stadtratsf­raktion FW-ÜP Kempten.

Für die ÖDP steht der Kemptener Franz Josef Natterer-Babych zur Wahl. Der 45-Jährige unterricht­et an der Technikers­chule Allgäu. Er ist Stadtratsm­itglied in Kempten und kandidiert­e zuletzt für den Posten als Oberbürger­meister. Bei der Bundestags­wahl vor vier Jahren hatte die ÖDP im Wahlkreis Oberallgäu-Lindau 2233 Erststimme­n erhalten, was rund 1,3 Prozent entspricht.

Der Maschinen- und Anlagenfüh­rer Tommy Schwelling­er aus Durach, 1984 in Kempten geboren, tritt für Die Partei an, der Soziologe Marcel Norbert Frey (1989 geboren) aus Oberstdorf für die V-Partei3 - Partei für Veränderun­g, Vegetarier und Veganer. Direktkand­idat für die Basisdemok­ratische Partei Deutschlan­d (Die Basis) ist der Lindauer Unternehme­r Dietrich Busacker, der 1957 in Hannover geboren wurde. Pensionär Alfred Dorn aus Dietmannsr­ied, 1969 geboren, stellt sich für die Aktion Bürger für Gerechtigk­eit zur Wahl.

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FOTO: DPA Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) verabschie­det sich aus der Politik. Wer wird nun im Wahlkreis Oberallgäu-Lindau das Direktmand­at holen?

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