Lindauer Zeitung

Manche mögen’s scharf

„Bayerns schärfster Gärtner“berät auf der Gartenscha­u Lindau zu Chilis

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(lz) - Er gilt als „Bayerns schärfster Gärtner“und als „ChiliPapst“. Dabei ist Thomas Gruber vor allem Gärtner mit einer bis(s)weilen brennenden Leidenscha­ft. Seine besondere Liebe gilt der „Beißbeere“, wie Chilis im Volksmund genannt werden. „Du beißt die Beere, und die Beere beißt zurück“, sagt Gruber, Inhaber der Gärtnerei Förth in Neusorg, und auf der Gartenscha­u Lindau für den Wechselflo­r verantwort­lich. Am Samstag, 4. September, von 10 bis 17 Uhr, und am Sonntagvor­mittag steht er, wie die Stadtverwa­ltung mitteilt, in der Nähe des Eingangs Nord für Fragen rund um die Chilis zur Verfügung.

Es wird Herbst. Niemand weiß das besser als die Gärtner auf der Gartenscha­u. Das gilt auch für Gruber. Er hat in den vergangene­n Tagen Purpurglöc­kchen und Herbstaste­rn gepflanzt. Sturm und Regen hatten die Blüten und Blätter arg gezaust, „deshalb haben wir noch einmal nachgepfla­nzt“, sagt Gruber.

Jetzt im Herbst kommt die Farbvielfa­lt eher aus den Blätterfar­ben als aus den Blüten. Gruber hat eine brennende Leidenscha­ft für Vielfalt. Deshalb liebt er Chilis. 70 verschiede­ne Sorten pflanzt er in seinen Gewächshäu­sern in Neusorg an, längst sind er und sein jährliches Chilifest deutschlan­dweit bekannt.

Chilis, dieses scharfe Zeug und Vielfalt? Zumindest der Laie wird da zweifelnd den Kopf wiegen. Doch Gruber kann locker kontern. Von der zahmen Gemüsepapr­ika über die würzige Peperoni bis hin zur heißbrenne­nden Carolina Reaper – keine gleicht in dem Fall optisch der anderen. Gemeinsam ist ihnen nur, dass sie alle zur Gattung der Beeren gehören. Doch bei Form und Größe hört die überborden­de Vielfalt nicht auf. Chilis gibt es in Gelb und Rot, Lila und Grün und – jede Sorte schmeckt anders. Während sich die einen fruchtig-süßlich im Gaumen äußern, sorgen die anderen gefühlt für Brandblase­n auf der Zunge.

„In der Tat brennt jeder Chili auch an einer anderen Stelle“, sagt Gruber und verweist auf die „Rachenreib­e“. Nomen est omen in diesem Fall, denn in der Tat gibt sich diese Capsicum

chinense auf der Zunge und im Mund ganz harmlos, um ihre gesamte Wirkung im Rachen zu entfalten. „Das ist nicht angenehm“, sagt der Experte, aber er baut sie dennoch an, weil er eben die Vielfalt liebt.

Gemessen wir die Schärfe in Scoville. So hat die bereits genannte Carolina Reaper 1,4 Millionen Scoville. Eine handelsübl­iche Peperoni liegt zwischen 100 und 500 Scoville. Immer wieder gibt es Neuzüchtun­gen, die nach dem Motto „schärfer, immer schärfer“gezogen werden. Aber es bringt nichts, dass nur eine Frucht höhere Schärfe aufweist. 500 Gramm müssen es im getrocknet­en Zustand sein, die einen entspreche­nden Scoville-Wert erreichen.

Die Schärfe kommt aber weder vom Fruchtflei­sch noch von den Samen. Es ist die Placenta, die für die entspreche­nde Würze sorgt. Deshalb kann ein Chili an der Spitze deutlich milder schmecken als in der Mitte oder nahe beim Stiel.

Wer meint, innerlich an einem Chili zu verbrennen, sollte keinesfall­s mit kühlen Getränken zu löschen versuchen, warnt Gruber. „Ein gescheites Butterbrot eigne sich eher“, rät er.

Seit 2008 lässt Gruber seiner brennenden Liebe zu den Chilis freien Lauf. Damals begann der gelernte Schreiner, der in den elterliche­n Betrieb seiner Frau eingeheira­tet hatte, mit der Chili-Zucht.

„Chili trifft Kürbis“, hieß das Fest, das Gruber schlagarti­g in der Szene, die sich eher als große Familie versteht, bekannt machte. Von da an wuchs das Fest in der 2000-SeelenGeme­inde Neusorg in der Oberpfalz stetig. Erst Corona bremste das „Familientr­effen“. Allerdings bremste die Pandemie nicht Grubers Leidenscha­ft für Habanero, Jalapeno und Co.

Deshalb wird er jetzt am Wochenende mit seinem charakteri­stischen Strohhut auf der Gartenscha­u stehen und seine Begeisteru­ng weitergebe­n. Selbstvers­tändlich hat er auch Pflanzen dabei und verrät auch sein Lieblingsr­ezept: Chili im Speckmante­l.

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FOTOS: STADT „Du beißt die Beere, und die Beere beißt zurück“: Gärtner Thomas Gruber hat eine brennende Leidenscha­ft für Chilis. Am Wochenende steht er auf der Gartenscha­u für Fragen rund um das scharfe Früchtchen zur Verfügung.
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Bunt und scharf: Jeder Chili brennt an einer anderen Stelle, sagt Gruber.
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Jede Sorte schmeckt anders. Mehr oder weniger scharf sind sie alle.

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