Vor dem nächsten Unwetter wird gebaggert
Der Starkregen hat Wildbäche im Oberallgäu teilweise verstopft – Nun lässt das Wasserwirtschaftsamt sie von Geröll befreien
- Nach dem Starkregen ist vor dem Starkregen. Deshalb hat das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kempten die Bagger losgeschickt. Nach den Überflutungen Ende Juli lässt das WWA von Balderschwang bis Blaichach die Wildbäche ausbaggern, schildert der stellvertretende Behördenleiter David Kempter. In Rettenberg, das besonders betroffen war, plant das WWA weitere Maßnahmen.
Rückblende: Am 26. Juli geht ein Jahrhundertregen über Teile des südlichen Oberallgäus nieder. Innerhalb kurzer Zeit schwellen zwischen der Hörnergruppe und Rettenberg Bäche massiv an. Wo sonst kleine Rinnsale fließen, strömen braune Fluten, reißen Schlamm, Erde und Geröll mit sich. Große Betonmauern, sogenannte Geschieberückhaltesperren, halten den Großteil der Wassermassen zurück.
Das Fassungsvermögen solcher Geschieberückhaltesperren reicht laut Kempter von wenigen bis zu einigen Tausend Kubikmetern. „Sie sind fast überall komplett gefüllt worden“, erklärt er.
Kies, Steine, Geröll und Holz blockieren nun den Wasserfluss und können zu unterschiedlichen Problemen führen, wie der stellvertretende Behördenleiter erklärt. Steine und Kies verkleinern das Bachbett. Die Gefahr: Das Wasser hat weniger Platz, Bäche gehen schneller über die Ufer. Holz kann an Brücken hängen bleiben und zur „Verklausung“führen, also den Abfluss verstopfen. Das führt dazu, dass Bäche seitlich über die Ufer treten.
Um dieses Risiko zu senken, hat das WWA unmittelbar nach dem Starkregen begonnen, das angesammelte Material aus den Wildbächen wegzubaggern. Knapp 500 000 Euro hat die Behörde nach Angaben von Kempter für die Beseitigung der
Starkregen-Hinterlassenschaften ausgegeben. „Wir hoffen auf finanzielle Unterstützung des Ministeriums“, sagt Kempter.
Auch in normalen Jahren ohne Starkregen lässt das Wasserwirtschaftsamt die Bagger rollen. Das Entfernen von Geröll und Holz gehört laut dem stellvertretenden Leiter zu den Routineaufgaben der Behörde. Für die Instandhaltung der Wildbäche stünden pro Jahr 2,5 bis 3 Millionen Euro zur Verfügung. Die Baggerarbeiten koordiniere die Flussmeisterstelle in Sonthofen.
In Rettenberg ist es mit Ausbaggern allein aber nicht getan. Die Ortsteile Wagneritz und Altach, beide vom vergangenen Starkregen besonders betroffen, sollen einen zusätzlichen Schutz erhalten. Derzeit würden verschiedene Varianten geprüft, erklärt Kempter. Nächstes Jahr solle die Entscheidung fallen und in zwei bis drei Jahren mit dem Bau begonnen werden, kündigt er an.