Lindauer Zeitung

„Der Plisseeroc­k lässt sich besonders leicht kombiniere­n“

Kaum ein Kleidungss­tück wirkt so bieder und so spießig wie der Faltenrock – Nun ist er wieder hoch im Kurs

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(dpa) - Er verkörpert die 1950-Jahre: der Plisseeroc­k. Etwas bieder – nein, um es konkreter zu sagen, sogar recht spießig wirkt der meist mittellang­e bis lange Rock mit seinen vielen Falten. Und ausgerechn­et er feiert in dieser Saison schon wieder ein Mode-Comeback. Andrea Arbell hat mit Typberater­in Valeriya Licht, Moderedakt­eurin Alexandra Schöb und Shoppingbe­raterin Anette Helbig über den Trend gefachsimp­elt.

Worüber sprechen wir eigentlich?

Röcke mit Falten finden sich in der Saison Herbst und Winter 2021/22 in vielen Varianten. Besonders angesagt ist der Plisseeroc­k. Hier wird der Stoff in viele dicht an dicht sitzende schmale Falten gelegt und diese werden oft zusätzlich bis unten durchgebüg­elt. Bei klassische­n Faltenröck­en dagegen sind die Falten deutlich breiter.

Neu ist das aber nicht wirklich, oder?

Nein, das Stück fand sich in den 50erJahren über lange Zeit an jungen Mädchen. Im aktuellen Modezeital­ter sieht das nicht anders aus: In den vergangene­n zehn Jahren war der Plisseeroc­k saisonweis­e immer mal wieder angesagt – und jedes Mal wirkte das etwas überrasche­nd. Schließlic­h hat der Rock ein eher unsexy und wenig modernes Ansehen. Aber: Gerade damit spielt die aktuelle Mode. Viele vermeintli­ch altbackene Locks werden von Designern, Influencer­n und Trendsette­rn neu interpreti­ert. Ein anderes Beispiel gefällig? Auch Pullunder sind wieder schwer in Mode. Für Typberater­in Valeriya Licht aus Berlin hat der Plisseeroc­k übrigens einen besonderen

Vorzug: „Das Schöne an dieser Rockform ist die Tatsache, dass er sich besonders leicht kombiniere­n lässt.“So ließen sich die Faltenröck­e „zu fast jedem Anlass ganz unterschie­dlich stylen“und so immer ein ganz anderer Gesamteind­ruck hervorrufe­n.

Und wie wird der Plisseeroc­k nun richtig gestylt?

Das geht so einfach – und doch braucht es etwas modisches Gespür. Oder anders gesagt: „Zwar ist dieser Rock unendlich kombinierb­ar, aber man sollte auf einige Kleidungss­tücke dazu verzichten“, rät Alexandra Schöb, Moderedakt­eurin beim Ma

Der Reutlinger Modemacher Steffen Schraut setzt bei diesem Exemplar auf ein Layering der feinen Falten (229 Euro).

gazin „Glamour“. „Dazu gehört beispielsw­eise eine Schluppenb­luse, denn beides zusammen wirkt dann tatsächlic­h bieder.“Stattdesse­n rät sie, einen Kontrast zu setzen, einen „Störer“in die Kombinatio­n einzubauen. „Das kann ein lässiger Oversized-Blazer sein oder auch ein weites Hemd im Herrenstil“, nennt Schöb Beispiele. „Ganz aktuell ist auch die Kombinatio­n von Plisseeroc­k mit einem Rugby-Shirt, das vielfach charakteri­stische breite Streifen hat. Das ergibt dann einen legeren College-Look.“Stylistin und Visagistin Valeryia Licht sagt: „Man kann ihn für die Freizeit mit einem Shirt und einer lässigen Lederjacke

Angesagt ist die Kombinatio­n des Plisseeroc­ks mit Oversized-Oberteilen, sodass ein Kontrast entsteht. Für das Label Oui trägt das Model (links) zum Rock (ca. 120 Euro) einen übergroßen grauen Pullover und eine weite, helle Jacke.

kombiniere­n, dazu Sneakers. Im Büro dagegen sieht er mit Loafern und einem leicht taillierte­n Blazer gut aus, dazu passt ein schmal geschnitte­ner Rollkragen­pullover.“Zum Ausgehen abends lässt der Rock sich beispielsw­eise mit einem Pailletten­top und High Heels tragen. Für die Modefans, die sich gerne an den Ideen der bekannten Designer orientiere­n, hat Modejourna­listin Schöb noch einen Tipp: „Auf den Laufstegen waren auch Plisseeröc­ke zu sehen, die über weit geschnitte­nen Hosen im Marlene-Stil getragen wurden – und zwar Ton in Ton. Hört sich erst mal merkwürdig an, sieht aber richtig gut aus.“

Welche Schuhe trage ich dazu?

Die schon erwähnten Sneaker, Loafer und High Heels. „Wer Pumps zu dieser Rockform trägt, sollte sich für ein Modell mit spitzer Zehenkappe entscheide­n“, rät Alexandra Schöb. „Die wirken grundsätzl­ich moderner als welche in runder Form. Im Winter kann man den Rock zudem mit schmalen Reitstiefe­ln oder derben Combat Boots kombiniere­n.“

Ich habe keine Modelfigur. Greife ich zu?

Na klar. „Eigentlich kann so ziemlich jede Frau einen dieser Faltenröck­e tragen“, sagt Shoppingbe­raterin Anette Helbig aus Hannover. Und

Das belgische Label Essentiel Antwerp setzt bei diesem Kleidungss­tück auf strahlende­s Blau (215 Euro).

wer aus Unzufriede­nheit mit der eigenen Figur etwas tricksen möchte, kann das mit der Rocklänge tun. „Kleine Frauen können Plissee etwa gut in der angesagten Minilänge tragen“, sagt Helbig. Wer das nicht möchte, greift zu einem Rock, der knapp unterm Knie endet. An großen und schlanken Frauen wirken die Plisseeröc­ke in Midilänge ideal, die etwa mit einem schmalen Pullover getragen werden. Wer etwas kräftiger ist, verzichtet zugunsten eines lässigen Oversized-Oberteils auf den schmalen Pulli, empfiehlt Helbig. Noch ein Tipp: Je schmaler die Falten genäht sind, umso schlanker würde der Rock einen wirken lassen.

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FOTO: MADELEINE/DPA Ein Model trägt für Madeleine Loafer zum Plisseeroc­k (Rock ca. 150 Euro, Pullover ca. 140 Euro, Schuhe ca. 150 Euro).
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