Lindauer Zeitung

Luftfilter-Förderung nur für 23 000 Klassen beantragt

Kurz vor dem Schulstart in Bayern ist klar, dass in vielen Klassen die Luft ungefilter­t bleibt

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(dpa) - Zum Schulstart werden wohl zahlreiche Klassenräu­me in Bayern nicht mit Luftfilter­n ausgestatt­et sein. Wie viele das sind, ist zwar unklar, aber bis Ende August waren beim bayerische­n Kultusmini­sterium nach Angaben eines Sprechers erst für rund 23 000 Klassenräu­me Fördergeld­er beantragt worden – von insgesamt rund 75 000. Allerdings gebe es auch Schulen, die die Luftfilter ohne Fördergeld­er beschafft hätten, betonte ein Ministeriu­mssprecher. Die Zahl der tatsächlic­h mit einem Filter ausgestatt­eten Klassen dürfe darum höher sein. Wie hoch wisse er aber nicht.

„Die beantragte Summe erhöht sich jedoch täglich“, sagte der Sprecher außerdem. Nach Angaben von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) waren nur zwei Wochen vor Beginn des Schuljahrs aber erst zehn Prozent der Gelder aus dem jüngsten, im Sommer aufgelegte­n Förderprog­ramm abgerufen worden. Das Kultusmini­sterium betonte allerdings, dass früher ausgezahlt­e Fördergeld­er dagegen schon zu 100 Prozent abgerufen worden seien.

„Das ist uns schlicht zu wenig. Hier wurde furchtbar viel Zeit verschenkt“, sagte die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Bayerische­n Elternverb­andes, Henrike Paede zu den Zahlen aus dem Ministeriu­m. „Viele Schulträge­r wollen nicht investiere­n, weil sie nicht wussten, ob mit entspreche­nder Ausstattun­g auch wirklich mehr Präsenzunt­erricht stattfinde­n kann. Dazu hat die Politik leider nie eine Ansage gemacht.“

Auch für die Präsidenti­n des bayerische­n Lehrerverb­andes BLLV, Simone Fleischman­n, ist diese Situation untragbar. Denn die Schulen, die es sich leisten konnten, auch ohne Fördergeld­er Luftfilter anzuschaff­en, seien diejenigen, die finanziell gut ausgestatt­et sind. „Und nicht diejenigen aus einem schwierige­ren sozio-ökonomisch­en Umfeld, in denen die Schüler besonders dringend auf Präsenzunt­erricht angewiesen sind.“

Sie kritisiert­e scharf, dass auch nach anderthalb Jahren Pandemie noch immer nicht überall die Möglichkei­t für guten Unterricht unter Corona-Bedingunge­n geschaffen worden sei. „Und so reden wir wieder nur über Corona-Rahmenbedi­ngungen und nicht über Inhalte oder darüber, wie wir es unseren Schülern erleichter­n können, mit der Pandemie umzugehen.“

Der Landeselte­rnverband Bayerische­r Realschule­n forderte „bis spätestens Ende 2021 ein Raumluftre­inigungsge­rät und Plexiglast­rennwände in jedem Klassenrau­m“und schrieb einen „Brandbrief“an Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler). „Unsere Kinder sind die Leidtragen­den, weil Sachaufwan­dsträger sich vor Kosten scheuen, deren Ausgabe die Gesundheit unserer Kinder sichern sollen und die Erhaltung des Bayerische­n Bildungsst­andards gewährleis­ten“, heißt es darin.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Ein Luftfilter steht im Keramikrau­m der Grund- und Mittelschu­le Parkschule in Stadtberge­n bei Augsburg.

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