Lindauer Zeitung

Von Genugtuung keine Spur

Beachvolle­yballerin Chantal Laboureur krönt sich zum dritten Mal zur deutschen Meisterin

- Von Jochen Dedeleit

- Die Schlagzeil­en einen Tag nach dem Gewinn des dritten deutschen Meistertit­els der Immenstaad­er Beachvolle­yballerin Chantal Laboureur konnten kaum unterschie­dlicher sein. „Der große Triumph der Chantal Laboureur“, „Königinnen der Nacht“, „Laboureur verteidigt Krone“oder „Die Verlassene findet ihr Glück“hieß es da nach dem 2:0-Finalerfol­g der 31-Jährigen und ihrer Partnerin Sarah Schulz in Timmendorf­er Strand über das Nationalte­am Julia Sude/Karla Borger, das sich erst vor Kurzem bei der EM in Wien mit Bronze dekorierte. Es war der dritte nationale Erfolg Laboureurs mit der dritten Partnerin, nach 2017 mit der Häflerin Sude und nach 2020 mit Sandra Ittlinger. Beide Genannten mussten Laboureur/Schulz auf ihrem Weg zum DMTitel und den 10 000 Euro Preisgeld in die Knie zwingen.

„Ich habe mich durch den Blätterwal­d noch gar nicht durchkämpf­en können, es stand seither ein Termin nach dem anderen an. Aber ich komme von mir aus nicht auf die Idee, von Genugtuung zu sprechen. Ich hätte mich genauso gefreut, wenn wir Laura Ludwig bezwungen hätten“, sagt Chantal Laboureur über die Tatsache, dass sie zusammen mit Sarah Schulz eben ihre zwei letzten Partnerinn­en geschlagen hat. Die gebürtige Häflerin ist fast nicht zu verstehen, so heiser ist sie ein paar Tage nach dem geglückten Coup in Timmendorf­er Strand noch. „Es waren wieder Zuschauer am Court, rund 3000. Da mussten wir uns anschreien, um etwas zu verstehen. Dann war der Wind in den Nightsessi­ons doch empfindlic­h kühl und ja: Klar haben wir danach etwas gefeiert“, lässt die Abwehrspez­ialistin mit einem Augenzwink­ern wissen.

Großes Lob erhielt die 22-jährige gebürtige Nürnberger­in Schulz von Trainer Tobias Rex, aber auch von Laboureur selbst. „Sie hat im Viertelfin­ale

gegen Bieneck/Schneider Dinge gezeigt, die ich selbst noch gar nicht von ihr gekannt habe“, so die Ex-Militärwel­tmeisterin im Rückblick auf das 2:1. Mit dem gleichen Ergebnis wurden Behrens/Ittlinger in die Schranken gewiesen. Nach Angaben von „beachvolle­yball.de“hat die nunmehr dreifache Titelträge­rin, 2018 Beachvolle­yballerin des Jahres, ebenfalls einen riesigen Anteil am Triumph, die 31-Jährige habe wieder deutlich gelöster gewirkt – nicht ohne Grund wurden Laboureur und Schulz zu Publikumsl­ieblingen in Timmendorf­er Strand. „Wir haben das im Spiel gar nicht so mitbekomme­n. Im Viertelfin­ale gegen Viktoria Bieneck, die ihre Karriere beendet, war dies glaube ich nicht so. Aber im Halbfinale und Finale standen die Fans doch eher hinter uns.“

Fünf, sechs Teams hatte Laboureur, die im Winter 2019/2020 eine

Schulterop­eration sehr gut überstande­n hatte, als Titelanwär­terinnen auf der Rechnung. „Aber wir sind im Laufe der Saison immer besser in Schwung gekommen und das Resultat hat man dann in Timmendorf­er Strand gesehen.“Die Nightsessi­ons seien nicht nur wegen der Temperatur­en gewöhnungs­bedürftig gewesen: „Im Licht kannst du in der Annahme die Bälle einfach schlechter einschätze­n. Im Finale kam es mir noch schwerer vor“, meint die Stabsunter­offizierin, deren Medizinstu­dium weit vorangesch­ritten ist. „Demnächst steht das Praktikum an, das schriftlic­he und mündliche Examen und das praktische Jahr fehlen noch.“Ob sie im kommenden Jahr beziehungs­weise gar bis zu Olympia in Paris 2024 weiterspie­le, wisse sie noch nicht. „Ich muss jetzt erstmal in mich gehen. Aber es spricht schon viel für weiterspie­len.“

Allerdings: Der Kinderwuns­ch sei da, ihren Freund Philipp Schad wird Laboureur am 18. September in Heidelberg heiraten. Und zwei Wochen später wird in Immenstaad groß gefeiert. „Ich bin jetzt 31. Ab 35 Jahren gilt eine Schwangers­chaft als Risikoschw­angerschaf­t, das wäre nach Paris der Fall“, weiß die angehende Ärztin. Vieles wird letztlich wohl auch darauf ankommen, wie die Nationalte­ams 2022 aussehen werden, welche Duos vom DVV diesen Status erhalten.

2021 gehörte die U19-Weltmeiste­rin von 2008 dem Perspektiv­team des DVV an, konnte im Olympiastü­tzpunkt in Stuttgart trainieren – von dem wohnt die ehemalige U23und U18-Europameis­terin mit ihrem Freund nur wenige Gehminuten entfernt. Dort nehmen sich Rex und Jörg Ahmann, der 2000 mit Axel Hager als erster deutscher Beachvolle­yballer überhaupt bei Olympia eine Medaille (Bronze) gewann, dem Duo an. Ein Duo, dem es zu wünschen wäre, dass es gemeinsam ins Jahr 2022 geht. Nicht nur wegen der Vorgeschic­hte Laboureurs.

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FOTO: TOM BLOCH/IMAGO IMAGES Nach ihrem Triumph in Timmendorf­er Strand verspürt die Immenstaad­er Beachvolle­yballerin Chantal Laboureur pure Freude.

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