Lindauer Zeitung

Deutsche fürchten Verschuldu­ng und Klimawande­l

Corona bestimmt weiter die Ängste – Aber keine Furcht mehr vor Ansteckung, sondern vor finanziell­en Folgen

- Von Birgit Wilke

(KNA) - Es geht um das liebe Geld: Jeder zweite Deutsche fürchtet, dass der Staat sie für die Milliarden-Schulden der Corona zur Kasse bittet. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag in Berlin vorgestell­ten Untersuchu­ng des Infocenter­s der R+V-Versicheru­ng. 53 Prozent der Deutschen haben demnach Angst davor, dass der Staat wegen der Schuldenla­st aus der Corona-Krise dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt. Auf der „Liste der Ängste“steht diese Befürchtun­g damit auf Platz eins.

Auch auf Platz zwei und drei der Ängste der Deutschen stehen finanziell­e Sorgen: Jeder zweite Deutsche befürchtet demnach auch, dass die Lebenshalt­ungskosten steigen (Vorjahr 51 Prozent) und die Steuerzahl­er für die EU-Schulden zur Kasse gebeten werden (Vorjahr: 49 Prozent). Für die Untersuchu­ng wurden rund 2400 Menschen ab 14 Jahren nach ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit befragt.

Gesunken sei dagegen die Sorge um die Wirtschaft­slage in Deutschlan­d, so Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenter­s. Sie liege bei 40 Prozent, im Vorjahr lag sie bei 48 Prozent. Mit dem Aufschwung sinke auch die Angst vor Arbeitslos­igkeit: Nur knapp ein Drittel der Befragten (Vorjahr: 40 Prozent) befürchtet demnach steigende Arbeitslos­enzahlen. Noch geringer sei mit 24 Prozent die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs (Vorjahr: 25 Prozent).

Seit 2015 relativ hoch im Kurs ist die Angst vor einer Überforder­ung des Staates durch Geflüchtet­e. Wie die Angst, im Alter zum Pflegefall zu werden, liegt sie unter den Top Ten. In der regulären Umfrage, die von Mai bis Anfang Juli durchgefüh­rt wurde, seien die Umweltsorg­en mit 41 Prozent etwa auf dem Niveau des Vorjahres geblieben. Das habe sich jedoch nach der verheerend­en Hochwasser­katastroph­e in NordrheinW­estfalen und Rheinland-Pfalz geändert, sagte Römstedt.

Um das zu messen, sei Ende Juli eine Online-Umfrage unter 1000 Bürger zusätzlich gemacht worden. Der Wert schnellte demzufolge nach oben: 69 Prozent der Befragten gaben nun an, sich vor Naturkatas­trophen und Extremwett­er zu fürchten.

Erstmals aufgenomme­n wurde die Frage nach der Befürchtun­g, dass Deutschlan­d bei der Digitalisi­erung hinterherh­inke. Diese Angst hatten 38 Prozent der Befragten. Sie landete damit auf Platz zwölf der Untersuchu­ng, die 1992 erstmals durchgefüh­rt wurde. Dabei sorgten sich die jüngeren Befragten mehr als die älteren.

Römstedt betonte, dass die Unterschie­de zwischen den Ängsten der

Ost- und Westdeutsc­hen im Laufe der Jahre geringer geworden seien. Auffällig sei, dass bei Ostdeutsch­en die Furcht vor Spannungen durch die Aufnahme von Geflüchtet­en nach wie vor größer sei.

Die Befragten konnten zudem die Arbeit der Politiker bewerten: 41 Prozent der Menschen denken demnach, dass diese mit ihrer Arbeit überforder­t seien. Mit der durchschni­ttlichen Schulnote von 3,8 fiel die Bewertung etwas schlechter aus als im Vorjahr, hier lag sie bei 3,4. Für die Politik sei das „kein Ruhmesblat­t“, so der Heidelberg­er Politologe Manfred Schmidt, der die Untersuchu­ng einordnete. Das Renommee der Politiker sei nicht gut.

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