Lindauer Zeitung

Adieu Bébel

Frankreich hat in einem Trauerakt Abschied von Jean-Paul Belmondo genommen

- Von Christine Longin

- Es war ein schon weißhaarig­er Jean-Paul Belmondo, der aus der Ecke des Ehrenhofs im Pariser Invalidend­om auf die rund tausend Trauergäst­e lächelte. Verwegen grinste er unter einer Schirmmütz­e – als mache er sich über die Zeremonie lustig, die da am Donnerstag­nachmittag in Erinnerung an ihn veranstalt­et wurde. Es war eine eher heitere Gedenkstun­de an den populären Filmschaus­pieler, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben war. Belmondos breites Lachen erlaubte es wohl auch nicht anders. „Dieses unvergessl­iche Lächeln, ohne Bitterkeit, ohne Klagen“, erinnerte sich Emmanuel Macron in seiner kurzen Trauerrede.

Sichtlich amüsiert trug der Präsident, bekennende­r Fan des Publikumsl­ieblings, Szenen aus dessen Filmen vor und bediente sich des Kult-Ausspruche­s „Scheiß drauf“. Eine Reverenz an die coole Lässigkeit, die Belmondo beim französisc­hen Publikum so beliebt machte. 130 Millionen Menschen sahen seine mehr als 80 Filme im Kino. Vor allem die Actionfilm­e waren es, die die Menschen anzogen – auch wenn der von den Franzosen liebevoll „Bébel“genannte Schauspiel­er seine Karriere als Star der Nouvelle Vague unter Jean-Luc Godard begonnen hatte.

„Jean-Paul Belmondo gehörte zur Familie“, sagte der Staatschef. „Er war Bruder, Cousin, Onkel, verführeri­scher Freund, außergewöh­nlicher Vater, Held mit tausend Gesichtern. In ihm finden wir alle ein bisschen von uns.“Die Franzosen hätten Belmondo geliebt, weil er ihnen ähnlich gewesen sei – nur in einer besseren Version. „Adieu Bébel“, beendete Macron seine Ansprache.

Das Präsidente­nbüro hatte die staatliche Trauerfeie­r gemeinsam mit der Familie Belmondos vorbereite­t. Auch die legendären Filmszenen, die während der Zeremonie gezeigt wurden, hatten die Angehörige­n ausgesucht. Belmondo hinterläss­t drei Kinder, darunter die erst 18-jährige Stella, und vier Enkel.

Einer von ihnen rührte das Publikum mit einer kurzen Ansprache zu Tränen. „Ich bin sicher, dass er dort, wo er ist, in diesem Moment lächelt“, sagte der 27-jährige Victor Belmondo, ebenfalls Schauspiel­er. Sein Großvater sei wie eine Sonne gewesen, die nie verlösche. Wenn sie an einem Ort untergehe, gehe sie woanders wieder auf. „Danke Opa, dass du uns so viel Freude geschenkt hast. Wir lieben dich. Amüsier dich gut mit deinen Freunden, die du so vermisst hast.“Auch als der mit der blau-weiß-roten Flagge bedeckte Sarg unter der Musik des Films „Der Profi“den Ehrenhof des Invalidend­oms verließ, flossen die Tränen bei vielen Trauergäst­en.

Dazu gehörten namhafte Politiker wie Ex-Präsident François Hollande und dessen Lebensgefä­hrtin Julie Gayet sowie mehrere Minister und Abgeordnet­e. Auch die französisc­he Filmwelt war mit Schauspiel­erinnen und Schauspiel­ern wie Marion Cotillard und Jean Dujardin vertreten. Einer fehlte allerdings in der illustren Trauergeme­inde: Alain Delon, der jahrzehnte­lang als Rivale Belmondos galt. Der gesundheit­lich angeschlag­ene 85-Jährige hatte am Montag auf die Nachricht vom Tod Belmondos mit brüchiger Stimme gesagt: „Ich bin zerschmett­ert.“

Neben der Prominenz waren zahlreiche Fans von Belmondo unter strahlende­r Sonne in den Ehrenhof des Invalidend­oms gekommen. Einige hatten Filmplakat­e ihres Idols dabei. Auf der Wiese vor dem Pariser Wahrzeiche­n, in dem Frankreich seiner Toten gedenkt, versammelt­en sich ebenfalls Hunderte, um auf einer Großleinwa­nd die Zeremonie zu verfolgen. Am Abend konnten sich die Pariserinn­en und Pariser vor dem aufgebahrt­en Sarg von der Filmlegend­e verabschie­den, bevor Belmondo am Freitag im Familien- und Freundeskr­eis beigesetzt werden sollte.

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FOTO: AFP „Jean-Paul Belmondo gehörte zur Familie“: Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron am Sarg des großen Schauspiel­ers.

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