Hagelnetze retten Apfelernte am Bodensee
Wetter bereitet Bauern viel Sorge – Die Ernte fällt durchschnittlich aus
- Trotz Starkregen und Hagel: Die Obstbauern vom Bodensee erwarten dieses Jahr eine durchschnittliche Ernte von guter Qualität. Das hat Erich Röhrenbach, Vorsitzender des Vereins Obstregion Bodensee, zum Auftakt der neuen Bodensee-Apfelsaison am Donnerstag auf der Gartenschau in Lindau berichtet. Die Obstbauern schätzen, dass sie rund 250 000 Tonnen Tafeläpfel ernten können. Die Schätzung liege drei Prozent über dem Vorjahr und genau im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.
„Es war eine herausfordernde Saison“, sagte Röhrenbach. Die Spätfröste im Frühjahr hätten zu einer langen Blütezeit und einem verhaltenen Wachstum der Früchte geführt. „Den Sommer haben wir nicht als Sommer erlebt“, sagte er. Trotz dieser Widrigkeiten hätten sich die Früchte noch gut entwickelt. Nun hofften die Obstbauern noch auf den Spätsommer. Es sei noch nicht so viele Jahre her, da hätten nach einer solchen Saison Missernten gedroht. Dass nun mit einer guten Ernte und Qualität gerechnet werden könne, sei nur den leistungsfähigen, regionalen Betrieben zu verdanken.
Eine zentrale Rolle spielen laut Röhrenbach professionelle Schutzsysteme wie Hagelnetze, Trockenberegnungen und Frostschutzberegnungen. In der Bodenseeregion seien 70 Prozent der Anbauflächen mit Hagelnetzen geschützt. Mit Blick auf den verregneten Sommer dieses Jahr sagte er: „Ich bin mir sicher, dass wir in den folgenden Jahren auch wieder das Gegenteil und trockene Sommer erleben.“Deshalb sei es erforderlich, den Aufbau von Bewässerungsmöglichkeiten verstärkt in Angriff zu nehmen. Es brauche die Schutzsysteme, um die Bevölkerung mit regionalem Obst zu versorgen.
Das unbeständige Wetter mit den teils langen Regenphasen habe gezeigt, dass die Obstbauern auf den Pflanzenschutz angewiesen seien. „Egal ob integrierter oder biologischer Anbau: Ohne funktionierende Pflanzenschutzmittel wäre es schwierig gewesen, dieses Jahr gute Früchte zu ernten“, sagte Röhrenbach. „Sonst sind Pflanzen und Ernte nicht sicher.“Dennoch sei es das Ziel, auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent zu minimieren und die Artenvielfalt zu steigern. Das Motto müsse lauten: „So wenig wie möglich und so viel wie nötig.“Röhrenbach appellierte an die Verbraucher, darauf zu achten, dass sie Äpfel vom Bodensee kaufen. Das sei nicht nur wichtig für die Obstbauern aus der Region, sondern auch im Sinne des Klimaschutzes.
Der Beginn der Apfelernte habe sich dieses Jahr um sieben bis zehn Tage verzögert, berichtete Egon Treyer von der Genossenschaft Marktgemeinschaft Bodenseeobst. „Durch den Temperaturunterschied in den letzten Tagen – tagsüber gut warm und nachts kühl – bekommen die Bodenseeäpfel eine sehr schöne Ausfärbung“, sagte er. Bei einigen Apfelsorten werden die Früchte dieses Jahr etwas kleiner sein. Am Bodensee sei die Ernte vor drei Wochen mit den Frühsorten Delbard Estivale und der Clubsorte Sweetango gestartet. In dieser Woche sei auch mit der Ernte des wohl bekanntesten und begehrtesten Apfels, dem Elstar, begonnen worden. Seine Erträge liegen mit geschätzten 40 000 Tonnen wohl auf demselben Niveau wie in den beiden Vorjahren.
Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) wies darauf hin, dass Dürre und Starkregen den Bauern zu schaffen machen. Für Probleme wie Spätfröste brauche es einerseits technische Lösungen wie Beregnungen, andererseits müssten sie durch Versicherungsleistungen aufgefangen werden. „Die Mehrgefahrenversicherung unterstützen wir mit 50 Prozent“, sagte sie. Baden-Württemberg sei vorangegangen, Bayern habe im Jahr darauf nachgezogen. Nun werbe der Süden in Berlin und Brüssel dafür, dass solche Förderprogramme für ganz Deutschland eingeführt werden. Die baden-württembergische Staatssekretärin des Landwirtschaftsministeriums, Sabine Kurtz (CDU), sprach sich ebenfalls dafür aus, Versicherungsprämien zu fördern. Die Obstbauern stünden angesichts globalisierter Agrarmärkte und des Klimawandels vor enormen Herausforderungen.