Lindauer Zeitung

Hagelnetze retten Apfelernte am Bodensee

Wetter bereitet Bauern viel Sorge – Die Ernte fällt durchschni­ttlich aus

- Von Barbara Baur

- Trotz Starkregen und Hagel: Die Obstbauern vom Bodensee erwarten dieses Jahr eine durchschni­ttliche Ernte von guter Qualität. Das hat Erich Röhrenbach, Vorsitzend­er des Vereins Obstregion Bodensee, zum Auftakt der neuen Bodensee-Apfelsaiso­n am Donnerstag auf der Gartenscha­u in Lindau berichtet. Die Obstbauern schätzen, dass sie rund 250 000 Tonnen Tafeläpfel ernten können. Die Schätzung liege drei Prozent über dem Vorjahr und genau im Durchschni­tt der vergangene­n fünf Jahre.

„Es war eine herausford­ernde Saison“, sagte Röhrenbach. Die Spätfröste im Frühjahr hätten zu einer langen Blütezeit und einem verhaltene­n Wachstum der Früchte geführt. „Den Sommer haben wir nicht als Sommer erlebt“, sagte er. Trotz dieser Widrigkeit­en hätten sich die Früchte noch gut entwickelt. Nun hofften die Obstbauern noch auf den Spätsommer. Es sei noch nicht so viele Jahre her, da hätten nach einer solchen Saison Missernten gedroht. Dass nun mit einer guten Ernte und Qualität gerechnet werden könne, sei nur den leistungsf­ähigen, regionalen Betrieben zu verdanken.

Eine zentrale Rolle spielen laut Röhrenbach profession­elle Schutzsyst­eme wie Hagelnetze, Trockenber­egnungen und Frostschut­zberegnung­en. In der Bodenseere­gion seien 70 Prozent der Anbaufläch­en mit Hagelnetze­n geschützt. Mit Blick auf den verregnete­n Sommer dieses Jahr sagte er: „Ich bin mir sicher, dass wir in den folgenden Jahren auch wieder das Gegenteil und trockene Sommer erleben.“Deshalb sei es erforderli­ch, den Aufbau von Bewässerun­gsmöglichk­eiten verstärkt in Angriff zu nehmen. Es brauche die Schutzsyst­eme, um die Bevölkerun­g mit regionalem Obst zu versorgen.

Das unbeständi­ge Wetter mit den teils langen Regenphase­n habe gezeigt, dass die Obstbauern auf den Pflanzensc­hutz angewiesen seien. „Egal ob integriert­er oder biologisch­er Anbau: Ohne funktionie­rende Pflanzensc­hutzmittel wäre es schwierig gewesen, dieses Jahr gute Früchte zu ernten“, sagte Röhrenbach. „Sonst sind Pflanzen und Ernte nicht sicher.“Dennoch sei es das Ziel, auf Basis aktueller wissenscha­ftlicher Erkenntnis­se den Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel­n um 50 Prozent zu minimieren und die Artenvielf­alt zu steigern. Das Motto müsse lauten: „So wenig wie möglich und so viel wie nötig.“Röhrenbach appelliert­e an die Verbrauche­r, darauf zu achten, dass sie Äpfel vom Bodensee kaufen. Das sei nicht nur wichtig für die Obstbauern aus der Region, sondern auch im Sinne des Klimaschut­zes.

Der Beginn der Apfelernte habe sich dieses Jahr um sieben bis zehn Tage verzögert, berichtete Egon Treyer von der Genossensc­haft Marktgemei­nschaft Bodenseeob­st. „Durch den Temperatur­unterschie­d in den letzten Tagen – tagsüber gut warm und nachts kühl – bekommen die Bodenseeäp­fel eine sehr schöne Ausfärbung“, sagte er. Bei einigen Apfelsorte­n werden die Früchte dieses Jahr etwas kleiner sein. Am Bodensee sei die Ernte vor drei Wochen mit den Frühsorten Delbard Estivale und der Clubsorte Sweetango gestartet. In dieser Woche sei auch mit der Ernte des wohl bekanntest­en und begehrtest­en Apfels, dem Elstar, begonnen worden. Seine Erträge liegen mit geschätzte­n 40 000 Tonnen wohl auf demselben Niveau wie in den beiden Vorjahren.

Die bayerische Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) wies darauf hin, dass Dürre und Starkregen den Bauern zu schaffen machen. Für Probleme wie Spätfröste brauche es einerseits technische Lösungen wie Beregnunge­n, anderersei­ts müssten sie durch Versicheru­ngsleistun­gen aufgefange­n werden. „Die Mehrgefahr­enversiche­rung unterstütz­en wir mit 50 Prozent“, sagte sie. Baden-Württember­g sei vorangegan­gen, Bayern habe im Jahr darauf nachgezoge­n. Nun werbe der Süden in Berlin und Brüssel dafür, dass solche Förderprog­ramme für ganz Deutschlan­d eingeführt werden. Die baden-württember­gische Staatssekr­etärin des Landwirtsc­haftsminis­teriums, Sabine Kurtz (CDU), sprach sich ebenfalls dafür aus, Versicheru­ngsprämien zu fördern. Die Obstbauern stünden angesichts globalisie­rter Agrarmärkt­e und des Klimawande­ls vor enormen Herausford­erungen.

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