Die WM-Schwemme rückt näher
Bis Weihnachten soll klar sein, ob die Fußball-Weltmeisterschaft künftig alle zwei Jahre stattfindet
(SID) - Die WM-Schwemme ist schon bedrohlich nahe. Das „Geschenk“des Fußball-Weltverbands FIFA an die Fans könnte schon zu Weihnachten unterm Baum liegen – ab 2026 soll die Endrunde im ZweiJahres-Rhythmus ausgetragen werden. „Die Fans wollen mehr wichtige Spiele“, sagte FIFA-Direktor Arsene Wenger nach den zweitägigen Beratungen mit Altstars wie Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann in Katar: „Dazu gibt es für die Spieler mehr Möglichkeiten, um zu glänzen.“Die Gegner des Vorhabens rufen aber bereits zum Boykott auf.
Derzeit wird die WM-Endrunde wie das EM-Turnier alle vier Jahre ausgetragen. Nach dem Plan Wengers soll es künftig nach jeder Saison abwechselnd eine EM und eine WM geben. Dafür könnte es pro Spielzeit nur eine statt bisher fünf Abstellungsperioden für die Nationalspieler geben. „So wie es derzeit ist, ist es nicht effizient“, äußerte Wenger: „Es gibt doch auch kein Problem damit, dass wir dieses Jahr eine EM hatten und nächstes Jahr eine WM haben werden.“
Neben Matthäus, Klinsmann und Sami Khedira gehörten internationale Stars wie Ronaldo, Marco van Basten, Youri Djorkaeff, Michael Owen oder Peter Schmeichel dem hochkarätigen Gremium an, das sich in Doha versammelt hatte. Die Fußballgrößen
sollten die äußerst umstrittene Idee der FIFA vorantreiben - und sie taten das wie gewünscht.
Alle zu Wort gekommenen Stars sprachen sich für die Reform aus, die noch von einem FIFA-Kongress beschlossen werden soll. „Das jetzige Modell stammt aus einer lange zurückliegenden Zeit. Es ist höchste Zeit, es zu erneuern“, sagte Ronaldo: „Eine WM ist immer großartig. Wir wollen mehr davon. Die Fans wollen mehr Show.“Schmeichel pflichtete bei: „Alle waren einer Meinung: Der Spielplan ist überholt.“
Zuvor hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino angekündigt, die WMFrage schon bis Weihnachten klären zu wollen. „Dieser Konsultationsprozess wird sehr umfassend sein, und wir hoffen, ihn bis zum Jahresende abzuschließen“, sagte Infantino: „Der aktuelle Kalender der Länderspiele endet 2024. Wir müssen also bis Ende des Jahres Entscheidungen treffen.“
Der ganze Ablauf erinnert stark an das Prozedere bei der Aufstockung des WM-Teilnehmerfeldes von 32 auf 48 Mannschaften. Trotz heftiger Kritik an der Idee wurde das Vorhaben damals doch zügig beschlossen.
Der Widerstand gegen die WMRevolution ist allerdings groß. So hat sich die Europäische Fußball-Union (UEFA) dagegen ausgesprochen, Präsident Aleksander Ceferin droht mittlerweile sogar mit einem Boykott, wenn das Turnier im Zweijahresrhythmus ausgerichtet werden sollte. „Wir können entscheiden, nicht teilzunehmen“, sagte der Slowene der „Times“: „So weit ich weiß, sehen das die Südamerikaner auch so.“Ceferin hofft darauf, dass die FIFA zurückrudert, denn der Plan würde „den Fußball töten“.
Der Weltverband der Profiligen (WLF) sprach in einer Erklärung von einem Projekt, das „der Wirtschaftlichkeit des Fußballs und der Gesundheit der Spieler schaden“würde. Auch rund 50 Fanorganisationen aus aller Welt hatten sich gegen die Pläne ausgesprochen.
Aus deutscher Sicht lehnte Präsident Herbert Hainer von Bayern München das Vorhaben entschieden ab. „Man will noch mehr Geld durch noch mehr Wettbewerbe und Spiele machen“, sagte Hainer. Noch deutlicher wurde Sportvorstand Hasan Salihamidzic: „Das mit der WM ist ein Quatsch.“Auch Bundesliga-Trainer wie Jesse Marsch oder Christian Streich sprachen sich am Donnerstag deutlich gegen die Neuerung aus.
Dennoch führt die FIFA bereits eine Machbarkeitsstudie zu einem verkürzten WM-Zyklus durch. Offiziell soll diese ergebnisoffen sein – doch an einem positiven Signal wird kaum gezweifelt. Schließlich gilt Infantino als großer Verfechter der Idee. Die Aussicht auf eine gewaltige Einnahmen-Steigerung durch die häufigere WM-Austragung treibt den FIFABoss an. Deshalb hat der Weltverband Allianzen außerhalb Europas geschmiedet. Afrikas Kontinentalverband CAF hat sich bereits für eine Verkürzung des WM-Rhythmus ausgesprochen, auch aus Asien gibt es Unterstützung.