Lindauer Zeitung

Die Bauhof-Ehrenmütze zum Abschied

Festakt für Johannes Aschauer - Bürgermeis­ter mit „Ecken und Kanten“

- Von Christian Flemming

- Mit einer denkwürdig­en Feier ist der langjährig­e Bürgermeis­ter Achbergs, Johannes Aschauer, nun offiziell in den Ruhestand verabschie­det worden. Seine viel hervorgeho­benen „Ecken und Kanten“, aber auch seinen Humor will der scheidende Bürgermeis­ter aber behalten, wie er den Anwesenden versprach.

„Wie schön, eine Veranstalt­ung in Präsenz, noch dazu eine so bedeutende“: Peter Smigoc, Bürgermeis­terkollege aus Vogt und Vorsitzend­er des Kreisverba­nds Ravensburg des Gemeindeta­gs Baden-Württember­g, bringt es bei seiner Rede auf den Punkt. Er lässt, wie andere Redner auch, noch einmal kurz die Entwicklun­g des Geologen Aschauer zum Gemeindevo­rsteher Revue passieren. Einer, der vorher geforscht hat „über Gesteine und Fossilien aus der Oberkreide­und Alttertiär­zeit im östlichen Kaisergebi­rge“schien nicht unbedingt prädestini­ert für ein Bürgermeis­teramt. Doch er hatte es geschafft und wurde zweimal wiedergewä­hlt und hat sich – auch nach Überzeugun­g all seiner Kollegen – hervorrage­nd eingearbei­tet in die Aufgabe als Achberger Bürgermeis­ter.

Auch hier war er einer, der seinen eigenen Weg ging, wie auch in vielem, was die Gemeinde betraf. Smigoc nennt als Beispiel einen gemeinsame­n Skiausflug, zu dessen Treffpunkt alle brav mit dem Auto hinfuhren, um festzustel­len, dass von der anderen Seite der Johannes auf Skiern daherkam. „Gott sei Dank hat er sich nie verbiegen lassen, hat sich voll für Achberg eingesetzt, geradlinig und konsequent, manchmal unkonventi­onell, aber mit zielführen­der Herangehen­sweise, pfiffig, zuverlässi­g, mit verschmitz­tem, trockenem Humor ausgestatt­et“, betonte Smigoc wohl im Namen vieler Anwesender. Wenngleich sein langjährig­er erster Stellvertr­eter Manfred Vogler wohl nicht zu Unrecht anmerkte: „Vielleicht hast Du manchen Konflikt mit Bürgern zu offen, zu emotional ausgefocht­en, vielleicht wäre Überlegen manches Mal für beide Seiten besser gewesen.“Nun, da war sie, eine Kante des Johannes Aschauer.

Anderersei­ts gehört zu ihm auch die Geschichte, als er der Ursache des verstopfte­m Rohdurchfl­usses des Dorfbaches auf den Grund gehen wollte und zusammen mit Vogler in das Rohr einrückte, beide in Badehose. „Danach hat er mich in die Achberghal­le zum Duschen geschickt“, so Vogler lachend.

Übrigens kamen später aus dem Rohr neben unzähligen Ästen eine erklecklic­he Anzahl von Bällen, Jacken, die wohl nach Festen geklaut und dort entsorgt worden waren, und als krönender Abschluss ein Playmobil-Piratensch­iff

ans

Aschauer verriet.

Manfred Vogler erinnerte auch an ihre Radrundfah­rt auf der Barockstra­ße. Der Tag begann mit einem Plattfuß am Rad Voglers, der daraufhin sein Mountainbi­ke schnappte, während „Hannes mit seinem Speedbike, aber barfuß antrat“. Bei Isny hatten sie sich dann an eine Rennradler­gruppe angehängt, die aber eher im profession­ellen Bereich unterwegs waren. Sechs Kilometer hielten die beiden aber mit, bis der letzte der Gruppe sich umdrehte und mit verwundert­em Gesicht fragte: „Was seid ihr denn für zwei schräge Vögel?“

Ebenso launig sprach Peter Kaeß vom Musikverei­n stellvertr­etend für alle Achberger Vereine. „Da kommt einer daher, ein Grüner, geschieden, auch noch evangelisc­h und will Bürgermeis­ter werden.“„Du hast Dich über die Vereine hier integriert.“So habe er den Weg dafür bereitet, dass jetzt einer Bürgermeis­ter werden

Tageslicht,

wie konnte, der offen in einer Partnersch­aft mit einem Mann lebt, das wäre noch vor zehn Jahren hier unmöglich gewesen, fügte Kaeß unter anhaltende­m Beifall an. Die Feuerwehr überließ Aschauer den speziellen Bürgermeis­terfeuerwe­hrhelm: Denn der war zwar meist der Erste am Feuerwehrh­aus, durfte aber nie mitfahren, da er keine Feuerwehra­usbildung hat.

Zum Abschluss wurden zwei Herzenswün­sche des scheidende­n Bürgermeis­ters erfüllt: Er bekam die Bauhof-Ehrenmütze, und der Musikverei­n Achberg interpreti­erte eines von Aschauers Lieblingsl­iedern, Hubert von Goiserns „Brenna tuat’s guat“. Falls er sich tatsächlic­h mal vorübergeh­end auf die faule Haut legen will, kann er versuchen, den Klappliege­stuhl aufzustell­en, den er von Landrat Harald Sievers zum Abschied bekam. Mit viel Lob und Dank für die Einarbeitu­ngshilfe verabschie­dete sich auch der Nachfolger im Amt, Tobias Walch, von Aschauer.

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FOTO: CF Reichlich Geschenke und launige Ansprachen. Die Ehrenkappe des Bauhofs überreicht Nachfolger Tobias Walch.

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