Musikalische Glücksmomente
Liebesglück“– so heißt die neue CD der in Neuhausen ob Eck aufgewachsenen Pianistin Henriette Gärtner. Sie serviert keine bloße Reihung von Stücken, wie man bei dem Titel vermuten könnte. Vielmehr bietet die CD, die beim Label „Vienna 2days“erschienen ist, ein ebenso unterhaltsames wie durchdachtes Konzerterlebnis.
Ins Zentrum stellt Henriette Gärtner Beethovens Waldstein-Sonate, an der sie ihr Thema vorführt: das Verhältnis von musikalischer Form und Freiheit. Der Übergang vom zweiten, eher grüblerisch-kreisenden Satz zum folgenden zielstrebig voranschreitenden Rondo stellt für sie einen befreienden Moment dar, den sie als „Liebesglück“und „Sonnenaufgang“bezeichnet.
Zwei Stücke von Bach rahmen das Programm. Das einleitende Concerto ist Bachs eigene Bearbeitung eines venezianischen Meisters für das Cembalo. Das quasi als Zugabe gespielte Prelude ist dann eine Bearbeitung von Bachs Werken, wie sie seit dem späten 19. Jahrhundert bekannt und beliebt wurden: In diesem Fall des russischen Pianisten Alexander Siloti, von dem 200 solcher Bach-Transkriptionen stammen. Diese oft virtuosen Stücke haben den Typus des großen und bassstarken Konzertflügels hervorgebracht wie jenen Bösendorfer Grand Imperial, den Henriette Gärtner bei ihren Aufnahmen spielt und dessen farbenprächtiges Klangbild sie eindrucksvoll in Szene zu setzen versteht. (man)
Henriette Gärtner: Liebesglück. Werke von Bach, Mozart, Beethoven und Clara Wieck, CSM Y2110 B05.