2300 Vollzeitbeschäftigte von Altersarmut bedroht
Gewerkschaft NGG fordert eine bessere gesetzliche Altersvorsorge
(lz) - Ein Leben lang arbeiten – und trotzdem reicht die Rente nicht: Im Landkreis Lindau sind laut Pressemitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rund 2300 Vollzeitbeschäftigte selbst nach 45 Arbeitsjahren im Rentenalter von Armut bedroht.
Die Gewerkschaft berufe sich hierbei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung, heißt es in der Mitteilung weiter. Demnach verdie- nen 11,1 Prozent aller Beschäftigten, die im Kreis Lindau in Vollzeit arbeiten, weniger als 2050 Euro brutto im Monat.
Rein rechnerisch müssten sie sogar mehr als 45 Jahre lang arbeiten, um auf eine Rente oberhalb der Grundsicherungsschwelle von aktuell 835 Euro zu kommen. „Altersarmut ist kein Schreckensszenario in der Zukunft, sondern für viele Menschen längst Realität. Die Rente derer, die etwa jahrzehntelang in einer Bäckerei oder Gaststätte gearbeitet haben, reicht schon heute oft nicht aus. Rentenkürzungen oder Forderungen über ein späteres Eintrittsalter sind der falsche Weg. Stattdessen muss die Politik die gesetzliche Altersvorsorge stärken“, sagt Mustafa Öz. Der Vorsitzende des NGG-Landesbezirks Bayern ruft die Beschäftigten aus den Branchen der Gewerkschaft auf, sich in puncto Rente über die Wahlprogramme der Parteien zu informieren und am 26. September wählen zu gehen.
Die Unternehmen stünden in der Pflicht, prekäre Beschäftigung zurückzufahren und Tarifverträge zu stärken. Gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe gebe es einen enormen Nachholbedarf, um die Einkommen wirklich armutsfest zu machen – auch weil viele Firmen aus der Tarifbindung flüchteten, schreibt die NGG weiter. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit verdienen in Bayern aktuell rund 48 900 von insgesamt 94 800 Vollzeitbeschäftigten im Gastgewerbe weniger als 60 Prozent des bundesweit mittleren Monatseinkommens von 3 427 Euro. „Hier darf es niemanden überraschen, dass während der CoronaKrise so viele Köche und Hotelangestellte ihre Branche verlassen haben“, sagt Öz.