Lindauer Zeitung

Kempteneri­n regiert eigenes Fürstentum

Seitdem hat das kleine Bergdorf einen touristisc­hen Aufschwung erlebt

- Von Claudia Benz

SEBORGA/KEMPTEN - Wie es der Prinzessin aus dem Allgäu geht? „Ja, sehr gut.“Nina Menegatto, Regentin im selbst ernannten Fürstentum Seborga in Italien, muss auf die Frage nach ihrem Befinden seit ihrer Krönung im vergangene­n Jahr nicht lange überlegen. „Fasziniere­nd und motivieren­d“sei es, als „la principess­a“(Prinzessin oder Fürstin) in dem 320-Seelen-Dorf in der Provinz Ligurien das Zepter in der Hand zu halten. Zudem habe ihre Herkunft aus Deutschlan­d, genauer aus Kempten, einiges bewirkt: Im Sommer hätten viele deutsche Touristen, darunter zahlreiche Allgäuer, Urlaub in Seborga gebucht.

„Viva la principess­a.“So jubelten der heute 42-jährigen Nina Menegatto,

Tochter des Ehepaars Döbler aus Kempten, ihre „Untertanen“zu, als sie im August 2020 die Regentscha­ft übernahm. Im königsblau­en Spitzenkle­id, flankiert von einer Garde, schritt die Allgäuerin damals zum Kirchentor und bekam die Amtskette umgehängt. Ihrem Volk versprach sie Wohlergehe­n.

Dazu gehört für die Regentin und ihre Ministerri­ege nicht nur das Bergdorf, dessen Haupteinna­hmequelle der Export von Mimosen ist, wirtschaft­lich voranzubri­ngen. „La principess­a“hat in ihrer einjährige­n Amtszeit den Luigino, die seborgisch­e Währung, neu prägen lassen. Mit ihrem Konterfei auf der Münze. Jetzt plane sie einen Tag im Fürstentum, an dem nur mit dieser Währung bezahlt werden soll. Konsequent verfolgt die „Fürstin“überdies den Tourismus.

Beispielsw­eise die Pläne für ein Wellnessho­tel, das noch mehr Urlauber anlocken soll. Im Sommer nämlich seien die örtlichen Unterkünft­e gut gebucht gewesen. Vielleicht auch, vermutet Prinzessin Nina, weil das Fürstentum mit einer deutschen Regentin, alleinerzi­ehende Mutter einer Tochter, bekannt wurde?

Hartnäckig weiterverf­olgen will sie auch die Unabhängig­keit Seborgas, sagt sie. Denn es ist gerade die Geschichte der nicht anerkannte­n Autonomie, die in Seborgas Gassen gern wiedergege­ben wird. Auch Nina Menegatto hat das immer wieder gehört, als sie vor über 20 Jahren mit ihrem damaligen Ehemann von ihrem Wohnsitz Monaco aus ins benachbart­e Städtchen kam. Damals wollte die Kempteneri­n, die Betriebswi­ssenschaft­en

mit Schwerpunk­t Marketing studiert hat, eigentlich nur eines: ein Haus im Grünen, um Tiere zu halten. Dass sie viele Jahre später im Streben Seborgas nach Autonomie eine Schlüsselr­olle spielen sollte, ahnte sie nicht. Bis die märchenhaf­te Geschichte der Prinzessin aus dem Allgäu ihren Lauf nahm.

Bereut hat Nina Menegatto die Thronbeste­igung nicht. Im Gegenteil. Sie verbinde damit auch soziales Engagement, nehme Benefizter­mine wahr, um beispielsw­eise Kindern in Afrika zu helfen. Doch eigentlich sei sie rund um die Uhr Mama für ihre zweijährig­e Tochter Maya. Und immer wieder führe ihr Weg auch ins Allgäu. Denn an der Liebe zu ihrer Heimat habe sich als „Fürstin“von Seborga nichts geändert.

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