Kemptenerin regiert eigenes Fürstentum
Seitdem hat das kleine Bergdorf einen touristischen Aufschwung erlebt
SEBORGA/KEMPTEN - Wie es der Prinzessin aus dem Allgäu geht? „Ja, sehr gut.“Nina Menegatto, Regentin im selbst ernannten Fürstentum Seborga in Italien, muss auf die Frage nach ihrem Befinden seit ihrer Krönung im vergangenen Jahr nicht lange überlegen. „Faszinierend und motivierend“sei es, als „la principessa“(Prinzessin oder Fürstin) in dem 320-Seelen-Dorf in der Provinz Ligurien das Zepter in der Hand zu halten. Zudem habe ihre Herkunft aus Deutschland, genauer aus Kempten, einiges bewirkt: Im Sommer hätten viele deutsche Touristen, darunter zahlreiche Allgäuer, Urlaub in Seborga gebucht.
„Viva la principessa.“So jubelten der heute 42-jährigen Nina Menegatto,
Tochter des Ehepaars Döbler aus Kempten, ihre „Untertanen“zu, als sie im August 2020 die Regentschaft übernahm. Im königsblauen Spitzenkleid, flankiert von einer Garde, schritt die Allgäuerin damals zum Kirchentor und bekam die Amtskette umgehängt. Ihrem Volk versprach sie Wohlergehen.
Dazu gehört für die Regentin und ihre Ministerriege nicht nur das Bergdorf, dessen Haupteinnahmequelle der Export von Mimosen ist, wirtschaftlich voranzubringen. „La principessa“hat in ihrer einjährigen Amtszeit den Luigino, die seborgische Währung, neu prägen lassen. Mit ihrem Konterfei auf der Münze. Jetzt plane sie einen Tag im Fürstentum, an dem nur mit dieser Währung bezahlt werden soll. Konsequent verfolgt die „Fürstin“überdies den Tourismus.
Beispielsweise die Pläne für ein Wellnesshotel, das noch mehr Urlauber anlocken soll. Im Sommer nämlich seien die örtlichen Unterkünfte gut gebucht gewesen. Vielleicht auch, vermutet Prinzessin Nina, weil das Fürstentum mit einer deutschen Regentin, alleinerziehende Mutter einer Tochter, bekannt wurde?
Hartnäckig weiterverfolgen will sie auch die Unabhängigkeit Seborgas, sagt sie. Denn es ist gerade die Geschichte der nicht anerkannten Autonomie, die in Seborgas Gassen gern wiedergegeben wird. Auch Nina Menegatto hat das immer wieder gehört, als sie vor über 20 Jahren mit ihrem damaligen Ehemann von ihrem Wohnsitz Monaco aus ins benachbarte Städtchen kam. Damals wollte die Kemptenerin, die Betriebswissenschaften
mit Schwerpunkt Marketing studiert hat, eigentlich nur eines: ein Haus im Grünen, um Tiere zu halten. Dass sie viele Jahre später im Streben Seborgas nach Autonomie eine Schlüsselrolle spielen sollte, ahnte sie nicht. Bis die märchenhafte Geschichte der Prinzessin aus dem Allgäu ihren Lauf nahm.
Bereut hat Nina Menegatto die Thronbesteigung nicht. Im Gegenteil. Sie verbinde damit auch soziales Engagement, nehme Benefiztermine wahr, um beispielsweise Kindern in Afrika zu helfen. Doch eigentlich sei sie rund um die Uhr Mama für ihre zweijährige Tochter Maya. Und immer wieder führe ihr Weg auch ins Allgäu. Denn an der Liebe zu ihrer Heimat habe sich als „Fürstin“von Seborga nichts geändert.