Lindauer Zeitung

Ungewöhnli­cher Gast im Gemüsebeet

Ehepaar in Kempten hat eine Totenkopfs­chwärmer-Raupe in ihrem Garten entdeckt

- Von Laura Wiedemann

KEMPTEN/OBERALLGÄU - „Ich bin zwölf Zentimeter lang und daumendick. Wer bin ich?“– dieses Rätsel verschickt­en Elisabeth und Klaus Volke mit einem Foto an Familie und Freunde. Noch wusste das Ehepaar aus Kempten nicht, was für ein seltenes Tierchen sich in ihren Garten verirrt hat.

„Eine Bekannte von uns hat dann nachgescha­ut und herausgefu­nden, dass es die Raupe eines Totenkopfs­chwärmers ist“, sagt der 83-jährige Klaus Volke. Er pflegte gerade die Zucchinipf­lanzen im Beet, als er auf die gelb-violett gemusterte Schmetterl­ingslarve aufmerksam wurde. Der pflanzenre­iche Garten des Hauses, das in der Nähe von Wald und Rottach liegt, sei auch sonst bei Tieren und Insekten beliebt, „so eine Besonderhe­it haben wir aber noch nie entdeckt“, sagt Klaus Volke.

„Alle ein bis zwei Jahre melden sich Menschen, die die Raupe eines Totenkopfs­chwärmers bei sich gefunden haben“, erzählt Alfred KarleFendt vom Bund Naturschut­z Kempten-Oberallgäu. Der ehemalige Mittelschu­llehrer aus Sonthofen befasst sich seit mehr als 25 Jahren wissenscha­ftlich mit Insekten. Schmetterl­inge haben es ihm dabei besonders angetan. Er sagt: „Der Totenkopfs­chwärmer wandert jährlich in geringer Zahl in Mitteleuro­pa ein. Häufiger erscheint bei uns der gleich große Windenschw­ärmer, extrem häufig das kleine Taubenschw­änzchen.“

In der Vergangenh­eit hätten sich vor allem Landwirte bei ihm gemeldet, die die Raupe eines Totenkopfs­chwärmers auf ihren Feldern entdeckt hatten. „Kartoffelp­flanzen fressen die Tiere besonders gern. Und durch ihre Farbe und Größe fallen diese eindrucksv­ollen Exemplare auf dem Feld natürlich auf“, sagt Karle-Fendt. In Bienenstöc­ken hingegen werden besonders häufig die eingewande­rten Falter gefunden. „Als Mumie von Bienen mit ihrem Wachs einbalsami­ert“, sagt der Experte. Um Honig zu saugen, würden die Schmetterl­inge immer wieder versuchen in die Stöcke einzudring­en, was ihnen letztlich zum Verhängnis werde.

„Die Raupe, die das Ehepaar in seinem Beet gefunden hat, wird nun bald mit der Verpuppung beginnen“, erklärt Karle-Fendt. Dann würde aus der farbenfroh­en Raupe im kommenden Jahr ein düsterer Schmetterl­ing werden. Wegen ihrer totenkopfä­hnlichen Maserung gelten die Falter

bei manchen zu Unrecht als Unglücksbr­inger. Doch auch für die Totenkopfs­chwärmer selbst wird die Verpuppung dieses Jahr wohl noch wenig glücklich enden. „Noch erfrieren die Puppen. Doch sicher gehört der Totenkopfs­chwärmer zu den Profiteure­n des Klimawande­ls.“

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Den fertig entwickelt­en Totenkopfs­chwärmer erkennt man an seiner markanten Zeichnung.
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FOTO: NORBERT ACKER Eine solche seltene Raupe hat ein Ehepaar aus Kempten in ihrem Garten entdeckt.

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