Gut gerüstet für die Klima-Transformation
Laut einer Sparkassen-Studie bietet der ökologische Umbau der Wirtschaft mittelständischen Unternehmen große Chancen
- Bisher haben die meisten Mittelständler die Corona-Pandemie wirtschaftlich recht gut überstanden. Nun aber stehen sie vor der nächsten Herausforderung – der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Das zeigt die jährliche Umfrage des Deutschen Sparkassenund Giroverbands (DSGV) zur Lage der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland. 93 Prozent der Unternehmen mit bis zu 250 Millionen Euro Umsatz haben 2020 noch einen Gewinn erzielt, zeigt die Auswertung von mehr als 300 000 Bilanzen der Unternehmen. Dabei sanken die Umsätze insgesamt um drei Prozent, die Gewinne gingen um mehr als fünf Prozent zurück. „In den allermeisten Fällen reichten die Kapitalpuffer aus, um Verluste zu kompensieren“, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis bei der Vorstellung der Studie. Nur bei 0,7 Prozent der Unternehmen sei das nicht der Fall gewesen. Der Mittelstand habe seit der Finanzkrise 2009 an Flexibilität gewonnen und sei deshalb finanziell robuster und widerstandsfähiger geworden.
Für das laufende Jahr rechnet der DSGV mit einem starken Wachstum in allen Branchen. Allerdings würden einige, allen voran das Gastgewerbe, nur einen relativ kleinen Teil der hohen Corona-Verluste wieder einspielen, auch wenn die Branche 2021 etwa 14 Prozent mehr umsetzen dürfte – sofern es keinen weiteren Lockdown gebe. Andere Branchen wie der Bau, Chemie und Pharma oder auch IT dürften ebenfalls deutlich zulegen, das gilt auch für den Metall-, Maschinen- und Fahrzeugbau. „Denn erstens ist das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht, und zweitens bedeutet der Umbau zu mehr Nachhaltigkeit kräftige Investitionen“, sagte Schleweis.
Dafür aber seien die Firmen gut gerüstet. Das lesen die Sparkassen aus dem Volumen der Kredite ab, die sie im ersten Halbjahr zugesagt haben. Von den 50 Milliarden Euro an Zusagen flossen fast 19 Milliarden in den gewerblichen Wohnungsbau, knapp 32 Milliarden Euro aber in Investitionen. Wenn man diese Zahlen um die Corona-Sonderkredite der KfW und der Landesförderanstalten bereinige, dann hätten die Sparkassen immer noch eine Milliarde Euro mehr an Krediten vergeben. An Liquidität mangele es den Unternehmen nicht, denn damit hatten sie sich im vergangenen Jahr vollgesaugt und so ihre Flexibilität in der Krise gesichert.
Diese Liquidität helfe den Unternehmen jetzt, sagte Schleweis: „Vor uns liegt das wahrscheinlich größte Investitionsprogramm dieser Dekade: Der Umbau zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise.“Dabei könne der Mittelstand zuversichtlich in die Zukunft schauen, denn in vielen Bereichen seien die Unternehmen schon als weltweite Markt- und Technologieführer etabliert, und bei Klimaschutzgütern habe der Mittelstand das „Potenzial zum Wegbereiter“. Die Unternehmen sind auch bereit zu dieser Transformation, allerdings stehen noch Imagegründe im Vordergrund, gefolgt von regulatorischen Anforderungen und der gesellschaftlichen Verantwortung. Kosteneinsparungen spielten noch keine größere Rolle, sagte der DSGVPräsident. Doch wenn die Politik den Druck über Maßnahmen wie der erhöhten Bepreisung von Treibhausemissionen erhöhe, werde das Kostenargument relevanter werden.
Die zunehmende Regulierung sehen die Sparkassen jedoch kritisch: „Wettbewerb hat sich mehr bewährt als Regulierung”, sagte Schleweis. Die Transformation der Wirtschaft sähe der Mittelstand als Chance, aber sie wäre über Marktmechanismen besser zu regeln als über Bürokratie.